Herne. . In ihren Schulen waren sie die besten Vorleser, jetzt traten die neun Herner Kinder im Literaturhaus gegeneinander an.

Etwas aufgeregt sitzen sie im Literaturhaus und halten ihre Bücher in den Händen. Aber nicht nur die neun Schüler sind nervös, auch ihre Eltern fiebern mit, als ihre Sprösslinge nach und nach die Bühne betreten und vorlesen. Denn es gilt die zweite Hürde, den Kreisentscheid, beim Vorlesewettbewerb des „Börsenvereins des Deutschen Buchhandels“ zu nehmen. Von ihren Schulen – Gymnasium, Gesamt- und Realschule – waren sie als beste Vorleser ins Rennen geschickt worden.

Passage aus dem Lieblingsbuch

Im Literaturhaus lesen die neun zunächst eine Passage aus ihrem Lieblingsbuch vor, die sie selber auswählen durften. Die Lesezeit soll drei bis vier Minuten betragen. Arda muss als erster ran: Er umreißt kurz die Geschichte und liest dann aus „Die Feder des Greifs“ von Cornelia Funke vor. Arda liest mit Betonung und Mimik, ab und an etwas schnell. Aber das passiert fast allen.

Die Jury des Vorlesewettbewerbs.
Die Jury des Vorlesewettbewerbs. © Svenja Hanusch

Während die Kinder nach und nach vorlesen, macht sich die Jury – bestehend aus Verena Geiger und Barbara Strauß (Literaturhaus/ Koethers & Röttsches), Dorothé Schlautmann von der Stadtbibliothek Herne, Poetry Slammer Jan Bühlbecker und Vorjahressieger Deniz Yilmaz – fleißig Notizen auf ihren Bewertungsbögen. „Es ist ein bisschen nach Bauchgefühl“, verrät Barbara Strauß. Die Kriterien seien aber klar: Lesetechnik, Interpretation und Textstellenauswahl. Beim zweiten Durchgang – dem Lesen eines für die Kinder fremden Textes – fällt Letzteres weg, da die Passage vorgegeben ist.

Alle Teilnehmenden schlagen sich wacker

Hannah (11): Sie liest beim Vorlesewettbewerb aus „Die Mitternachtstür“.
Hannah (11): Sie liest beim Vorlesewettbewerb aus „Die Mitternachtstür“. © Svenja Hanusch

Die Lieblingsbücher der Schüler sind so unterschiedlich wie sie selber. So liest Merle aus „Die Tribute von Panem“, Nadia aus „Nightmares“, während Juliane mit „Fünf Freunde im Zeltlager“ und Vincent mit „Ronja Räubertochter“ eher die Klassiker wiederbeleben. Alexander dagegen liest aus dem Überlebenshandbuch „Familie für Einsteiger“, was als Jugendlektüre eher außergewöhnlich ist. Alle neun schlagen sich wacker, lesen mit Betonung, mal verhaspeln sie sich, aber bringen ihren Text gut zum Ende und ernten dafür Applaus.

Als es dann an den Fremdtext geht, „Mitten im Dschungel“ von Katherine Rundell, zeigt sich, wie schwierig das ist. Trotzdem lesen die Schüler flüssig und betont. „Sie haben sich wirklich alle gut geschlagen“, sagt Verena Geiger. Restlos überzeugen konnte die Jury aber Vincent Heeren, Sechstklässler vom Gymnasium Eickel. Bereits die Szene aus „Ronja Räubertochter“ las er mit verschiedenen Stimmen und schaffte es sogar, die etwas brüchige Stimme des alten Räubers Glatzen-Per nachzuahmen. Zorn, Begeisterung, Ungeduld – all das bringt Vincent überzeugend rüber. „Die schauspielerische Leistung war schon toll“, begründet Verena Geiger die Entscheidung der Jury. „Als er dann noch den Fremdtext fast genauso gut las wie seinen eigenen, waren wir überzeugt.“

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Für Vincent Heeren geht es im März beim Bezirksentscheid in Bochum weiter.

Alle neun Sechstklässler haben im Literaturhaus eine Teilnehmerurkunde und ein Buch bekommen.

Vincent erhielt darüber hinaus noch eine Siegerurkunde und als Preis ein zweites Buch.