Herne. . Die Schauspielerin Jutta Hoppe nähert sich im Literaturhaus Herne mit Wort und Musik der Lyrik Mascha Kalékos. Ein Abend mit Nachhall.
Einen vertieften Einblick in Leben und Werk einer durch Emigration geprägten Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts gab es im Literaturhaus Ruhr: Mascha Kalékos Weg über Österreich-Ungarn, Berlin, New York und Jerusalem prägte ihre Lyrik – eine selbstbewusste Frau, die alles verlor – nur nicht die deutsche Sprache.
Schauspielerin und Musikerin Jutta Hoppe rezitierte vor großem Publikum Kalékos Gedankenlyrik, gab eine Auswahl prägnanter Sentenzen auf die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts und verband diese mit osteuropäisch-anmutenden, reizvollen Melodien auf der Geige. Unter anderem aus Kalékos Bänden „Das lyrische Stenogrammheft“ oder „Sei klug und halte dich an Wunder“ rezitierte Hoppe Geistvolles zwischen allgemeinen Gedanken zum Leben und bildreicher Lyrik.
Vom prallen Großstadtleben
Die 1907 geborene Jüdin entwickelte vor allem in der kaltherzigen Zeit osteuropäischer Pogrome eine eigene Sprache. Hier, so Kaléko, „fror ich mich durch die finsteren Jahre“. Genauso spricht ihr lyrisches Werk aus dem prallen (Großstadt-)Leben: „ein fleißig Radio übt schon sein Geschnatter“ heißt es in „Langschläfers Morgenlied“, Banales und Emotionales führt sie zusammen zu dem Doppel „Heimweh und juckende Socken“, den Berliner Jargon imitierte sie verschmitzt in „Tratsch im Treppenflur“ („’ne Schande füret janze Haus“).
Expressive Züge erhält scheinbar besonders jene Lyrik Kalékos, die ihre Flucht thematisiert („als der fremde Vogel schrie, bin ich weggerannt“). Jutta Hoppe ließ sich von den Worten gedankenversunken zu Geigenspiel hinreißen und bot so den Worten den nötigen Nachhall.
Wenn Jutta Hoppe jedoch Kalékos literarisches Werk allzu akribisch mit biografischen Details verbindet, scheint es die Lyrik fast zu schmälern. Ihre sinnliche Annäherung an die Figur Mascha Kaléko war jedoch absolut abendfüllend.