Herne. . Der Bochumer Autor Frank Goosen zeichnete im Literaturhaus Herne ein stimmiges Bild der Wendezeit. Das Publikum im ausverkauften Saal hatte Spaß.
Über Frank Goosen braucht man im Ruhrgebiet nicht mehr viele Worte zu verlieren, denn der Kultautor hat längst den Weg in die heimischen Bücherregale gefunden und am vergangenen Mittwoch in das Literaturhaus in der Bebelstraße. Der Mann, der erkannt hat, dass es „woanders auch Scheiße ist“, liest aus seinem neuen Roman „Kein Wunder“ und verlässt auf 352 Seiten seine miefige, kleine Heimatstadt und macht sich auf ins Berlin des Jahres 1989.
Wiedersehen mit Förster und Brocki
Im Grunde ist er es auch nicht selbst, sondern seine liebgewonnenen Charaktere Förster und Brocki aus Bochum, die ihrem Freund Fränge in der Hauptstadt einen Besuch abstatten. Dieser steht quasi zwischen den Welten und hat sowohl in Berlin als auch Bochum eine Freundin, die natürlich nichts voneinander wissen. Aufmerksame Leser werden die Namen kennen, spielen sie doch im Vorgängeroman „Förster, mein Förster“ Nebenollen und verdienten doch ihre eigene Geschichte, erzählt Frank Goosen dem Publikum, das den Saal bis auf den letzten Platz füllt.
Trip nach Berlin wird zur Safari in die Vergangenheit
Das Buch beginnt auf der Straße, mit einem Roadtrip der beiden Kumpels Förster und Brocki, die sich nicht einig werden wollen darüber, welchen Platz in der Welt barfüßige Hippies haben. Beschwipst vom Hansa Pils, das über seine Trennung hinweghelfen soll, macht sich Brocki zunächst beim Grenzposten vor Berlin unbeliebt, dessen sächsischer Dialekt zu viel des Klischees ist und lauthals lachend kommentiert wird. Die Fahrt durch das Grenzgebiet wird schließlich zur Safari in die Vergangenheit, in der Koteletten noch angesagt sind.
Goosen streut Hintergründe in die Lesung ein
Im Laufe der Lesung streut Frank Goosen immer wieder kleine Anekdoten ein, die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte verraten und etwa erklären, von welcher Bedeutung der Juwel-Campingkocher war, der das Cover des Buches ziert oder warum der Grenzschutz vor dem starken Bier in West-Berlin warnen musste. Die kurzen Auszüge genügen, um den Zuhörern ein lebhaftes Bild der Geschichte rund um die drei Freunde zwischen Provinznest und Metropole zu geben. Selbst viel in Berlin unterwegs, kennt Frank Goosen die Gepflogenheiten, über die er schreibt und schafft so ein authentisches Bild, das sehr viel Spaß macht.