Herne. . Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 hat Herne schlecht abgeschnitten. Die Stadt rutschte im Vergleich mit anderen Städten gegenüber 2016 kräftig ab.
Herne ist keine fahrradfreundliche Stadt. Das ist das Ergebnis des bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Tests 2018. Unter den 41 Großstädten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern landete Herne auf Platz 25. Vor zwei Jahren war es noch Platz 11 unter damals 38 Städten. Auch in der Gesamtnote rutschte Herne ab: Die Radfahrer, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) für den Test befragt wurden, gaben Herne in Sachen Fahrradfreundlichkeit die Schulnote 4,2. Vor zwei Jahren war es eine 3,7.
Unzufrieden mit Kontrolle von Falschparkern
Besonders unzufrieden sind Radfahrer in Herne laut Ergebnis mit der Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen und Ampelschaltungen für Radfahrer. Hier vergaben sie die Note 5. Die besten Noten gab es für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad sowie für geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (Note 3,2).
Hernes ADFC-Chef Michael Thomasen nennt die Verschlechterung von 3,7 auf 4,2 „nicht ohne“. Verwundert ist er darüber nicht. Radwege, wenn überhaupt vorhanden, seien in Herne zu schmal, in erbärmlichen Zustand oder endeten im Nirgendwo. Kurz: „Radfahrer werden in Herne oft vergessen“, sagt er zur WAZ. Schon mit kleineren Maßnahmen ließe sich die Situation deutlich verbessern, etwa durch Radwegparker-Kontrollen, mehr Tempo-30-Zonen oder radfahrerfreundliche Lösungen an Baustellen. „Wenn Herne will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen und die Stadt von unnötigen Autofahrten entlasten, dann muss mehr getan werden“, fordert Thomasen. Konkret: „Wir brauchen Platz für gute Radwege, ein zusammenhängendes Radwegenetz und ausreichend Fahrradparkplätze an Haltestellen, Einkaufsstraßen und öffentlichen Gebäuden!“
Für Thomas Semmelmann, Landes-Vorsitzender des ADFC, ist das schlechte Abschneiden Hernes, aber auch anderer Revierstädte keine Überraschung. Es seien immer mehr Autos auf den Straßen unterwegs, auch stiegen immer mehr Menschen aufs Rad um: „Der Nutzungskonflikte wird immer größer“, so der Herner, der auch Radverkehrsbeauftragter der Stadt war. Er befürchtet, dass der Druck auf den Straßen weiter zunimmt, nicht zuletzt auch durch die Elektroroller, die zugelassen werden sollen. Semmelmann plädiert dafür, „über eine neue Aufteilung des Verkehrsraums nachzudenken“, sprich: über eigene Fahrspuren etwa für Radfahrer. Das, betont er, dürfe aber nicht zulasten der Fußgänger passieren.