Herne. . NRW-Innenminister Herbert Reul fordert härtere Strafen für Fans, die Pyrotechnik zünden. Das sagt Hernes Ex-Fifa-Schiedsrichter Kinhöfer.

NRW-Innenminister Herbert Reul fordert: Wer im Fußballstadion Pyrotechnik zündet, soll ins Gefängnis; bisher gibt es dafür nur ein Bußgeld. Darüber sprach die WAZ im Interview mit dem Herner Ex-Fifa-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (50).

1 Was halten Sie von der Forderung des Innenministers?

Aus Sicherheitsgründen sind härtere Strafen für Pyrotechnik im Stadion auf jeden Fall zu befürworten. Hier ist die Abschreckung noch nicht hoch genug. Für mich ist Fußball im Stadion immer noch ein Familien-Event. Die Gefahr, die Pyrotechnik hervorruft, ist für ein Stadion oder eine Arena einfach zu hoch.

Bei der Arbeit: Thorsten Kinhöfer zeigte in der Bundesliga-Partie Energie Cottbus gegen FC Hans Rostock  (2008) Igor Mitreski (Cottbus) wegen wiederholten Foulspiels die gelb-rote Karte.
Bei der Arbeit: Thorsten Kinhöfer zeigte in der Bundesliga-Partie Energie Cottbus gegen FC Hans Rostock (2008) Igor Mitreski (Cottbus) wegen wiederholten Foulspiels die gelb-rote Karte. © dpa/Bernd Settnik

2 Haben Sie in Ihrer aktiven Zeit Erfahrungen mit Pyrotechnik im Stadion gemacht?

Ja, natürlich habe ich es oft live als Referee erlebt, wie Bengalos

gezündet oder Raketen auf Zuschauer abgeschossen wurden. Dass das sehr gefährlich ist und sogar tödlich enden kann, sollte jedem Menschen bewusst sein. Als Zuschauer in einem Stadion hast du keine Chancen, wenn Bengalos auf dich geworfen werden oder du zur Zielscheibe von Raketen wirst.

3 Haben diese Ausschreitungen zugenommen?

Ich glaube, das ist eher punktuell. Es ist allerdings so, dass sich der professionelle Fußball immer mehr von seiner Basis entfremdet, weil nur noch der kommerzielle Gedanke im Vordergrund steht. Es regiert nur noch das Geld. Und das ärgert die Fans natürlich, was ich auch nachvollziehen kann. Hier muss unbedingt ein Konsens zwischen Fans und Liga gefunden werden. Nur liegen beide Parteien in diesem Bereich sehr weit auseinander. Aber es kann und muss eine gemeinsame Lösung geben. Denn Fußball ohne Fans wäre der Tod des Fußballs.