Herne. . Zwei Jahre nach seiner Gründung übernahm die Amateurbühne 1998 das Lokal Haus Lohbeck. Dort freut sich das Publikum vor allem über Komödien.
Es war an einem 1. Mai, im Wohnzimmer von Karl-Heinz Schulz in Gelsenkirchen-Buer, als eine Handvoll bühnenverrückter Männer und Frauen beschloss, das „Kleine Theater Herne“ zu gründen. Zwei Jahre lang tingelte die Truppe, bis sie endlich sesshaft wurde: im ehemaligen Haus Lohbeck an der Neustraße 67.
Eröffnungsabend mit Loriot-Programm
Nach umfangreicher Renovierung öffneten sich dort im ehemaligen Veranstaltungssaal heute vor 20 Jahren zum ersten Mal die Türen für Publikum. Gespielt wurde: Loriot. Gründungsmitglied Heike Hebing, heute 2. Vorsitzende, erinnert sich: „Eine Stunde vorher haben wir noch den Teppich verklebt.“
Bis die Schauspieler - darunter der heutige FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel - herausfanden, wonach dem Herner Publikum der Sinn stand, dauerte es eine Weile. Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ war es nicht, und auch mit Dario Fo taten sich die Zuschauer eher schwer. „Die seichte Unterhaltung liegt dem Herner Publikum am nächsten“, bringt es Heike Hebing auf den Punkt - was nicht alle Theaterkollegen in der Runde so stehen lassen würden. Man einigt sich darauf, dass das Publikum sich amüsieren möchte, ohne viel nachzudenken.
Mit selbst geschriebenen Stücken Geld gespart
Diesem Bedürfnis kamen dann auch die meisten Stücke in den 20 Jahren entgegen: Komödien, die zunächst eingekauft und aus Kostengründen später dann auch selbst geschrieben wurden. Zum Beispiel von Jürgen Seifert, der 2002 zum Ensemble stieß. Er ist Autor einer Reihe von Stücken, die im Altenheim spielen, und selbst auch oft einer der Hauptdarsteller. Sein Erstling „Rabatz im Altenheim“ schlug mit 128 Aufführungen ab 2011 bisher alle Rekorde.
Eine andere Zuschauergruppe erschloss sich Christian Weymayr, der etwa mit „Lügen, Sex und Sahnetörtchen“ vor allem bei Frauen Ü50 punktete. Weymayr hat vier Stücke geschrieben und spielt auch selbst. Er und Seifert führen auch Regie, so wie Andreas Zigann, der erste Vorsitzende, der zuletzt mit „Für immer Disco“ das Revival zweier alternder Glamour-Boys inszeniert hat.
Schauspieler spielen alle ohne Gage
Die Schauspieler kamen und gingen - und ein paar, wie Heike Hebing, die schon als Schülerin Feuer fing, blieben dabei. Die einen führte ein Casting in die Neustraße, die anderen der Zufall, wie Gudrun Rosenke, die über ihren Sohn ans Theater kam; Lothar Maier lieh man sich im Kleinen Theater Essen aus. Alle spielen natürlich ehrenamtlich. „Was dahinter für eine Arbeit steckt, kann sich keiner vorstellen“, sagt Karl-Heinz Schulz. Denn mindestens 30 Proben stehen an, bevor ein Stück gespielt wird, dazu kommen die Aufführungstermine. Die Koordination der Termine: eine Herausforderung für den Regisseur. Kein Wunder, dass die Schauspieler da noch „mit dem Kopf unterm Arm“ erscheinen, wie Gudrun Rosenke sagt. Und wenn dann doch mal jemand zusammenklappt, fangen die anderen es auf.
Neben den Eigengewächsen, zu denen auch junge Leute zählen, stehen übrigens auch regelmäßig bekannte Comedians von Ausbilder Schmidt bis Carsten Höfer auf der Bühne. Sie testen im Zimmertheater vor 50 Leuten, wie ihre neuen Programme ankommen. Mit Poetry Slam und Theaterclub wagt sich das Theater zudem in neue Gefilde vor. Eine bis zwei eigene Premieren im Jahr sind aber die Regel: „Heldin des Tages“ und „Der Petersilienmörder“ werden die nächsten sein.
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In den 20 Jahren an der Neustraße standen 1849 Vorstellungen auf dem Programm. Etwa 70.000 Gäste wurden in dieser Zeit unterhalten. Sie sitzen seit 1999 auf Kinosesseln eines Kinos in Buer.
Neben den Schauspielern auf der Bühne engagieren sich Vereinsmitglieder im Service und an der Kasse.
Das Lokal mit dem Saal kann auch für private Zwecke gemietet werden.
2004 hatte „Wirbel um Weihnachten“ Premiere. Seit 2011 wird das Kinderstück jedes Jahr in der Adventszeit aufgeführt.
Wegen erhöhter GEMA-Gebühren lässt das Theater jetzt Musik selbst komponieren.