Herne. . Justus Lichau (18) hat beim Jugendkulturwettbewerb einen zweiten Preis gewonnen. Sein 124 Verse langes Gedicht handelt vom Flüchtling Amir.
Das Jahr ist gut gelaufen bisher für Justus. Sein Abitur legte er am Pestalozzi-Gymnasium mit einem Notendurchschnitt von 1,0 ab. Und jetzt noch der zweite Platz beim „Herbert“. Ausgezeichnet wurde der 18-Jährige bei dem städtischen Jugendkulturwettbewerb in der Sparte Poetry Slam: In seinem gereimten Text erzählt er davon, wie es dem Flüchtlingsjungen Amir ergeht, in seiner Heimat und später auch in Deutschland, wo er sich anhören hören muss: „Hau bloß ab, du hast hier keinen Platz und zerstörst unser Land. Geh doch zurück in die Wüste, verdammt.“
Politische Gedichte
„Politik hat mich schon immer wahnsinnig interessiert“, sagt Justus Lichau, als wir ihn nach dem Wettbewerb in seinem Elternhaus an der Dorstener Straße treffen. „Ich hab’ regelmäßig Zeitung gelesen, seit ich zehn bin.“ So bildeten sich früh seine Überzeugungen heraus, die sich auch in seinen Gedichten niederschlagen. In ihnen bezieht er Stellung gegen Rassismus und gegen Ausgrenzung, thematisiert Umweltkatastrophen und plädiert für ein Umdenken der Menschheit.
Mit der Situation Geflüchteter ist Justus schon an seiner Schule konfrontiert gewesen. Das Pestalozzi-Gymnasium hat wie andere Schulen Willkommensklassen eingerichtet. Dort engagierte sich der Schüler ehrenamtlich in den Freistunden. Die geflüchteten Jugendlichen hat er als „unglaublich wissbegierig“ erlebt. Gut integriert, „aber die Noten stimmen nicht“ - ein Dilemma, das auch in seinem preisgekrönten Text auftaucht, in dem Amir schließlich der „rechten Seuche“ begegnet. Was Justus bisher persönlich noch nicht erlebt hat, doch trotzdem endet das Gedicht mit dem Appell, sich den Nazis entgegen zu stellen.
Die „Macht der Worte“: Daran glaubt der 18-Jährige, und hat deshalb einen Studiengang gewählt, der auf den ersten Blick nichts mit seiner künstlerischen Begabung zu tun zu haben scheint: Jura. Seit Semesterbeginn ist er in Bochum eingeschrieben, und er hofft, irgendwann einmal in seinem Beruf etwas bewegen zu können - so wie er auf der Bühne heute schon seine Zuhörer packt.
Eine Botschaft präsentiert
Im vergangenen Jahr nahm er das erste Mal am „Herbert“ teil. Dieses Jahr dann noch einmal mit einem gezielt für den Auftritt verfassten Text, „weil ich meine Botschaft da präsentieren wollte“ - auswendig, vier Seiten. Bevor Justus mit einem Text an die Öffentlichkeit geht, wird allerdings erst einmal ordentlich daran gefeilt. „Häufig bin ich mit den Versen nicht zufrieden.“ Das Schreiben sei sein einziges künstlerisches Talent, versichert Justus: „Beim Singen, Tanzen und Malen wird es eng.“ Und so wird es wohl 2019 auch wieder das gesprochene Wort sein, wenn Justus sich beim nächsten „Herbert“ auf die Bühne stellt. Die Veranstaltung hat ihn total begeistert. „Ich habe so viele tolle Leute kennengelernt. Das war ein wahnsinnig schönes Wochenende.“