Herne. . Die SPD in Eickel schwor sich mit Kandidatin Kirsten Eink auf den Europa-Wahlkampf ein. Zu EU-Wein gab es Informationen aus den Erzeugerländern.
„In Vino Veritas“ – unter diesem Motto haben am Donnerstagabend 40 SPD-Mitglieder in der Trattoria Pizzeria Italia bei Wein, Pizza und Spaghetti über die Herausforderungen europäischer Politik gesprochen. Jens Rohlfing vom Weinhaus Wanne stellte dazu fünf Weine aus unterschiedlichen EU-Ländern vor, SPD-Europakandidatin Kirsten Eink sprach anschließend über Probleme in den Wein-Erzeugerländern. „Das Ambiente hier ist wie bei der früheren WDR-Sendung Zimmer frei“, sagte Hendrik Bollmann, stellvertretender SPD-Vorsitzender.
Eink hat ein Ziel: Am 26. Mai will die Hernerin für die Sozialdemokraten ins Europäische Parlament einziehen. „Die heiße Phase des Wahlkampfs fängt nach den Osterferien an“, sagt die 42-Jährige. Sie selbst aber sei schon ein halbes Jahr auf Betriebstemperatur, um Wähler zu gewinnen. Nun schwor sie ihre Genossen im Stadtbezirk Eickel auf die nächsten Monate mit Hausbesuchen und Wahlkampfständen ein. Tatsächlich zeigte sich die SPD betont heiter – dabei ist die Bundespartei in Umfragen zuletzt sogar von den Bündnisgrünen überflügelt worden.
Inhaltlich gut vorbereitet
Doch Eink weiß Optimismus zu verbreiten. Die Verwaltungswirtin nimmt die Anwesenden für sich ein und schlendert während ihrer Kurzvorträge durch die Reihen. Auch inhaltlich ist sie gut vorbereitet. So sprudelt es aus ihr heraus, als Rohlfing den Rotwein „Bodegas Alconde“ vorstellt, der aus dem katalonischen Teil Frankreichs stamme. Die Unabhängigkeitsbestrebungen vieler Regionen, darunter auch die Kataloniens, würfen eine drängende Frage auf: „Was ist das europäische Volk und wer gehört dazu?“ Eink illustriert die Europäische Union als Haus, in das immer wieder Leute einziehen – und andere ausziehen. Daher sei ihr nicht bange vor dem Brexit. Immerhin habe die EU bereits einen Austritt in seiner Geschichte verkraftet: 1982 trat Grönland aus der Gemeinschaft aus.
Lob für portugiesische Sozialisten
Passend zum portugiesischen Wein „Seixoso Vinho Verde“ lobt sie die Politik des krisengeschüttelten Landes: „Die Maßnahmen lesen sich wie ein Gegenentwurf zu fast allen Sparforderungen der EU. Die Sozialisten hoben den Mindestlohn an und machten Kürzungen von Pensionen rückgängig.“ Das Ziel sei die Stärkung des portugiesischen Konsums gewesen. „Das ist ein Erfolgsmodell“, bilanziert Eink.
SPD in Herne holte 43,1 Prozent
Bei der Europawahl 2014 holte die SPD in Herne 43,1 Prozent der Stimmen - das fünftbeste Ergebnis aller 400 Wahlbezirke.
Damals trat Kirsten Eink auf Listenplatz 52 an und verpasste den Einzug ins EU-Parlament klar. 27 Genossen schafften es.
Einer aktuellen Umfrage nach kommen die Sozialdemokraten bundesweit nun auf 18 Prozent der Stimmen.
Besonders leidenschaftlich wird sie, wenn es ums Thema soziale Sicherheit geht. „Niemand darf in Europa durch das Netz der Gemeinschaft fallen. In vielen Ländern aber gibt es diese Gefahr.“ Daher sei eine europäische Sozialsicherung folgerichtig. Auch wolle sie Europa demokratischer gestalten: Es könne nicht sein, dass ein maltesischer Europa-Abgeordnete 80 000 Wähler vertrete, während ein deutscher für die Interessen von 1,2 Millionen aufkomme.
Eink will bald selbst für die Belange der Herner in Brüssel verantwortlich sein. Doch es wird nicht leicht: Ihr Listenplatz 21 würde nach aktuellen Umfragen nicht für den Einzug reichen. Die Kandidatin aber sagt: „Ich bin zuversichtlich. Die SPD war auch bei der Wahl 2014 stärker als in den Umfragen.“