Herne. . „Zwischen Staunen und Entsetzen“ hat der Herner Künstler Jürgen Grislawski seine Ausstellung genannt. Wer Zeit mitbringt, kann einiges entdecken.

Unter dem Titel „Zwischen Staunen und Entsetzen“ sind ab Samstag in den Flottmann-Hallen Ölbilder des Herner Künstlers Jürgen Grislawski zu sehen.

Viele der in den Jahren von 1983 bis heute entstandenen großformatigen Ölbilder zeigt er zum ersten Mal. Erstaunen ruft sicherlich die Präsentation hervor: Seine Werke hängen nicht an den Wänden, sondern stehen schräg vom Boden vor ihnen. Sie laden ein, an ihnen vorbeizugehen, stehenzubleiben und sich in sie zu vertiefen.

„Man muss sich auf die Bilder einlassen“, erklärt Jürgen Grislawski selbst. „Ich liefere keine Interpretationen. Die Geschichten liefert jeder selbst.“ In seinen Arbeiten überlagern sich vielfach die einzelnen Bilderzählungen zu manchmal chaotisch scheinenden Szenerien. Da gibt es Flugzeuge neben Tieren. Da tauchen Schwimmer und Boxer auf. In einer Szene aus einem Kasperletheater kämpft der Kasper gegen die Teufel.

Jürgen Grislawski mit einem seiner typischen Köpfe.
Jürgen Grislawski mit einem seiner typischen Köpfe. © Socrates Tassos

Da werden Figuren mit dunklen kräftigen Linien umrissen. Andere Menschen werden zu grafischen Linien ausgedünnt. Da gehen pflanzliche Ornamente in eher konstruktive Elemente über. Da gibt es zeichenhafte Elemente oder symbolhafte Darstellungen. Immer wieder kann man den für Jürgen Grislawski typischen Kopf mit dem leicht geöffneten Mund entdecken. In den meisten Bildern tauchen Worte, Satzfetzen oder ganze Sätze auf. Da fragt er sich „Was wäre gewesen wenn?“ oder „Wer war wer?“ Da stellt er fest „Alles gut“ oder „Alles richtig. Nichts stimmt.“ Erklärungen zu den Bildern liefen die Texte nicht. Sie können allerdings zum Denken anregen oder auch in die Irre führen.

In der Mitte der Ausstellungshalle liegen einige vitrinenartige große Holzrahmen auf Stellagen. Darin zeigt Jürgen Grislawski eine kleine Auswahl an Zeichnungen: „Ich zeichne eigentlich immer“, sagt er schmunzelnd. In seinen Zeichnungen umreißt er Figuren oder Gegenstände mit sicherem Strich. Hier kann man Motive entdecken, die sich auch in den Bildern finden.

Es ist eine Ausstellung, bei deren Besuch man Zeit mitbringen muss. Die ungewöhnliche Präsentation lädt ein, in diese Bilderwelt einzutauchen. „Man wird damit nicht fertig“, stellt Jürgen Grislawski selbst fest. Aber anfangen sollte man schon.

Die Ausstellung wird am Samstag, 16. März, um 17 Uhr in den Flottmann-Hallen eröffnet (bis 5. Mai). Zur Einführung spricht der Kunsthistoriker Gernot Thiele. Der Katalog kostet 20 Euro. Am 28. März und 10. April laden die Flottmann-Hallen um 10.30 Uhr zu einer kostenlosen Führung mit schließendem Gespräch bei Kaffee und Keksen ein.

>>> ZUM KÜNSTLER

Jürgen Grislawski ist 1955 in Wanne-Eickel geboren. Von 1977 bis 1982 studierte er an der Folkwang Universität der Künste in Essen, 1987 Studium der chinesischen Tuschemalerei in Taipeh/Taiwan.

Von 2002 bis 2008 Dozent an der Ruhrakademie Schwerte. 2008 Lehrauftrag an der Fachhochschule Münster.

Weitere künstlerische Schwerpunkte neben der Malerei: Druckgrafik, Holzbildhauerei und Keramik.

1989 Ausstellung in den Flottmann-Hallen mit „Zentrum der Erinnerung“.