herne. . Die Landesvorgaben für das Schuleingangsalter sorgen in Herne erneut für Kritik. Und: Im Schulanmeldeverfahren gibt es Bewegung.
Auf Antrag der SPD hat sich der Schulausschuss mit dem umstrittenen Stichtag für die Einschulung in Nordrhein-Westfalen befasst.
308 Hernerinnen und Herner haben sich online hinter eine Landesinitiative zur Änderung dieses Stichtags für die Schulpflicht gestellt. Die Initiatoren fordern, dass der Einschulungsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni zurückverlegt wird. Eltern könnten dann selbst entscheiden, ob ihre Kinder schon mit fünf Jahren eingeschult werden sollen.
Die Schulleiter entscheiden am Ende des Verfahrens
SPD-Stadtverordneter Thomas Spengler sagte im Schulausschuss, dass andere Kommunen flexibler mit den strengen Vorgaben des Landes bei der Einschulung umgingen. Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini wollte dies so nicht stehen lassen. Herne halte sich an die Vorgaben des Landes: „Der Erlass ist eindeutig geregelt“, sagte sie.
Demnach liege die Entscheidung bei Widersprüchen der Eltern bei der Schulleitung. Eine Zurückstellung sei nur „aus erheblichen gesundheitlichen Gründen“ möglich. Die Entscheidung erfolge auch auf der Grundlage von ärztlichen Attesten und Stellungnahmen des Gesundheitsamtes.
Zehn Zurückstellungen in elf Verfahren in 2018/19
Aus der Praxis berichtete Andrea Sdun, Leiterin der Schillerschule und Sprecherin aller Herner Grundschulen. „Wir geben uns große Mühe, im Rahmen des Gesetzes pro Kind zu entscheiden“, betonte sie. Dabei würden alle möglichen Institutionen beteiligt.
Christoph-Martini verwies auf die aktuellen Zahlen: Demnach habe es 2018/19 in elf Verfahren zehn Zurückstellungen gegeben. Ein ähnliches Bild zeichne sich für 2019/20 ab: Elf von zwölf Zurückstellungsanträgen sei stattgegeben worden. Die Zahlen zeigten, dass das Problem überschaubar sei, sagte Marita Cramer (FDP). Michael Musbach (CDU) erklärte, dass es auch mit jedem anderen Stichtag Proteste von Eltern geben würde.
Gesamtschulen weisen keinen Schüler ab
Mit diesen Erklärungen und Zahlen wollten sich nicht alle zufrieden geben. Theres Boneberger (SPD) räumte ein, dass es zwar nicht um eine größere Zahl gehe. Aber: „Um allen Kindern gerecht zu werden, müssen auf politischer Ebene flexiblere Lösungen gefunden werden.“
Die Frage, ob und wie viele betroffene Eltern aufgrund strenger gesetztlicher Vorgaben und Hürden möglicherweise erst gar nicht den Versuch starten, ihr Kind ein Jahr später einschulen zu lassen, wurde im Ausschuss nicht erörtert.
Aktualisierte Zahlen gab es zum Anmeldeverfahren an weiterführenden Schulen. Anders als in einigen anderen Kommunen erhalten alle an den Herner Gesamtschulen angemeldeten Mädchen und Jungen nach den Sommerferien einen Platz – wenn auch nicht immer an der Wunschgesamtschule, so eine zentrale Botschaft.
35 Anmeldungen an der Hans-Tilkowski-Schule
Denn: Im Anmeldeverfahren hat es einige Verschiebungen geben müssen. Wie berichtet, hatten 173 Eltern ihr Kind an der Erich-Fried-Gesamtschule angemeldet. Diese kann aber nur 108 Schülerinnen und Schüler in vier zu bildenden Klassen aufnehmen. Da es an den Gesamtschulen Wanne-Eickel und Mont-Cenis freie Kapazitäten gab, können aber wohl zumindest alle Schulformwünsche erfüllt werden. An den fünf Herner Gymnasien und vier Realschulen können dagegen nach derzeitigem Stand fast alle Anmeldungen berücksichtigt werden.
Für die Hans-Tilkowski-Schule gab es ebenfalls eine gute Nachricht.Die Hauptschule an der Edmund-Weber-Straße werde im Schuljahr 2019/20 zwei Eingangsklassen bilden können, berichtete Detlef Rüter vom städtischen Fachbereich Schule. 35 Anmeldungen lägen zurzeit an der zweizügigen Hans-Tilkowski-Schule vor.
>> INFO: So geht es weiter bei der Online-Petition
Insgesamt 40.175 Unterstützer haben sich hinter die Online-Petition „30. Juni statt 30. September – Änderung des Einschulung-Stichtags in NRW“ gestellt.
Mit der Forderung der von einer Mutter aus Essen gestarteten Initiative muss sich nun der Petitionsausschuss des Landtags befassen.