Aus einer Bierlaune heraus ist die Band „Cool Runnings“ entstanden. Die Musiker aus Wanne-Eickel kommen nicht nur lokal viel herum.
Eine Gruppe Engländer kehrt dem Galadinner enttäuscht den Rücken zu. Der Direktor des Delfino Beach Resort & Spa im tunesischen Nabeul schaut ihnen verständnislos hinterher. Aber sie sind nicht zum Bleiben zu bewegen. Sie waren nur gekommen, um eine Band zu sehen, die an diesem Abend allerdings nicht auftreten sollte. Der Name der Band: Cool Runnings. Diese Geschichte von den Engländern, die nur die Musiker aus Wanne-Eickel hören wollten, ist eine von mehreren, die den Bandmitgliedern von ihren Aufenthalten in Tunesien gut in Erinnerung geblieben sind.
Die Geschichte der Band selbst beginnt im Sommer 2008. Damals hatten sich Holger Wortmann, Martin Diekmann und Henning Hengst aus einer „Bierlaune“ heraus dazu entschlossen, zusammen Musik zu machen. Cool Runnings war geboren.
Dass Martin Diekmann seit 25 Jahren keine Gitarre mehr in den Händen gehalten hatte und zunächst noch ein Schlagzeuger fehlte, waren nur kleinere Startschwierigkeiten.
Feste Größe in der lokalen (Party-) Musikszene
Sie wurden aber schnell behoben. Cool Runnings – benannt nach dem gleichnamigen Film, da die Musiker sich mit den Underdogs des jamaikanischen Bobteams gut identifizieren konnten – haben sich so über die Jahre zu einer festen Größe in der lokalen (Party-) Musikszene mausern können. Egal ob Geburtstag, die Extraschicht an der Kulturbrauerei Hülsmann, oder das selbst organisierte „Rock im Hof“, Cool Runnings sind überall zu finden.
Zehn bis zwölf reguläre Auftritte absolviert die Band im Jahr. „Mehr geht und wollen wir auch nicht. Wir müssen ja alle noch arbeiten gehen“, erklärt Diekmann (55), der eine erfolgreiche Dachdeckerfirma leitet. Wortmann (56) ist als Wirtschaftsinformatiker bei einer Bochumer Firma tätig. Lange Tage sind beide gewöhnt. Für die Aufenthalte in Tunesien finden alle Musiker allerdings immer irgendwie Zeit.
Mitte 2017 „Nägel mit Köpfen“ gemacht
Den Kontakt zum Resort in Nabeul stellte Gitarrist Diekmann her, der dort schon seit über zehn Jahren mit seiner Familie Urlaub macht. „Es gab immer Live-Musik, wenn ich da war. Und schon beim ersten Mal habe ich mir gedacht: ,Das könnten wir doch auch mal machen...’“, erzählt er.
Nach langem Zögern machte man Mitte 2017 endlich „Nägel mit Köpfen“ und vereinbarte das erste Engagement, ein zweites sollte ein knappes halbes Jahr später folgen.
Premiere in Tunesien an drei Abenden im April 2018
Die Premiere auf dem afrikanischen Kontinent stieg im vergangenen April an drei Abenden binnen einer Woche. Nur mit einem Mischpult, einigen Kabeln im Gepäck und in leicht veränderter Besetzung, statt Stammschlagzeuger Holger Freisewinkel reiste Purple Eyes-Drummer Frank Schauf mit und als „Allrounder“, Gitarrist und Sänger Dirk Gerlach, flogen Cool Runnings nach Tunesien.
Was für manch einen nach einem bezahlten Urlaub klingt, ist keinesfalls reine Entspannung. „Wir sitzen ab Mittag vor unseren Auftritten zusammen und arbeiten an der Setlist. Man könnte sagen, an der Dramaturgie für den Abend, danach geht es zum Aufbau, Soundcheck“, erklärt Bassist Holger Wortmann den Tagesablauf. Da die Band ausnahmslos Cover-Stücke spielt, tut allabendliche Abwechslung nicht nur dem Publikum gut. „Wir spielen vor allem Partyoldies. Aber in der Hauptsache Musik, die Spaß macht und nach vorne geht“, so Wortmann weiter. So mischen sich in einem Set schon mal „Angels“ von Robbie Williams mit „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen. Trotz des wechselnden Repertoires bleibt für die Band auch immer noch genug Zeit, für ein wenig Sightseeing, oder die ein oder andere Runde Golf. Ein bisschen Urlaub gönnt man sich dann doch.
Freundschaften sind entstanden
Durch die Nähe zum Publikum sind während der Tunesienaufenthalte auch einige Freundschaften entstanden, die sich über ganz Europa verteilen und die teilweise sogar ihre Flüge nach den Engagements von Cool Runnings richten.
Die Wanne-Eickeler Band scheint im tunesischen Resort eine kleine zweite Heimat gefunden zu haben.
Der nächste Tunesien-Trip von „Cool Runnings“ ist für den Mai angesetzt. Es wird vieles wie immer sein, und doch jeden Abend neu. So wie es die Männer von Cool Runnings gerne haben. Neue Gesichter im Publikum werden zu den alten stoßen. Und wahrscheinlich wird auch wieder Greg aus England, der eigentlich gar nicht Greg heißt, da sein, und tanzend in der ersten Reihe stehen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Fürs jeweilige Publikum das passende Programm
Einen Abend perfekt zu planen, ist für die Mitglieder von „Cool Runnings“ nicht möglich. Jeder Auftritt ist anders und soll es auch sein. Das Publikum sei ja ebenfalls immer anders. So beschreibt es auch Holger Wortmann: „Beim ersten Mal hatten wir ein überwiegend deutsches Publikum, beim zweiten Mal eine Mischung aus Franzosen, Engländern, Russen und Einheimischen. Da muss man sein Programm schon umstellen können.“
Neben Liedern in den jeweiligen Landessprachen („An Russisch trauen wir uns bisher noch nicht ran“, wird lachend ergänzt), gibt es auch Ansagen in drei Sprachen. Fanservice steht an erster Stelle. „Wir sind ja in erster Linie da, damit die Menschen Spaß haben und tanzen“, so Wortmann.
„Rock im Hof“: Eigene Veranstaltung für guten Zweck
Von Anfang an wollten Cool Runnings auch eine eigene Veranstaltung auf die Beine stellen. Schnell war „Rock im Hof“ geboren. Seit 2010 steigt jeweils im September auf dem Hof von Martin Diekmanns Firma (Op der Heide 22) ein Konzert.
Zu Beginn noch arg improvisiert vor einer Handvoll Zuschauer, mittlerweile vor mehreren hundert Freunden und Fans auf einer professionellen Bühne. Die Band wird dabei vom Lions-Club Wanne-Eickel, dessen Mitglied Diekmann ist, unterstützt. Die Einnahmen werden komplett für den guten Zweck gespendet.
In diesem Jahr findet „Rock im Hof“ am 7. September statt. Der Eintritt ist wie immer frei. Aktuelle Termine, Anfragen und weitere Infos findet man auf http://cool-runnings-rock.de/wb/