herne. . Die Stadt Herne will die Verkehrswende schaffen und hat dabei auch die Autofahrer im Visier. So will die Verwaltung ihre Ziele erreichen.

Die Stadt strebt mit der „Integrierten Gesamtstrategie für Klimafreundliche Mobilität“ nicht weniger als eine Verkehrswende an und will auch Autofahrer ins Visier nehmen. Was das konkret bedeutet.

Müssen motorisierte Verkehrsteilnehmer mit dem Verlust von Parkplätzen und weiteren Zwangsmaßnahmen rechnen?

Ja, aber nicht in naher Zukunft. Die Verwaltung wolle ein Umdenken anstoßen und „eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer erreichen“, so Jürgen Klein Altstedde vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr und die städtische Mobilitätsmanagerin Dana Jakert. Dabei wolle man Anstöße gehen wie: „Muss ich die 500 Meter zum Bäcker mit dem Auto fahren?“ Druck auf Autofahrer solle erst dann ausgeübt werden, wenn Alternativangebote geschaffen worden seien. Klein Altstedde betont aber auch: „Wir werden um eine Parkraumverknappung und -verteuerung nicht herumkommen.“

Warum stehen Autofahrer besonders im Fokus?

Eine repräsentativen Befragung zur Verkehrsmittelwahl hat 2015 in Herne ergeben, dass rund 60 Prozent aller Wege mit Auto, Motorrad und Mofa zurückgelegt werden – im Bundesvergleich ein hoher Wert, fürs Ruhrgebiet eher normal, heißt es. Bereits bei Entfernungen von ein bis zwei Kilometern wird häufiger das Auto benutzt als zu Fuß gegangen. Und: 20 Prozent der Herner legen Entfernungen von bis zu einem Kilometer mit dem Auto zurück.

Was plant die Stadt konkret?

Die Verwaltung hat für ihre Gesamtstrategie in acht Handlungsfeldern insgesamt 60 Maßnahmen aufgelistet. Dazu zählen neben der „nachhaltigen Gestaltung des Kfz-Verkehrs“ unter anderem Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs (unter anderem bessere Wege, besseres Netz, bessere Verkehrsführung) und des Fußgängerverkehrs sowie eine attraktivere Gestaltung des ÖPNV. Über Einzelmaßnahmen soll die Politik - falls erforderlich - vor einer Umsetzung gesondert entscheiden.

Was sagt die Politik zu der Gesamtstrategie?

SPD und CDU loben bisher ausdrücklich das „Mammutprojekt“ (SPD-Ratsherr Ulrich Syberg). Kritik gibt es dagegen von der Ratsopposition. Ein Großteil der Maßnahmen sei schon vor Jahren aufgelistet worden, so die Grünen. Kein einziges Handlungsfeld sei bisher konkretisiert und mit Zielvorgaben versehen worden, so Pascal Krüger (Grüne). Die Linke spricht von „schönen Lippenbekenntnissen ohne Substanz“ und verweist auf das Beispiel 306: Die von der Stadt geplante Taktausdünnung konterkariere die angestrebte Stärkung von Bus und Bahn.

Wie geht es weiter?

Der Rat soll das Konzept am 26. Februar beschließen und die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragen. Außerdem soll ein neuer „Lenkungskreis Gesamtmobilität“ eingerichtet werden. Für die Realisierung werde ein langer Atem benötigt, so Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs.

Dezernent Karlheinz Friedrichs
Dezernent Karlheinz Friedrichs © Ralph Bodemer

Er sagt: „Das ist nicht eben mal so gemacht.“ Die Grünen vermuten aber noch einen anderen Grund für die aus ihrer Sicht schleppende Umsetzung: Vor der Kommunalwahl im kommenden Jahr wollten die Stadt und die rot-schwarzen Ratspartner Bürgern bzw. Wählern nicht wehtun.