Herne. . Alleinerziehende haben schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt. Das Netzwerk „W“ aus Herne startet nun Projekte, um das zu ändern.

Alleinerziehend, kein Schulabschluss, kaum Berufserfahrung - das war die Situation einer 28-jährigen Frau, die sich ratlos bei der Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft Herne (GBH) meldete. Zu allem Übel versperrte auch noch die vergebliche Suche nach einem OGS-Platz für ihr Kind jedwede Berufsperspektive. „Solche Menschen brauchen dringend unsere Hilfe, sie müssen stabilisiert und an den Arbeitsmarkt herangeführt werden“, sagt Sonja Granz, Ansprechpartnerin der GBH.

Ulrike Hammerich von der Gleichstellungsstelle Fachstelle Frau und Beruf
Ulrike Hammerich von der Gleichstellungsstelle Fachstelle Frau und Beruf © üt

Gemeinsam mit dem Jobcenter, der Gleichstellungsstelle, Bildungseinrichtungen und Unternehmen will sie Alleinerziehenden nun neue Chancen aufzeigen. Durch Mittel des nordrhein-westfälischen Heimatministeriums veranstaltet das Netzwerk „Wiedereinstieg“ am Dienstag, 12. März, von 10 bis 12 Uhr eine Messe, bei der junge Eltern in Austausch mit Firmen treten sollen. „Wir müssen den Alleinerziehenden Antworten auf die wichtigsten Fragen geben: Wie finde ich einen Arbeitsplatz? Wie bilde ich mich weiter? Wo finde ich Betreuungsangebote für den Nachwuchs?“, sagt Ulrike Hammerich von der Fachstelle „Frau und Beruf“ der Stadt Herne bei einem Pressegespräch am Donnerstag.

Individuelle Lösungen für Eltern sind erforderlich

Besonders spreche die Info-Veranstaltung alleinstehende Menschen in Familienverantwortung an, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeitslosengeld II bestreiten. Meist handele es sich dabei um Frauen, nur knapp zehn Prozent der Hilfesuchenden seien Männer. Viele könnten weder eine Berufsausbildung noch einen Schulabschluss vorweisen. „Junge Frauen müssen durchstarten können. Unternehmen sollten akzeptieren, dass sie individuelle Lösungen für die Arbeitnehmer finden müssen“, sagt Hammerich.

Veranstaltungen im Überblick

Das Netzwerk „Wiedereinstieg“ bringt am Dienstag, 12. März, von 10 bis 12 Uhr Unternehmen und Alleinerziehende bei einer Messe im LWL-Museum für Archäologie am Europaplatz in Herne-Mitte zusammen.

Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig.

Das Kompetenzzentrum „Frau und Beruf“ informiert am Montag, 18. März, von 16 bis 18 Uhr in der Gleichstellungsstelle Frauen über die Umwandlung von Minijobs in normale Arbeitsverhältnisse.

Diese Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist aber erforderlich.

Ein Beispiel: Nicht selten kollidiere die erste Schulstunde des Kindes mit dem Arbeitsbeginn. In einer solchen Situation müssten es Arbeitgeber in Kauf nehmen, dass die Mutter einige Minuten später erscheint.Da für Betroffene individuelle Lösungen nötig sind, liegen zunehmend auch Teilzeitberufsausbildungen im Trend. Dabei wird die sogenannte Praxiszeit in der Firma von 38,5 auf 30 Stunden gekürzt, so dass junge Eltern genügend Kapazitäten für ihre Kinder haben. „Jeder, der Kinder hat, weiß, was da alles anfällt: Dann schreibt das Kind eine Klassenarbeit, dann muss es zum Geburtstag, dann bekommt es gar Läuse“, sagt Sandra Brinkmann vom Herner Jobcenter.

Alleinerziehende tragen „Päckchen“ mit sich

Ihr gehe es um Chancengerechtigkeit für Menschen, die ein „Päckchen“ durchs Leben tragen müssten. „Manche kommen sehr gut damit zu Recht, andere weniger. Was vor allem fehlt, sind Informationen“, sagt sie.

Dem entgegenwirken soll auch die Veranstaltung „Da ist mehr drin“ des Kompetenzzentrums „Frau und Beruf“. Am Montag, 18. März, erklärt die Diplom-Sozialwissenschaftlerin Cordula Sczesny, wie Frauen es schneller aus Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen schaffen. „Sie wird den Vortrag am „Equal Pay Day“ halten, passender geht es kaum. Schließlich gibt es in Deutschland noch immer eine bereinigte Lohnlücke von knapp sechs Prozent zwischen Mann und Frau. Daran muss sich etwas ändern“, sagt Carina Schulte im Walde von der Gleichstellungsstelle.