Herne. . Sascha I. (Peters) und Mandy I. (Mahne) regieren das Herner Narrenvolk. Im Interview erzählen sie über sich und ihre Leidenschaft: den Karneval.

Die Karnevalssession nimmt immer mehr Fahrt auf. Vor den Höhepunkten der Session sprach die WAZ mit dem diesjährigen Prinzenpaar der 1. Herner Karnevalsgesellschaft, Sascha I. (Peters) und Mandy I. (Mahne).

Es war nicht ganz einfach, einen Termin mit Ihnen zu vereinbaren. Ist Ihr Kalender jetzt schon prall gefüllt?

Mandy I. : Es stehen durchaus schon einige Veranstaltungen auf dem Plan, beispielsweise waren wir bei den befreundeten Karnevalisten in Wattenscheid eingeladen. Die haben gefeiert, dass die Umzugswagen soweit fertig sind. Wir selbst haben auch schon unsere eigene Benefizaktion für die Lebenshilfe organisiert. Zudem hat man ja auch noch einen Beruf.

Sascha I. : Das ist bei mir nicht anders, wobei man eben auch zusehen muss, den Job und den Karneval unter einen Hut zu bringen. Das ist nicht immer ganz einfach. Ich bin viel unterwegs, gerade unter der Woche kann es da schon mal eng werden.

Kommt es schon mal vor, dass dann nur einer von Ihnen bei dem Termin erscheint?

Sascha I. : Wenn es gar nicht anders geht, ist das so. Wir möchten das nach Möglichkeit vermeiden.

Wenn Sie nun unterwegs sind, worin besteht denn eigentlich ihre Aufgabe?

Mandy I. : In erster Linie repräsentieren wir die Herner Karnevalsgesellschaft, unter anderem bei Karnevalssitzungen befreundeter Vereine in Bochum oder anderen Städten. Dazu gehört selbstverständlich ein passendes Erscheinungsbild, das heißt, dass wir in dem entsprechenden Ornat auftreten.

Im „wahren Leben“: das Prinzenpaar Sascha I. und Mandy I. mit Adjutantin Lisa Klein und den Kinderprinzessinnen Leonie I. und Dalisha.
Im „wahren Leben“: das Prinzenpaar Sascha I. und Mandy I. mit Adjutantin Lisa Klein und den Kinderprinzessinnen Leonie I. und Dalisha. © Sabrina Didschuneit

Sascha I. : Bei den Karnevalssitzungen selbst werden wir als Prinzenpaar und damit als Vertreter der Herner Karnevalisten willkommen geheißen. Oftmals werden wir auf die Bühne gebeten und begrüßen dann unsererseits das närrische Volk.

Haben Sie vor solchen Auftritten Lampenfieber?

Sascha I. : Nicht wirklich. Ich war ja schon zwei Mal König beim Sevinghauser Gänsereiterverein, zum Stadtteil Wattenscheid gehörend, und kenne die Situation, vor vielen Menschen am Mikrofon zu stehen. Bei Mandy habe ich den Eindruck, dass sie da auch sehr gewieft ist.

Mandy I. : Stimmt. Vor großem Publikum aufzutreten, macht mir nicht viel aus, denn von Kindesbeinen an bin ich in den verschiedenen Garden der HeKaGe dabei.

Und dann kam auch in der Garde die Idee auf, Prinzessin werden zu wollen?

Mandy I. : Sicherlich habe ich darüber nachgedacht, bin quasi seit Geburt im Verein, mein Vater ist Präsident und Vorsitzender.

Sascha I. : Aber die Idee wurde geboren, als ich meinem Vater während dessen Regentschaft als Adjutant zur Seite gestanden habe. Die gesamte Atmosphäre hat mir gut gefallen. Mandy und ich kannten uns ja damals auch schon und überlegten, dass wir eine solche Regentschaft gern mal selbst übernehmen würden.

Mandy I. : Da ich aber seinerzeit, das ist mittlerweile schon fünf Jahre her, beruflich anders eingebunden war, musste der Wunsch noch ein wenig warten.

Sind Sie auch im wirklichen Leben ein Paar?

Sascha I. : Nein, wir sind gut befreundet, aber kein Paar. Meine Freundin, Lisa Mereddig, ist bei fast allen Veranstaltungen mit dabei, sie ist ein großer Karnevalsfan.

Mandy I. : Mein Freund, Pascal Zimmermann, kommt nur ab und an mit.

Nun haben Sie Dutzende von Terminen. Sind da nicht Probleme vorprogrammiert?

Mandy I. : Überhaupt nicht. Er ist großer Fußballfan, spielt bei DJK Falkenhorst, dadurch ist das Wochenende schon zum Teil ausgefüllt. Und für ihn ist es auch üblich, dass ich in der Karnevalszeit viel weg bin.

Was hat Sie beide motiviert, das hohe Amt im Herner Karneval anzustreben?

Sascha I. : An der Seite meines Vaters habe ich miterlebt, dass das zwar manchmal ein bisschen stressig sein kann, aber im Wesentlichen viel Spaß und Freude bereitet, man ist viel mit Leuten zusammen und es wird auch einiges geboten.

Mandy I. : Wir beide finden es beispielsweise auch ganz spannend, wozu man eingeladen wird. So sind wir im nordrhein-westfälischen Landtag zu Gast, es gibt im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen ein Treffen der Stadtprinzenpaare. Der Oberbürgermeister von Herne empfängt uns. Kurzum, wir sind noch jung, haben die Zeit dafür und finden es nett, mal andere Seiten des Lebens kennenzulernen.

Ob es nun Empfänge sind oder Sitzungen: Übt man als Prinzenpaar vorher seine Auftritte ein?

Mandy I. : Das machen wir nicht, vielleicht wäre es mal eine Überlegung wert. Das ist aber eher scherzhaft gemeint. Es gibt schon ein Regelwerk, an das man sich halten soll.

Sascha I. : Daran arbeiten wir auch noch ein wenig.

Was meinen Sie damit?

Mandy I. : Es gehört unter anderem zu den Vorgaben, dass die Prinzessin, wenn sie ihren Platz verlässt, immer in Begleitung unterwegs ist. Daran musste ich mich erst gewöhnen.

Sascha I. : Man muss auch immer daran denken, alle notwendigen Utensilien, wie unter anderem das Zepter oder die Orden, bei sich zu haben.

An wen werden diese Orden vergeben?

Sascha I. : Unter anderem an die Akteure einer Prunksitzung oder auch Mitgliedern, die sich in besonderer Weise um den Karneval verdient gemacht haben.

Nun hatten Sie gerade das Stichwort Ornat erwähnt. Wer entscheidet, wie es gestaltet ist?

Sascha I. : Wir sind zu einem auf Karnevalskostüme spezialisierten Schneider gegangen, dort haben wir uns nach entsprechenden Vorlagen und unserem Geschmack Hose, Kleid, Kappe oder auch das Jackett anfertigen lassen. Man musste darauf achten, dass auch alles zu den Vereinsfarben Grün, Weiß und Rot passt. Bei uns kommt dieses Jahr besonders ein dunkles Grün zur Geltung.

Kostet das nicht auch eine Menge Geld?

Mandy I. : Wie überall im Leben gibt es auch hier ganz unterschiedliche Preise. Am Ende entscheidet das Prinzenpaar.

Sascha I. : Konkrete Zahlen möchte ich nicht nennen. Aber wie teuer eine solche Regentschaft wird, das hängt, wie Mandy schon sagte, maßgeblich von dem Paar selbst ab.

Nun gibt es ja nicht wenige Leute, die meinen, dass Karneval nur wegen des Alkoholkonsums gefeiert wird. Was sagen Sie zu solcher einer Kritik?

Mandy I. : Solche Diskussionen führe ich häufiger. Das ist aber auch nicht schlimm, denn mir gelingt es schon, solchen Bedenken mit Argumenten zu begegnen. Die Akteure im Karneval müssen sich beim Alkohol zurückhalten, ansonsten wären ihre Darbietungen und Leistungen überhaupt nicht möglich. Tanzgarden, und da spreche ich aus eigener Erfahrung, brauchen nun mal Fitness und Sportlichkeit für ihre Vorführungen. Alkohol ist fehl am Platz.

Sascha I. : Schaut man sich das Geschehen mancherorts zu Weiberfastnacht und Rosenmontag an, dann kann natürlich der Eindruck entstehen, dass es vor allem auf Alkohol ankommt. Aber bei den Karnevalsfeiern geht es doch um Frohsinn und gute Laune. Man möchte gemeinsam lustig und fröhlich sein. Wenn Mandy und ich als Prinzenpaar teilnehmen, trinken wir sicherlich auch mal Alkohol, aber in sehr begrenztem Maße. Das würde man auch ansonsten gar nicht durchhalten.

Apropos durchhalten. Dieses Jahr ist Rosenmontag am 4. März, die Session deutlich länger als im vergangenen Jahr. Bedeutet das zusätzliche Anstrengungen?

Mandy I. : Das Gegenteil ist der Fall. Eine kürzere Session führt meist zu mehr Stress für das Prinzenpaar. Die Termine sind dann noch gedrängter und man hat unter Umständen drei oder noch mehr Veranstaltungen an einem Abend.

Bei der HeKaGe dauert die Regentschaft des Prinzenpaares ein Jahr. Käme für Sie auch ein zweites Jahr in Betracht?

Sascha I. : Die Frage stellt sich für uns in dem Sinne nicht, weil wir wissen, dass schon für die nächsten drei Jahre die Paare feststehen.

Am Aschermittwoch, so heißt es im Karnevalsschlager, ist alles vorbei. Gibt es dann auch für Sie keine Termine mehr?

Mandy I. : Es folgen noch einige Veranstaltungen, beispielsweise das Fischessen oder auch der Kirmesumzug. Sascha I. : Und wir dürfen das Jubiläum nicht vergessen: Im Sommer feiern wir das 66-jährige Bestehen des Vereins. Deshalb haben wir auch unser Motto gewählt: „66 Jahre top, wir stellen Herne auf den Kopf“