Herne. . Im Herner Schloß Strünkede sind ab Sonntag 150 dekorative Messingobjekte zu sehen. Sie illustrieren drei Jahrhunderte Teekultur.
Was für ein Glanz im Rittersaal von Schloß Strünkede! Kein Wunder, dass das Messing einst als das „Gold des Bürgertums“ galt. Im Haushalt fand es ebenso Verwendung wie in der Seefahrt und der Medizin. Die Wanderausstellung „It’s Tea Time“ greift sich einen populären Aspekt heraus: Teegenuss in Messing. Am Sonntag wird sie im Schloss eröffnet.
Sammler verleihen die Exponate
Um die 100 Sets mit etwa 150 Stücken hat der Brass Collectors Club Germany (BCCG) zur Verfügung gestellt, eine Hand voll Sammler, die sich seit 40 Jahren auf Messing aller Art spezialisiert haben und komplette Themenausstellungen zur Verfügung stellen. In diesem Fall alles, was für den Teegenuss in den letzten drei Jahrhunderten benötigt wurde: Teekanne und Samowar, Stövchen, Wasserkocher, Teedosen und vieles mehr.
Katrin Lieske vom Emschertalmuseum hat als Kuratorin die Objekte nach ästhetischer und funktionaler Zusammengehörigkeit in Vitrinen angeordnet und an der Wand Wissenswertes zur Teegeschichte in verschiedenen Ländern auf Tafeln in Teebeutelform aufbringen lassen. Überdimensionale Teebeutel aus Stoff lockern den Ausstellungsraum zusätzlich auf.
Wer heute eilig heißes Wasser über einen Teebeutel gießt, weiß vermutlich wenig von der Teekultur früherer Zeiten. Der erste Tee soll 1610 mit einem niederländischen Schiff aus China ins Kaffee trinkende Europa gekommen sein. Der technische Fortschritt lässt sich an den Ausstellungsobjekten ablesen: Wurde anfangs das Wasser mittels Holzkohle erhitzt, die in das Heizrohr eines Samowars oder einen Eimer gefüllt wurde, lieferte später ein Petroleumbrenner die Energie, bevor schließlich Strom das Wasser für den Tee im elektrischen Kessel zum Kochen brachte. Beim Samowar und der Teeurne wird es über Kräne abgezapft und mit einem Teesud vermischt, auch die „Dröppelminna“ erfüllt diesen Zweck.
Ganze Teegeschirre sind zu bestaunen, inklusive Milchkännchen, Zuckerdose, Rosenlöffeln und Gläsern. Teedosen sind reich verziert, ein besonders kurioses Stück von 1910 ist am Deckel mit Schmetterlingsflügeln verziert. Eine andere Vitrine enthält nichts als Stövchen: runde, ovale, achteckige.
Objekte aus dem Besitz des Emschertalmuseums sind nicht ausgestellt. „Es wird aber im Schloss entsprechende Gerätschaften gegeben haben“, ist sich Museumsleiter Oliver Doetzer-Berweger sicher. Knud Schöber stimmt ihm zu. Der Sprecher der BCCG Initiative, die übrigens die Gründung eines Messing-Museums plant, ist selbst als junger Mann auf einem Reiterhof vom Messing-Virus infiziert worden und seitdem Kenner und Sammler. Objekte aus Herne enthalte die Sammlung nicht, wohl aber aus dem Münsterland. „Messing war so etwas wie heute die Tupperware“, sagt er. „Minderbeachtete Verschleißgegenstände“, die zudem im Krieg vielfach in der Metallsammlung landeten. „Übrig geblieben ist nur ein kleiner Teil von dem, was es einmal gab.“ Alles was älter sei als von 1850, sei noch von Hand hergestellt, später wurden die Gerätschaften industriell gefertigt.
Katalog und Führungen
Wer sich an schönen Formen erfreuen kann, dem wird bereits ein Rundgang an den Vitrinen entlang genügen. Einen tieferen Einstieg in das spannende Thema Teekultur sollen demnächst ein Katalog und Führungen erlauben.
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Die Ausstellung „It’s Tea Time. Teegenuss in Messing“ wird am Sonntag, 24. März, um 15 Uhr im Schloß Strünkede (Karl-Brandt-Weg 5) eröffnet.
Nach der Begrüßung durch den Museumsleiter Oliver Doetzer-Berweger führt die Kunsthistorikerin Rita Mielke in das Thema ein.
Bereits um 14 beginnt das große Familienfest zur Eröffnung, mit Luftakrobatik, Irish Fiddle, Flaniertheater und einer Teestunde sowie vielen Mitmachangeboten und Ständen rund um den Tee.
Die Ausstellung ist geöffnet bis 28. Juli, di-fr 10-13/14-17 Uhr, sa 14-17 Uhr, so 11-17 Uhr. Eintritt Erwachsene 3,50 Euro, Kinder 50 Cent. Der Eintritt am Eröffnungstag ist frei.