Herne. . Die neue Komödie von Thomas Rech hatte am Donnerstag Premiere. Die Schauspieler liefen zu Hochform auf, doch am Ende zog sich die Geschichte.
Wenn der Oppa nicht Bergmann war, sondern Gymnasiallehrer, ist das Volkstheater des Ruhrgebiets in der Gegenwart angekommen. Der Mondpalast von Wanne-Eickel hat mit Thomas Rechs neuer Komödie „Das Phantom vom Oppa“ einen Satz ins Hier und Jetzt gemacht. Vor ausverkauftem Haus feierte man am Donnerstag die Premiere.
Mit dem „Phantom der Oper“ nichts zu tun
Der Titel gefalle ihm besonders gut, eröffnete Prinzipal Christian Stratmann in seiner Begrüßung dem Publikum: „Der ist von mir“. Kalauernd geklaut bei Andrew Lloyd Webber, mit dessen Musical „Das Phantom der Oper“ das Stück ansonsten allerdings nichts gemein hat. Denn Oppas Phantom ist sein Bruder, der große Unbekannte. Nie hat ihn jemand zu Gesicht bekommen, doch der pensionierte Lehrer besteht auf der Existenz des Zwillings, der dann tatsächlich irgendwann auftaucht - mit einem Rucksack voller Geld.
Doch bis dahin tobt um Oppa herum der ganz normale Familienwahnsinn. Axel Schönnenberg, Stammschauspieler des Ensembles und einer der Publikumslieblinge im Mondpalast, spielt den Alten herrlich trocken als zauseligen Besserwisser, der jede sprachliche Unkorrektheit mit einem „Setzen, fünf“ quittiert. Schwiegertochter Karin (Susi Fernkorn) ist als Hauptschullehrerin, Ehefrau und Mutter überfordert, Sohn Thomas (Ekki Eumann) schleicht als angehender SEK-Beamter in Kampfmontur ums Haus und die Enkeltochter (Melanie Linka) macht als Hardcore-Vegetarierin allen die Fleischwurst madig. Und dann taucht auch noch Dr. Waltraut Eisentraut (Silke Volkner) auf, in deren Seniorenresidenz die Familie Oppa abschieben will. Ein knackiger Maurer und ein schrilles Künstlerpärchen dekorieren als Randfiguren die Szenerie: ein vielversprechendes Setting in einem perspektivisch leicht aus den Fugen geratenen Bühnenbild.
Spannung lässt am Ende nach
Als langsam klar wird, dass die beiden Brüder - Heiko Büscher ist das kleine runde Pendant zum hageren Schönnenberg - und den heutigen Innenminister (Martin Zaik) ein Geheimnis verbindet, sind vor der Pause alle Köder ausgelegt. Doch nach der Pause tut sich das Stück schwer, die Spannung zu halten. Zu weitschweifig wird die Herkunft des Geldes im Rucksack erklärt, das die drei in ihrer Jugend ergaunert haben, und ganz dicke kommt es dann, als ein Verwendungszweck für die noch verbliebenen knapp drei Millionen Mark gefunden wird ... ein Happy End, das sich in jedem Wahlprogramm gut machen würde.
Trotzdem: Gute Gags jenseits der komödienüblichen Ruhrgebiets-Klischees und Schauspieler in Hochform werden auch dieser Komödie ihr Publikum bescheren.