Herne/ WAnne-Eickel. Vier Herner Schulen wollen sich um das Landesprojekt „Talentschule bewerben“. Der Schulausschuss stimmte zu - trotz Kritik am Gesamtkonzept.
. Vier weiterführende Herner Schulen haben aufgezeigt: Sie wollen sich beim Land um eine Teilnahme an dem Projekt „Talentschule“ bewerben. Dabei sollen Schulen in benachteiligten Sozialräumen besonders unterstützt werden, um die Schüler zusätzlich fördern zu können.
Insbesondere bezieht sich dies auf zwei Schwerpunkte: den MINT-Bereich (Mathematik, Information, Naturwissenschaften, Technik) und den Bereich Kulturelle Bildung. Nach durchaus kritischer Diskussion über das Gesamtprojekt stimmte der Schulausschuss auf seiner jüngsten Sitzung bei zwei Enthaltungen den Bewerbungen der Gesamtschule Wanne-Eickel, der Mont-Cenis-Gesamtschule, der Realschule Crange und des Emschertal-Berufskollegs zu.
Erste Gruppe startet 2019/20
Insgesamt 60 Schulen des Landes, davon 45 mit Sekundarstufe I und 15 berufsbildende Schulen, sollen an dem Schulversuch, der über sechs Jahre lauft, teilnehmen können. Eine erste Gruppe startet zum nächsten Schuljahr mit bis zu 35 Schulen, eine zweite zum Schuljahr 2020/21; ausgesucht werden sie von einer zwölfköpfigen Jury auf Basis von Absichtserklärungen, in denen die Bewerber ihr Konzept und dessen Umsetzung vorstellen.
Vom Land sollen die Auserkorenen mit zusätzlichen Stellen bedacht werden; neben Lehrkräften können dabei auch zusätzliche Schulsozialarbeiter beschäftigt werden oder Verwaltungsmitarbeiter, die die Lehrer von diesen Aufgaben entlasten und ihnen so mehr Zeit für Unterricht verschaffen. Der Schulträger, also hier die Stadt Herne, verpflichtet sich, für eine entsprechende räumliche und digitale Ausstattung zu sorgen. Dabei könnten auch Mittel von Sponsoren zum Einsatz kommen.
Politiker sehen Projekt auch kritisch
Der letzte Punkt gehörte zu denen, die bei Veronika Buszewski (Linke) auf Kritik stießen. Sie befürchtete Einflussmöglichkeiten von außen. Durch die Förderung einzelner Schulen könnten außerdem zusätzliche Konkurrenz und eine Sogwirkung entstehen, durch die an anderen Schulen zum Beispiel Lehrer abwanderten, die zurzeit überall fehlten.
Auch die Piraten/AL und die Grünen sahen das Projekt „Talentschulen“ kritisch. „Leuchttürme helfen nicht“, so Jörg Höhfeld (Grüne), es müsse sich vielmehr in allen benachteiligten Bereichen etwas tun. Aber bei aller Skepsis sei es besser, wenn zumindest eine oder zwei Schulen profitierten, „als wenn alles an Herne vorbei geht.“
Während sich die SPD auch fragte, wo die Lehrer denn herkommen sollten, begrüßte Marita Cramer (FDP) das Projekt. Sie hoffe, dass möglichst viele Schulen eine Zusage bekämen.
Schulleiter: Jede Möglichkeit nutzen
Zwiespältig sieht auch Reiner Jorczik, Leiter der Realschule Crange, das Projekt „Talentschule“. „Warum nicht alle?“, fragt auch er. Einerseits. Andererseits ist er aber auch überzeugt: „Wir müssen jede Möglichkeit, die sich uns hier im Brennpunkt bietet, ausschöpfen“, so Jorczik im Gespräch mit der WAZ.
Die Schule setzt seit Jahren einen kulturellen Schwerpunkt, den sie konsequent ausbaut. Die Schule sei gut aufgestellt, auch für die Bewerbung um die Talentschule. „Wenn wir jetzt noch eine wissenschaftliche Begleitung bekommen, dann machen wir das doch“, so Jorczik. Eine Aufnahme in das Programm sähe er als Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.
Durch Kultur Begegnungen schaffen
Selbst wenn es wegen des allgemeinen Mangels keine zusätzlichen Lehrer gebe, könnten Sozialarbeiter oder Mitarbeiter für die Verwaltung eingestellt werden, was der Schule ebenfalls sehr helfe.
Wichtig sei ihm, durch die Schule auch in den Stadtteil zu wirken, die Bürger einzubeziehen und durch Kultur Begegnungen zu schaffen. Er hofft aber, mit einer Aufnahme in das Projekt nicht nur den kulturellen Bereich stärken zu können, sondern auch die MINT-Fächer.
Gedanken, wie es nach der sechsjährigen Laufzeit des Projekts weitergeht, macht Reiner Jorczik sich zurzeit noch nicht: „Erst mal anfangen.“