Herne. . Herner Geschäfte lockten mit Rabatten, an den Kassen bildeten sich lange Schlangen. Doch manche Verbraucher sehen eine solche Aktion kritisch.

Das Lederfachgeschäft Berensen in der Bahnhofstraße hatte zwar am Morgen noch nicht geöffnet, „aber der erste Kunde wartete bereits vor der Tür“, berichteten Verkäuferinnen. Dass ihn die Werbung für Black Friday gelockt hatte, zeigte sich im Gespräch. „Er fragte sofort nach Rabatten“. Schnäppchenjagd war angesagt, es lockten Rabatte von 20 Prozent und mehr. In vielen Geschäften bildeten sich schon in den Vormittagsstunden an den Kassen lange Schlangen.

„Wir haben wirklich viel zu tun“, meinte beispielsweise Bettina Kutsch, Verkäuferin in der Filiale des Kleidungsgeschäftes Hunkemöller. Ein Sprecher von C&A erklärte, dass bereits am frühen Nachmittag deutlich mehr Umsatz erzielt worden sei als im gleichen Zeitraum des Vortages.

Gezielt vorher Artikel ausgesucht

Eine ganze Reihe von Verbrauchern hatte sich schon ganz gezielt Artikel ausgesucht, die sie preiswerter einkaufen wollten, erklärte Olga Sarris-Maglione (46), Filialleiterin der Parfümerie Pieper. Dass Geschäfte wie Pieper einen großen Zulauf erlebten, habe, so die Filialleiterin zweifellos mit der intensiven Werbekampagne für den Black Friday zu tun.

„Wir beteiligen uns zum ersten Mal“, meinte Ursula Hirsch, Inhaberin des gleichnamigen Wäschegeschäftes. Gerade in Zeiten des Onlinehandels sei es wichtig, dass die Kaufleute am Ort mit ihren Angeboten überzeugen, betonte die 63-Jährige.

Für Geschäfte ein zusätzliches Instrument

Nach Ansicht von Norbert Menzel, Vorsitzender der Händlergemeinschaft IG City, ist für viele Geschäfte der Innenstadt der Black Friday ein zusätzliches Instrument, um mit Rabatten auf sich aufmerksam zu machen, ohne auf Sommer- und Winterschlussverkauf zu verzichten. „Das Modell stammt zwar bekanntlich aus Amerika, findet aber hierzulande inzwischen eine große Popularität.“ Ein Geschäftsmann, der nicht genannt werden möchte, gab zu verstehen, dass „solche Aktionen doch eher die Sache großer Unternehmen sind.“

Heide (57) und Frank te Heesen (60) hatten sich ganz bewusst zum Bummeln in die Innenstadt aufgemacht, weil sie der Black-Friday-Werbung von Konzernen im Internet ein wenig überdrüssig geworden waren. Als sie dann auf ihrem Gang durch die Stadt ein Geschäft aufsuchten, „bekam ich an der Kasse gleich eine Tasche mit Black-Friday-Werbung in die Hand gedrückt“. Preisnachlässen im großen Stil sollte man doch eher skeptisch gegenüberstehen, meinte das Paar. Mit seiner Ansicht war es nicht allein.

Online-Handel als Konkurrent

Kornelia Plomann (54), ebenfalls in der Fußgängerzone unterwegs, äußerte auch ihre Vorbehalte. Am Ende müsse ein Unternehmen Geld verdienen und habe nichts zu verschenken. Als Verbraucher sollte man sich immer gut informieren, ob Preis, Leistung und Qualität auch wirklich übereinstimmen. Ulrike Spitzner (52) stellte die Frage: „Braucht man einen Black Friday wirklich?“. Im Laufe der Jahre „haben wir immer mehr übernommen, was aus Amerika zu uns herübergeschwappt ist, beispielsweise auch Halloween“.

Nach Ansicht von Annemarie Kulis (22) kann und sollte sich der Einzelhandel bei einem solchen Tag nicht zurückhalten. Mit Blick auf die große Konkurrenz durch den Online-Handel hält sie es für ganz wichtig, dass die Geschäfte sich deutlich positionieren.

>> WERBUNG AUCH FÜR RED FRIDAY ODER BLACK WEEK.

Mehrere Einzelhändler warben und werben nicht mit „Black Friday“, sondern mit „Red Friday“ oder „Black Week“.

Abgesehen davon, dass damit jeweils eigene Werbestrategien damit verbunden sind, tobt auch ein Markenstreit um die Verwendung des Begriffs Black Friday“, so Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland.