Herne/Münster. . Ihm passte ein Fernsehverbot nicht, also türmte ein Junge nur auf Socken aus einem Herner Kinderheim. Erst bei Münster fiel der Ausreißer auf.

Ein Kind allein im Zug und ohne Schuhe – mitten im Winter: Doch der neunjährige Ausreißer aus Herne fiel erst auf, als er schon fast 70 Kilometer zurückgelegt hatte. Ein Zugbegleiter im Regionalexpress nach Münster war es, der die Bundespolizei benachrichtigte. Eine Streife nahm den Jungen dort in Empfang, er betrat den Bahnsteig mit völlig durchnässten und durchlöcherten Socken, ihm war sichtlich kalt.

Die Polizisten nahmen den Neunjährigen in Schutzgewahrsam und fuhren mit dem frierenden Jungen zur Wache, wo es zunächst einen heißen Kakao zum Aufwärmen gab, teilte die Bundespolizei mit: Die Polizisten „fanden schnell heraus“, hieß es weiter, „dass der kleine Mann aus einem Kinderheim in Herne ausgebüxt war, da er sich mit einem konsequent belegten Fernsehverbot absolut nicht einverstanden erklären konnte“.

Protestzug nach Münster

Äußerst kurz entschlossen machte sich der Junge auf die Socken. Seinen „Protestzug“ begann er am Bahnhof Wanne-Eickel, nicht ahnend, dass diese Idee doch ziemlich nass und kalt enden würde – im 70 Kilometer entfernten Münster.

Über die Bahnhofsmission organisierten die Beamten noch „warme Stricksocken und festes Schuhwerk, die dem Neunjährigen sichtlich gefielen“, so die Polizei. Als ein Erzieher des Heims in Wanne-Eickel ihn schließlich abholte, sei er wieder „wohl gewärmt“ gewesen. (tom)