Herne. . Jahrelang haben Harald Beisemann und Mitstreiter über lahme Verbindungen in Randlagen geschimpft. Jetzt sind die ehemaligen Skeptiker begeistert.
Harald Beisemann kann es kaum fassen: Der 70-Jährige saust neuerdings pfeilschnell durchs Internet, so schnell, wie er es sich niemals hätte vorstellen können. Er und ein paar Mitstreiter in Holthausen haben Jahre lang dafür gekämpft, dass auch Randgebiete einen Breitbandanschluss bekommen. Der Traum von einer Übertragungsrate von 100 Megabit pro Sekunde ging nicht nur in Erfüllung, sondern wurde sogar noch weit übertroffen: Jetzt ist Beisemann mit 250 Mbit/s unterwegs. Der Skeptiker hat es endlich geschafft und trägt einen deutlich erkennbaren Nutzen davon: Als Fußball-Fan – um nicht zu sagen Fußball-Freak – kann er es jetzt per Stream glasklar auf dem Bildschirm verfolgen, wenn seine Schalker ein Tor schießen.
„Man traut seinen Augen nicht“, sagt Beisemann, der in seinem Berufsleben Regionalgeschäftsführer bei der Barmer war und auch dort schon vorpreschte bei der schnellen digitalen Kommunikation. Was in der Firma funktionierte, ging aber zu Hause in Holthausen noch lange nicht. Er und seine Mitstreiter ärgerten sich dermaßen über das lahme Internet in exponierten Regionen, dass sie sich 2012 beim Beschwerdeausschuss der Stadt Herne zu Wort meldeten, mit überaus positiver Resonanz. Und so lobt der 70-Jährige die SPD-Kommunalpolitiker, die eine Runden Tisch zum Breitbandausbau unter dem Unterbezirksvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Alexander Vogt aus der Taufe hoben.
Ausschlaggebend für die Super- Verbindung in Holthausen und anderen dünn besiedelten Gebieten in Herne ist ein Anfang des Jahres angezapftes Förderprogramm in Höhe von bis zu 2,8 Millionen Euro, das es erlaubt, auch die etwa drei Prozent der Anschlüsse in Randzonen zu verbessern. Es kommen alle Haushalte zum Zuge, die einen Anschluss mit einer Übertragungsrate von weniger als 30 Mbit/s haben. Für die Herner Wirtschaftsförderung liegt der Hauptaspekt der Bundesförderung in der Verbesserung vieler Gewerbestandorte, darunter Teile von Hibernia und Friedrich der Große. Vor allem Firmen profitieren auf diese Weise.
Besonders ärgerlich für Internetnutzer wie beispielsweise in Holthausen war die Tatsache, dass Herne gleichzeitig in Deutschland auf dem Platz zwei (hinter München) des Breitbandinvestitionsindexes stand. Der weitaus größte Teil der Haushalte hat seit rund drei Jahren einen Glasfaseranschluss, weil es sich in einer überwiegend dicht besiedelten Stadt für die Telekom rechnet. Dass auch die dünner besiedelten Flächen jetzt im schnellen Internetzeitalter angelangt sind, liegt an der Breitband-Offensive des Bundes.
Höhere Telefongebühr
Statt 44,95 Euro muss Harald Beisemann jetzt allerdings bei der Telekom 10 Euro mehr berappen. „Das gönne ich mir.“ Leider kann er dank des glasklaren Bildes jetzt auch genau sehen, wenn seine Knappen ein Gegentor bekommen – zu genau.