Herne. . Die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt sind für junge Menschen in Herne deutlich gestiegen. Dennoch: Es gibt zwei Bewerber auf eine Lehrstelle.
Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz in Herne sind weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es 803 Stellen, 125 mehr als im Jahr davor. Dennoch trägt Herne die „rote Laterne“ in Nordrhein-Westfalen: Auf 100 Bewerber kommen nur 45 Ausbildungsstellen. „Das tut schon weh“, bekennt Regine Schmalhorst, Chefin der Agentur für Arbeit.
Zum Ende des Berufsberatungsjahres 2017/2018 zogen die Netzwerkpartner Stadt, IHK, Arbeitgeberverbände, DGB und Kreishandwerkerschaft Bilanz; sie versuchen seit einigen Jahren gemeinsam, die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern. Mit Erfolg, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda am Dienstag im Herner Rathaus: „Die Talsohle ist durchschritten.“ So hätten sich von Oktober 2017 bis Ende September dieses Jahres 1766 Bewerber bei der Arbeitsagentur gemeldet – 6,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Außerdem sank die Zahl der unversorgten Bewerber von 160 auf 145. Gleichzeitig hätten Herner Unternehmen 803 Ausbildungsstellen angeboten, immerhin 18,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz verbesserter Zahlen aber bleibe besagte „rote Laterne“ in Herne.
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Arbeitgeber und Bewerber zusammenbringen
Die Netzwerkpartner wollen deshalb weiter kämpfen und „noch eine Schippe drauflegen“, wie der OB betonte. Ein großes Problem in Herne sei, dass die Berufswünsche der Jugendlichen offenbar nicht zu den angebotenen Berufen passten. 139 Stellen waren zuletzt unbesetzt, 145 Jugendliche aber suchten noch eine Lehrstelle. Ziel soll es deshalb sein, Arbeitgeber und Bewerber noch besser zusammenzubringen als zuletzt. Und dann auch dafür zu sorgen, dass sie zusammenbleiben: Fast jeder vierte Ausbildungsvertrag in Herne wird wieder gelöst.
Laut Arbeitsagentur-Chefin Schmalhorst sollten „noch mehr Unternehmer den Mut zur Ausbildung haben“. Ihr Haus, sagte sie, könne bei fehlender Qualifikation helfen. Martin Klinger, Chef der Kreishandwerkerschaft, sagte, dass die Unternehmen längst „nicht mehr nur auf Schulnoten“ schauten; auch die soziale Kompetenz sei den Betrieben wichtig. Um Jugendlichen Berufsbilder vorzustellen, will die Kreishandwerkerschaft im kommenden Jahr an die Schulen gehen. Das soll helfen, damit die „Passgenauigkeit“ gestärkt werde.
Start in Ausbildung noch möglich
OB Dudda zeigt sich optimistisch, dass das „Bündnis für Arbeit“ weiter Früchte trägt. So habe der Krankenhausbetreiber St. Elisabeth-Gruppe angekündigt, 400 zusätzliche Ausbildungsstellen einzurichten, auch das Evangelische Krankenhaus wolle 50 Plätze draufpacken. Das werde sich in der nächsten Statistik bemerkbar machen.
Und eine gute Nachricht sei auch: Wer wolle, könne auch jetzt noch in eine Ausbildung starten. Unbesetzte Ausbildungsstellen gebe es noch in vielen Sparten.