Förderung durch „Tanzpakt Stadt-Land-Bund“ wurde Renegade nicht gewährt. Fenerci sieht darin eine Missachtung der Verdienste des Tanzkollektivs.
Auf 300.000 Euro Fördermittel hatte Renegade gehofft. Über das Programm „Tanzpakt Stadt-Land-Bund“ sollten für drei Jahre Produktionskosten gedeckt werden. Jetzt musste das Tanzkollektiv unter dem Dach von Pottporus eine Absage verkraften. Für Zekai Fenerci, den künstlerischen Leiter, ist die Entscheidung der Jury nicht nachvollziehbar. Sie sei nicht nur eine Absage „an uns als renommierte und langjährig professionell agierende Kompagnie Renegade, sondern an uns als Vertreter des professionellen urbanen Tanzes in Deutschland, der damit auch 2019 nicht als eigenständige Kunstform anerkannt wird“.
Stadt Herne hat 20.000 Euro bereitgestellt
Renegade bedankt sich in diesem Zusammenhang bei der Stadt Herne und dem Landesministerium für Kultur, ohne die die Antragstellung bei Tanzpakt gar nicht möglich gewesen wäre. Der städtische Kulturausschuss hatte 20.000 Euro für Renegade bewilligt, um damit eine Teilnahme an dem Programm zu ermöglichen, das die Bereitstellung flankierender städtischer Mittel erfordert. Die Mittel für den Verein Pottporus wurden in diesem Zusammenhang um 20.000 Euro verringert.
Renegade ist Fenerci zufolge „als erstes urbanes Tanzkollektiv Deutschlands“ 2003 gegründet worden und habe seitdem 27 spartenübergreifende Produktionen realisiert. Allein am Bochumer Schauspielhaus seien in sieben Jahren Kooperation (Renegade in Residence) mehr als 35.000 Zuschauer gezählt worden. Mehr als 30 urbane Tänzer studierten inzwischen an der Folkwang-Universität Zeitgenössischen Tanz. Weltbekannte Choreografen arbeiteten mit Tänzern, die in Renegade-Produktionen auf der Bühne gestanden hätten. Und: Renegade erreiche nicht nur Zielgruppen, die im etablierten Kulturbetrieb keinen Platz hätten: „Wir sind diverse, postmigrantische MitbürgerInnen“.
„Mut zum anti-elitären Perspektivwechsel“
Zekai Fenerci fordert eine Anerkennung des urbanen Tanzes als eigenständige Kunstform. Dazu brauche es „Offenheit, Neugier, Bereitschaft und Mut zum längst überfälligen und anti-elitären Perspektivwechsel“. In den öffentlichen Förderinstitutionen müsse es Ansprechpartner geben, die in den urbanen Kunstformen verortet seien. Die urbane Kunst müsse Zugang zu Bühnen, Gastspielhäusern und Festivals bekommen sowie professionelle Produktionszentren.