Wie aus zufälligen Formen neue Themen werden, ist an Reiner Glebsattels Bildern zu verfolgen. Am Freitag wird seine zweite Ausstellung eröffnet.

Nach der Ausstellung mit angewandter und freier Grafik in der VHS-Galerie wird am Freitag (10.) heute im Herner Rathaus der zweite Teil der großen Retrospektive von Reiner Glebsattel eröffnet. Hier zeigt der Herner Künstler Malerei und Collagen von den späten 1960er Jahren bis heute.

Spuren von Druckfarbe haben ihn inspiriert

Die ersten Motive verdankt Reiner Glebsattel eher einem Zufall. Während des Studiums arbeitete er in einer Schilderfabrik. Dort faszinierten ihn die Spuren, die die zähe Druckfarbe an der Farbdose hinterließ. „Diese Formen haben sich bei mir in den Kopf gesetzt“, erzählt er. „Sie haben mich über Jahre nicht losgelassen.“ In den Collagen der 1970er Jahre werden diese blasenartigen Farbverläufe zu beängstigenden Formen, die sich der Umwelt bemächtigen. Seine damaligen Collagen über die Zerstörung der Welt haben auch heute nichts an Aktualität verloren. Später verwandeln sich diese Farbspuren in organische wirkende abstrakte Strukturen, die seine Bilder der 1980er Jahre prägen. Nur unterbrochen durch eine kurze Phase mit surrealen Bildern, die sich an Künstlern wie Salvador Dali und Rene Magritte orientieren. In den 2000er Jahren nimmt Reiner Glebsattel diese Strukturen wieder auf. Sie ziehen sich dynamisch über mehrteiligen Arbeiten. Manchmal erinnern sie an figürliche Formen. Meist bleiben sie bewegte farbige Spuren auf großflächigen Bildern.

Intensive Beschäftigung mit der Natur

Die Bilder im 1. Obergeschoss zeigen die intensive Beschäftigung mit Naturformen. Aus den abstrakten Strukturen sind Felsen und Bäume geworden. Reiner Glebsattel konzentriert sich in diesen Bildern auf die Details der natürlichen Vorbilder. Dies wird besonders deutlich in dem mehrteiligen Bild zum Wasser, entstanden im Kulturhauptstadt-Jahr 2010 für die Ausstellung des Herner Künstlerbundes in den Flottmann-Hallen. In dieser Arbeit wechseln sich kleine quadratische Bilder ab, in denen naturalistische Darstellungen neben fast abstrakt wirkenden Strukturen stehen.

Neue Bilder widmen sich der Industriekultur

Eine Arbeit von Reiner Glebsattel
Eine Arbeit von Reiner Glebsattel © Svenja Hanusch

In den neueren Bildern wendet sich Reiner Glebsattel der verlassenen Industriekultur zu. In ihnen dienen still gelegte Maschinen, alte verrostenden Eisenkonstruktionen oder auch abblätternde Farben als Vorlagen für eine naturalistische Malerei. Das 2. Obergeschoss ist einigen reliefartigen Collagen vorbehalten. Aus Seidenpapieren schafft er erhöhte Strukturen, die in die Farbflächen eingearbeitet sind. Ein großes Relief aus Styropor nimmt sich noch einmal des Themas Wasser an.

Die Ausstellung dokumentiert auf der einen Seite die vielfältige Formensprache des Herner Künstlers. Auf der anderen Seite wird in der zeitlichen Abfolge auch deutlich, wie sich viele künstlerische Ideen über die Jahre weiterentwickeln.

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Die Ausstellung „Malerei-Collage“ wird am Freitag, 10. Mai, um 17 Uhr in der Rathaus Galerie mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Frank Dudda eröffnet.

Für den musikalischen Rahmen sorgt Wolfhard Hupperts an der Gitarre. Die Werke von Reiner Glebsattel sind bis zum 19. Juli zu sehen. Öffnungszeiten Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr.

Die VHS-Galerie zeigt noch bis zum 14. Juni freie und angewandte Grafik. Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr.