Herne. . Der Herner Klaus Riechmann hat sich dem Kunstbetrieb verweigert. Jetzt hat sein Nachlassverwalter Willi Thomczyk eine Schau zusammengestellt.
Mit der Ausstellung „Bilder und Schriften“ erinnert die Städtische Galerie an den 2010 verstorbenen Herner Künstler Klaus Riechmann. Zum ersten Mal ist eine große Übersicht von rund 140 Bildern zu sehen.
„Diese Ausstellung ist mir eine absolute Herzensangelegenheit“, sagt Willi Thomczyk, langjähriger Freund des Künstlers und Verwalter des Nachlasses. Klaus Riechmann hat sich Zeit seines Lebens dem Kunstbetrieb verweigert. Seine Bilder entstanden zuhause am Küchentisch. Es sind kleine Formate auf Papier oder Pappe. Bilder von Menschen ziehen sich von Anfang an durch sein Werk.
Zahlreiche Selbstporträts des Künstlers
Meist konzentriert sich Klaus Riechmann auf Köpfe. Immer wieder beobachtet er sich selbst. Zahlreiche Selbstporträts sind in der Ausstellung zu sehen. Dem Betrachter tritt hier ein ernster, oft in sich gekehrter Mensch entgegen. Der Kopf ist meist schräg ins Bild gesetzt. Selten schauen die Augen den Betrachter direkt an.
Klaus Riechmann bedient sich in seinen Werken ganz unterschiedlicher künstlerischer Techniken. Mal sind seine Köpfe mit einer einfachen Linie umschrieben. Mit Feder und Tusche werden durchlaufende Konturlinien gesetzt. Und obwohl sich in solchen Zeichnungen alles auf die Linie konzentriert, gelingen Klaus Riechmann ausdrucksstarke Porträts. Andere Bilder zeigen eine Fülle von naturalistischen Details, gezeichnet mit Blei- und Buntstiften. Dann taucht er in ein Meer von Farben ein. Es entstehen sehr expressive Bilder, in denen sich die Formen aufzulösen beginnen.
Menschlicher Körper im Mittelpunkt
Neben den Selbstporträts und Bildern von Freunden finden sich in der Ausstellung auch Werke, bei denen der menschliche Körper im Mittelpunkt steht. Neben fast klassischen Aktbildern hat Klaus Riechmann auch Werke geschaffen, die kurz davor stehen, die Grenze zur Abstraktion zu überschreiten. Doch in der gestisch aufgetragenen Farbe bleiben die Körper oder Köpfe immer noch erkennbar.
Wenige der Bilder sind sich ähnlich. Viele sind eine direkte Auseinandersetzung mit Werken der Kunstgeschichte. Da spielen Formen auf den frühen Picasso an, nehmen Elemente des Surrealismus auf oder zitieren Bilder des Magischen Realismus der 1920er Jahre. Aber immer sind sie Klaus Riechmann.
Es ist eine Ausstellung geworden, die zum intensiven Schauen und Entdecken anregt. In der großzügigen und stimmigen Hängung kommt jedes Bild zur Geltung.
Die Ausstellung „Bilder und Schriften“ wird am Freitag, 15. Februar, um 19 Uhr in der Städtischen Galerie eröffnet. Zur Einführung in das Leben und Werk des Künstlers spricht Willi Thomczyk.
Für die musikalische Begleitung sorgen Norbert Müller (Gitarre) und Katja Seidich (Gesang). Zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog erschienen (10 Euro).
>>> ZUM KÜNSTLER
Klaus Riechmann ist 1940 in Wanne-Eickel geboren. Von Geburt an war er gehbehindert. Nach dem Abitur begann er in Münster Kunstgeschichte und Anglistik zu studieren. Nach einigen Semestern brach er das Studium allerdings ab.
Zeit seines Lebens hat sich Klaus Riechmann intensiv mit Philosophie beschäftigt. Neben seinen Bildern entstanden zahlreiche Texte über Kunst, Künstler und Kulturgeschichte, die er allerdings nie veröffentlichte. In der Ausstellung sind einige handschriftlich und mit Schreibmaschine getippt zu sehen.
1995 hat er zum ersten und einzigen Male einige seine Bilder zusammen mit Willi Thomczyk unter dem Titel „Duo“ in der VHS-Galerie im Haus am Grünen Ring ausgestellt.