herne. . Ein Gutachter hat nach sieben Jahren eine neue Analyse für den Einzelhandel in den Herner Zentren vorgelegt. Einige Ergebnisse sind überraschend.
Das Image der Einkaufsstadt Herne ist nicht das beste. In der vom Büro Stadt + Handel (Dortmund) vorgelegten Fortschreibung des erstmals 2011 aufgestellten „Masterplan Einzelhandel“ gibt es aber auch positive Aspekte und Entwicklungen. Zahlen, Fakten und Empfehlungen aus dem 100-Seiten-Bericht über die Gesamtstadt.
Verkaufsflächen und Betriebe
Zwischen 2011 und 2018 hat sich die Zahl der Einzelhändler in Herne von 829 auf 711 verringert und die Quadratmeterzahl der Einkaufsflächen von 183.000 auf 211.000 erhöht. Jens Nußbaum von Stadt + Handel führt diese gegenläufige Entwicklung auf zwei Faktoren zurück: die Ansiedlung des Möbelriesen Zurbrüggen an der A 43 und der Trend bei den Discountern Aldi und Lidl zur XL-Filiale. Pro Einwohner gibt es in Herne und Wanne-Eickel übrigens eine Verkaufsfläche von 1,31 m²; der Bundesschnitt liegt bei 1,52 m².
Die Kaufkraftabflüsse
Trotz starker Konkurrenz durch Online-Anbieter und Nachbarstädte stieg die sogenannte Zentralität - die Relation von Umsatz und Kaufkraft - von 81 auf 85 Prozent. Heißt: Herner lassen mehr Geld in ihrer Stadt als noch vor sieben Jahren. Die Kaufkraftabflüsse seien jedoch bei einigen Sortimenten wie Blumen, zoologischer Bedarf, Bücher und Unterhaltungselektronik nach wie vor sehr hoch, erklärt Stadt + Handel. Die Entwicklung der Nahversorgung – Lebens- und Genussmittel, Drogeriewaren – sei dagegen positiv.
Der Magnet
Wenn Kunden aus anderen Städten Herne ansteuerten, sei häufig der Sportartikel-Fachmarkt Decathlon an der Holsterhauser Straße das Ziel. Dieser besitze „eine hohe Strahlkraft“ über das Stadtgebiet von Herne hinaus, heißt es.
Empfehlungen
Handlungsbedarf sieht der Gutachter insbesondere für die Herner City, konkret: für die Stabilisierung der beiden Innenstadtpole City-Center und Robert-Brauner-Platz. Darüber hinaus regt er eine stärkere Profilierung der Innenstadt an sowie eine Wiederaufnahme von verkaufsoffenen Sonntage an – auch für Wanne.
Das Instrument Masterplan
Der Masterplan soll laut Stadt dazu beitragen, die Einzelhandelsentwicklung in den Zentren von Herne-Mitte, Wanne, Sodingen, Holsterhausen, Eickel und Röhlinghausen zu steuern. Außerdem soll das Konzept einen Rahmen schaffen, der unerwünschte Ansiedlungen verhindert - z.B. über Bebauungspläne. Das gelinge nicht immer, so Ratsherr Ingo Heidinger (Piraten-AL) bei der Vorstellung der Fortschreibung im Planungsausschuss. Er verwies darauf, dass Rewe und Aldi bzw. die Investoren den unerwünschten Bau neuer Filialen am Standort Dorstener Straße vor Gericht erstritten hätten. „Man kann nicht jede Schlacht gewinnen“, sagte Dezernent Karlheinz Friedrichs. Ohne den Masterplan gäbe es „Wild-West“. Die Interessen der Lebensmittelkonzerne seien nicht immer deckungsgleich mit denen der Stadt. Mittlerweile finde aber vieles im Konsens statt.