Herne. . Etwa 1000 Kunden sind in Herne von der Pleite des Billig-Stromanbieters BEV betroffen. Die Stadtwerke übernehmen nun die Strom- und Gaslieferung.

Von der Insolvenz des Billig-Stromanbieters Bayrische Energieversorgungsgesellschaft mbH (BEV) sind in Herne 993 Kunden betroffen. Das teilten die Stadtwerke auf Anfrage mit. Seit vergangener Woche werden BEV-Kunden nicht mehr mit Strom und Gas beliefert.

Auf Licht und Heizung muss allerdings niemand verzichten. Die Stadtwerke springen als örtlicher Grundversorger ein, so sieht es der Gesetzgeber vor. „Dann greift bei uns die Ersatzversorgung“, erklärt Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa. Kunden bekommen dann Strom und Gas nach dem Basistarif der Stadtwerke. Ein entsprechendes Informationsschreiben sollen die betroffenen Haushalte in den nächsten Tagen erhalten, so Kurzawa.

Bundesweit sind schätzungsweise etwa 500.000 Menschen von der Pleite betroffen. In Bochum hatten die Stadtwerke darüber informiert, dass sie vorübergehend die Ersatzversorgung von etwa 2900 BEV-Kunden übernehmen.

Verbraucherzentrale hilft weiter

Bei der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale klingeln seit Bekanntwerden der Insolvenz des bayrischen Stromdiscounters in der vergangenen Woche unentwegt die Telefone. Dabei ist der Ärger und die Verunsicherung bei den Hernern groß. „Ich mache momentan nichts anderes mehr, als zur BEV zu beraten“, sagt Energieberaterin Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale.

„Wir raten jetzt vor allem dazu, aufgrund der Nicht-Lieferung den Vertrag bei der BEV am besten per Einschreiben zu kündigen.“ Außerdem sollten Kunden alle Zählerstände ab dem 31. Januar aufschreiben und sowohl den Stadtwerken als auch der BEV mitteilen: „Kunden können bis zu drei Monate in der Ersatzversorgung bleiben und dann wechseln.“ Dabei gelten Kündigungsfristen von zwei Wochen. „Wir empfehlen aber, nicht in der Ersatzversorgung zu bleiben, weil dies für viele Kunden teurere Tarife bedeutet“.

Kosten im Auge behalten

Prinzipiell gelte es jetzt, die Kosten im Auge zu behalten und zu überprüfen, ob weitere Abbuchungen durch die BEV erfolgen. Im schlimmsten Falle bleiben die Kunden aber auf den Kosten sitzen. „Mir ist kein Fall bekannt, in dem jemand bereits sein Geld zurückbekommen hat“, so Energieberaterin Silke Gerstler.

Die BEV hatte zahlreiche Kunden mit Bonuszahlungen und Preisgarantien gelockt und positive Bewertungen in Vergleichsportalen wie Check24 und Verivox erhalten. Eine heftige Preiserhöhung zu Beginn des Jahres ließ Böses erahnen. „Es gab Fälle, da sollte die monatliche Grundgebühr von 16 Euro auf mehr als 40 Euro angehoben werden“, sagt Gerstler.

Die Pleite der BEV ist nicht die erste unter den deutschen Billig-Stromanbietern. Allein in 2018 hatten vier Unternehmen Insolvenz angemeldet, wovon laut Stadtwerke auch Herner Kunden betroffen waren. Im Fall Teldafax standen vor Jahren etwa 750.000 Kunden bundesweit ohne Strom da.

Info: Verbraucherzentrale berät Betroffene