Herne. . Auch nach Jahrzehnten ist das Thema der Friedensbewegten aktuell: Sie fordern die Abschaffung der Atomwaffen. Station bei der Arbeiterwehlfahrt.

„Abrüsten statt Aufrüsten“: Das ist die zentrale Forderung des Ostermarsches Rhein Ruhr, der traditionell am Ostersonntag in Herne Station macht. Allerdings diesmal nicht an der Kreuzkirche, da der Europaplatz zur Zeit umgestaltet wird. Deshalb treffen sich die Radfahrer am Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt an der Breddestraße 14, nicht weit vom gewohnten Treffpunkt entfernt. Dort empfangen sie die Herner Friedensinitiative, das Herner Sozialforum, das Eine Welt Zentrum, DGB und Linke mit Getränken und Verpflegung, Musik und Gedichten.

Das Thema des Ostermarsches sei ein Klassiker, so Edith Grams von der Herner Friedensinitiative, die die Aktivitäten in Herne koordiniert: „Das Verbot der Atomwaffen“. Nach Kündigung des INF-Vertrages über atomare Mittelstreckenraketen sei das Schlimmste zu befürchten. „Nein, ich fühle mich nicht sicher, wenn in Büchel, nur etwa 130 Kilometer vom Ruhrgebiet entfernt, 20 Atombomben einsatzbereit liegen“, schreibt Edith Grams im Ostermarsch-Aufruf der Friedensinitiative.

 Edith Grams von der Friedensinitiative Herne
Edith Grams von der Friedensinitiative Herne © Olaf Ziegler

Dass Herne den ICAN-Städteappell unterschrieben hat, begrüßt sie: Laut Ratsbeschluss wird sich Herne als erste Ruhrgebietsstadt einem Appell der Internationalen Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen anschließen. Mit der Unterzeichnung fordern die Städte die Bundesregierung auf, dem Verbotsvertrag beizutreten. „Dieser Schritt wird immer unverzichtbarer, denn allerspätestens mit der Aufkündigung des INF-Vertrags, also des Vertrages über nukleare Mittelstreckenraketen, durch die USA, dann auch durch Russland droht ein neues atomares Wettrüsten mit dem wahrscheinlichen Schlachtfeld Europa.“

43,2 Milliarden für den Militärhaushalt

Was sie persönlich verzweifeln lasse, sei dagegen, „wie mit dem Völkerrecht umgegangen wird, aktuell in Venezuela“.

Der DGB kritisiert in seinem Aufruf vor allem die Aufstockung des deutschen Militärhaushalts auf 43,2 Milliarden Euro - Geld das im zivilen Bereich fehle, in Schulen und Kitas ebenso wie beim ökologischen Umbau, der Klimagerechtigkeit und anderen Bereichen.

Martin Domke
Martin Domke © OH

„Abrüstung ist nach wie vor das Gebot der Stunde“, sagt auch Martin Domke, Leiter des Eine Welt Zentrums in Herne, das den Ostermarsch vor Ort unterstützt. Daran komme keine Weltpolitik vorbei. Daher sieht er in den Fahrradtouren durchaus noch ein Mittel, die Menschen aus dem Wohnzimmer zu holen.“ Ob das die einzig effektive Form sei, sei aber zu diskutieren. Domke denkt an „Fridays for Future“, einen Protest, der auch durch die digitale Vernetzung lebt. Andererseits: „Auch da geht man auf die Straße und hält Reden.“

Kritischer äußert sich Jörg Höhfeld, bis vor kurzem Sprecher der Herner Grünen und 1964 das erste Mal bei einem Ostermarsch mitmarschiert. Er sieht zum einen die Gefahr einer neuen Hochrüstung und findet es richtig, sie zum Thema des Ostermarsches zu machen, genauso wie Rüstungsexporte. Andererseits ist es ihm zu einseitig, sich nur an Deutschland und die Nato zu richten. „Von dem Krieg in der Ukraine hört man wenig“ , sagt er. Dabei müsse der Konflikt Russland-Ukraine auch benannt werden. Und: „Die größte Katastrophe ist im Jemen.“ Auch auf solche aktuellen Themen wie die humanitäre Lage dort, gelte es zu blicken.