Herne. . Nicht weniger als eine „revolutionäre Form des Bauens und Wohnens“ will ein Investor im Sodinger Hochbunker realisieren. Das ist konkret geplant.

Ein Ortstermin der Superlative: Eine Vision werde Wirklichkeit, schwärmt Oberbürgermeister Frank Dudda am Mittwoch bei der Vorstellung des künftigen „We-house“ im Sodinger Weltkriegsbunker. Und Eigentümer und Investor Gerd Hansen spricht von einem nachhaltigen Wohnprojekt, das weltweit einmalig sein werde.

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, links, und Investor Gerd Hansen von Firma Archy Nova, besprechen sich am Mittwoch, 03. April 2019 im Sodinger Hochbunker in Herne. Der Bunker soll aufwändig umgebaut werden.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, links, und Investor Gerd Hansen von Firma Archy Nova, besprechen sich am Mittwoch, 03. April 2019 im Sodinger Hochbunker in Herne. Der Bunker soll aufwändig umgebaut werden. © Dietmar Wäsche

Zunächst mal die nüchternen Fakten: Für sieben Millionen Euro will Hansens Stuttgarter Projektentwicklungsgesellschaft Archy Nova den Betonklotz am Kurt-Edelhagen-Platz umbauen: 22 zwischen 33 und 200 Quadratmeter große Wohnungen für rund 70 Menschen sollen in dem neungeschossigen Turm und dem angeschlossenen viergeschossigen Riegel entstehen. Baubeginn soll im Sommer sein; bereits im Spätsommer 2020 sollen erste Wohnungen bezogen werden.

Investor verspricht höchste Lebensqualität

Den Anspruch, in Sodingen eine „revolutionäre Form des Bauens und Wohnens“ zu schaffen, will Hansen durch die Verbindung einer radikal ökologischen Bauweise mit einem genossenschaftlich organisierten Zusammenleben realisieren. „Wir müssen unseren Lebensstil ändern“, sagt er, verspricht aber gleichzeitig „höchste Lebensqualität“.

So stellt sich der Investor eine Wohnung im künftigen „We-house“ vor.  
So stellt sich der Investor eine Wohnung im künftigen „We-house“ vor.   © Archy Nova

Durch mehrere Bausteine will Archy Nova dies erreichen. So soll die Technik der Mobilfunkmasten auf dem Dach so viel Abwärme erzeugen, dass damit der Bunker vorgeheizt werden kann. Die zusätzlich benötigte Heizleistung und der komplette Strom sollen durch eine Photovoltaikanlage erzeugt werden. Eine sogenannte Stromcloud sorgt für Speicherung und Steuerung. „Öl und Gas kommen nicht zum Einsatz“, so Hansen. Auch beim Abwasser sollen Kreisläufe genutzt werden.

Dachgewächshaus, Restaurant und Yogazimmer

Das auf einem professionell betriebenen Dachgewächshaus angebaute Gemüse soll in einer Gemeinschaftsküche sowie in einem Bunker-Restaurant verarbeitet werden. Und: „Die Bewohner sollen möglichst auf ein eigenes Auto verzichten“, so Hansen. Carsharing mit Elektroautos soll den Verzicht erleichtern. Ebenfalls geplant: Gästezimmer, ein Wellnessbereich, ein Yogazimmer...

Und wie teuer ist das Wohnen der Zukunft in Sodingen? Um sich in die Genossenschaft einzubringen, müssten die künftigen Bewohner zunächst mal 650 Euro pro Quadratmeter zahlen, so Archy Nova. Der Mietpreis werde bei 8 Euro pro Quadratmeter liegen - plus ein Euro für die Nebenkosten.

Es gibt bereits mehrere Interessenten

So sieht der ehemalige Weltkriegsbunker zurzeit aus.
So sieht der ehemalige Weltkriegsbunker zurzeit aus. © Dietmar Wäsche

„Vier, fünf Interessenten gibt es bereits“, berichtet Gerd Hansen. Eine mögliche künftige Genossin im „We-house“ ist sogar zum Pressetermin erschienen: Annegret Schrader, die frühere Vorsitzende des Künstlerbundes, der früher in dem Sodinger Bunker Ausstellungen organisiert hat. Bei der Vorstellung des Projekts kommen ihr aber Zweifel. „Eine Gemeinschaftsküche? Schwierig. Und ob mein Mann auf sein Auto verzichten würde...“

Dass Auswärtige der Standort Herne abschrecken könnte, glaubt Hansen nicht: „Hier passt alles zusammen.“ Herne habe mit der grünen Infrastruktur den richtigen Weg eingeschlagen und sei „ein Vorreiter in Deutschland“. Bei der bundesweiten Suche nach einem geeigneten Bunker sei es aber zunächst mal um die Eignung des Gebäudes gegangen, sagt er.

Das Interesse an diesem Projekt sei schon nach den ersten Medienberichten - unter anderem in der WAZ - sehr groß, berichtet OB Frank Dudda. Mehrere TV-Teams hätten sich angesagt. Und von Forschern habe er Anfragen erhalten, ob sie sich in dieses Projekt einbringen könnten.

>> INFO: Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit

Archy Nova versteht sich selbst als „Ideenschmiede für ganzheitliches Bauen“. Die 1984 in Stuttgart gegründete Gesellschaft entwickelt und realisiert nachhaltige Immobilienkonzepte.

Im Vordergrund stünden „soziale Konzepte, gesunde Materialien und ein minimierter Verbrauch von Energie und Wasser“.