Herne. . Katholikinnen in Herne streiken am Sonntag statt in die Messe zu gehen. Es geht um Missbrauch und Benachteiligung in der katholischen Kirche.

Das kommt nicht alle Tage vor: Frauen der katholischen Kirche treten in den Streik. Doch genau dies geschieht jetzt. Unter dem Motto „Maria 2.0“ ruft die kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland), Bezirk Herne, dazu auf, gegen Missbrauch und Benachteiligung von Frauen in der katholischen Kirche zu protestieren.

Statt am Sonntag, 12. Mai, in die Messe ihrer Gemeinde zu gehen, sollen sie zum Kugelbrunnen in der Bahnhofstraße kommen und dort zwischen 11 und 12.30 Uhr einen Wortgottesdienst feiern. Eine Eucharistiefeier ist nicht möglich. Frauen ist dies in der katholischen Kirche nicht erlaubt und Priestern vorbehalten.

Aktion aus Münster

Die Herner kfd schließt sich einer Aktion an, die von Frauen der Heilig Kreuz-Gemeinde in Münster auf den Weg gebracht worden ist. Angesichts des „Grauens der Missbräuche“ und weil keine „Reformen zur Abschaffung männerbündischer Machtstrukturen“ in Sicht seien, reiche es nicht zu klagen. Vielmehr sei Handeln nötig, heißt es von dort. Das sieht auch die kfd Herne so: „Wir haben uns mit dem Thema beschäftigt und uns platzt langsam der Kragen“, sagt Regina Sindermann, Bezirksvorsitzende der Herner kfd.

So kämpfe die kfd seit vielen Jahren dafür, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden: „Aber es kommt nichts“, ärgert sich Regina Sindermann. Deshalb hätten sie beschlossen, sich an der Münsteraner Initiative zu beteiligen. Während dort vom 11. bis zum 18. Mai Aktionen stattfinden, beschränken sich die Hernerinnen auf Sonntag, den 12. Mai. Mehr sei nicht zu organisieren gewesen, sagt Regina Sindermann.

Am Kugelbrunnen soll am Sonntag, 12. Mai, ein Wortgottesdienst stattfinden, zu dem die kfd Herne aufruft.
Am Kugelbrunnen soll am Sonntag, 12. Mai, ein Wortgottesdienst stattfinden, zu dem die kfd Herne aufruft. © Winfried Labus, Archiv

Auch Männer sind willkommen

1500 Flyer hat die Herner kfd verteilt, um auf den Kirchenstreik aufmerksam zu machen und die Frauen aufzurufen, sich daran zu beteiligen. Damit deutlich wird, wie wichtig Frauen und ihre Leistungen für die katholische Kirche sind, sollen sie nicht nur die Gottesdienste als Besucherinnen bestreiken, sondern auch am 12. Mai weder als Kollektantinnen, Kommunionhelferinnen, Lektorinnen oder Messdienerinnen im Einsatz sein. Regina Sindermann hofft, dass viele Frauen mitmachen und sich stattdessen um 11 Uhr am Kugelbrunnen versammeln. Unterstützende Männer, heißt es in dem Flyer, seien herzlich willkommen.

Frauen streiken für Frieden und ihre Rechte

Dass Frauen in den Streik treten, ist in den vergangenen Jahrhunderten öfter geschehen.

Der wohl bekannteste Frauenstreik spielt in der Antike: In der Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes verweigern sich die Frauen aus Sparta und Athen dem Sex mit ihren Männern, um endlich ein Ende des jahrzehntelangen Krieges zu erzwingen.

In Österreich streikten 1893 Frauen für bessere Arbeitsbedingungen und -bezahlung.

Für ihre Rechte gingen unter anderem Frauen in den USA, in Island, wiederholt in der Schweiz und 2018 in Spanien auf die Straße.

Die kfd des Bistums Paderborn beteilige sich nicht an der Münsteraner Aktion, so Regina Sindermann. Dort habe man an der Aktion „Licht an“ teilgenommen, die ein ähnliches Ziel gehabt habe. Auch in der Pfarrei St. Christophorus in Wanne-Eickel gebe es keinen Kirchenstreik, so Birgit Terfloth vom dortigen kfd-Bezirksvorstand und Gemeindereferentin. „Wir hatten einfach noch keine Gelegenheit, darüber zu reden“, sagt sie. Es sei aber grundsätzlich an der Zeit und wichtig, dass sich die Frauen zu Wort meldeten und ihre Rechte einforderten: „Da ist noch ganz viel zu tun.“ Sie persönlich könne sich gut vorstellen, am Sonntag in Herne dabei zu sein.