Der Paketdienstleister GLS hat an der Roonstraße einen neuen Paketshop eröffnet. Deshalb ist Herne für das Unternehmen ein Pilotprojekt.
Die WAZ hatte sie schon vor einigen Tagen bei der Auslieferung auf der Bahnhofstraße entdeckt, am Montag stellte der Paketdienstleister GLS seinen e-Scooter sowie den neuen Paketshop an der Roonstraße vor. Damit rollt die Stadt Herne ein weiteres Stück nach vorne auf dem Weg zu einer Logistik, die den Verkehr entlastet und klimaschädliche Emissionen reduziert.
Das elektrisch betriebene Dreirad mit einer Zuladung von 750 Litern und einer Reichweite von etwa 100 Kilometern ist nicht nur optisch ungewöhnlich, auch seine Funktion ist es: Das Unternehmen will nach den Worten von Volker Dietz, Manager des GLS-Depots in Dortmund, nachhaltiger werden, Herne sei dabei ein wichtiger Pilot, denn neben Düsseldorf sei die Stadt der einzige Standort, wo die Elektro-Fahrzeuge und die Lieferprozesse getestet würden. Dietz lobte das Engagement der Stadt Herne beim Thema emissionsfreie Citylogistik. Es sei längst nicht in allen Städten der Fall, dass der Oberbürgermeister dieses Thema zur Chefsache mache. Der Hintergrund: Bereits vor eineinhalb Jahren hatte der OB die großen Paketdienstleister zum runden Tisch ins Rathaus geladen, um über Zukunftslösungen zu diskutieren. Dietz freut sich, dass die Stadt nach Bedürfnissen fragt. „Dieses Engagement der Stadt ist der Motor, dass wir uns weiterentwickeln.“ Dieses Engagement spiegele sich auch in der Tatsache, dass das Elektro-Dreirad eine Sondergenehmigung für das Befahren der Bahnhofstraße erhalten habe.
Gespräch im Wirtschaftsministerium
Oberbürgermeister Frank Dudda unterstrich bei der Eröffnung seine Überzeugung, dass eine emissionsfreie City-Logistik nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität beitrage, sondern auch das Image der Branche verbessere. Die Logistik sei ein Innovationstreiber, sie bringe neue Produkte wie das Elektro-Dreirad hervor. Die Paketdienstleister, die auf Auslieferung mit „Stromern“ setzen, zeigten, dass man Logistik heute anders denken könne. Dudda kündigte an, dass diese Art der Mobilität auch beim Pakt für Wanne eine Rolle spielen werde. Auch der Wanner Stadtkern solle in moderne Lieferprozesse einbezogen werden, mit denen herkömmliche Fahrzeuge eingespart werden könnten. Auch wenn er den Namen nicht erwähnte, der folgende Satz zielte klar in Richtung Deutsche Umwelthilfe: „Wir brauchen keinen, der uns erklärt, wie man Grenzwerte einhält, wir machen das aus eigenem Antrieb.“
Und Dudda treibt diesen Prozess offenbar entschlossen weiter voran: Bei der Runde im Rathaus vor eineinhalb Jahren saßen GLS, UPS, DHL, TNT und Hermes mit am Tisch. Mittlerweile setzen die ersten drei auf E-Mobilität, mit den anderen beiden laufen Gespräche, wie Dudda andeutete.
Parallel läuft offenbar die Suche nach einer geeigneten Fläche für einen sogenannten Hub. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Verteilzentrum, wo die Paketdienste ihre Ware anliefern, um sie von dort mit Elektromobilen zuzustellen. In Berlin wird so ein Hub gerade getestet.
Die Herner Bemühungen sind offensichtlich inzwischen in Düsseldorf aufgefallen. Anfang kommenden Jahres hat Dudda einen Termin im NRW-Wirtschaftsministerium.
>> AUCH DACHSER TESTET E-LASTENRÄDER
Vielleicht gesellt sich noch ein Unternehmen zur Herner Strategie, das bislang nicht auf dem Radar war: Bernhard Simon, Inhaber der
Spedition Dachser - die einen großen Standort auf Friedrich der Große betreibt -, sagte im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung auf die Frage nach seiner liebsten Idee für Innenstädte:
„Dass wir als Spediteure mit Elektro-Lkw in die Innenstadt fahren, dort Zeiträume reservieren, um die Fracht effizient abzuladen. Von dort aus kann die Kleinverteilung dann über E-Transporter oder elektrisch unterstützte Lastenräder erfolgen... Das würde die Lebensqualität in der Stadt heben und gleichzeitig der Logistik helfen.“