Herne. . Die Eltern eines Säuglings und eine Hebamme aus Herne stehen vor dem Landgericht. Es geht um Misshandlung und unterlassene Hilfeleistung.
Eine Hebamme (65) aus Herne muss sich seit Donnerstag vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Es geht um mutmaßliche Versäumnisse bei der Nachsorge eines Säuglings, der vor knapp zwei Jahren mit zahlreichen Knochenbrüchen in eine Kinderklinik eingeliefert worden war. Die Anklage lautet auf unterlassene Hilfeleistung.
Als der kleine Luca am 1. November 2016 von seinen Eltern ins Krankenhaus gebracht worden war, waren kurz danach unfassbare „neun Ausrissfrakturen am rechten Oberarm, am rechten Ober- und Unterschenkel sowie am linken Unterschenkel“ diagnostiziert worden. Obendrein mehrere Rippen- und Armbrüche.
Auch die Eltern sind angeklagt
Wo diese Brüche herrühren, kann sich die seit 40 Jahren als Hebamme tätige Angeklagte aus Crange nicht erklären. Sie habe mit dem Säugling kurz vor der Klinikeinlieferung einmal diagonale Bewegungs-Übungen gemacht, dabei habe der Junge nur geschrien. Dass es dabei aber, wie von der Mutter behauptet, ein Knacken oder einen verdächtigen Ausspruch („Oh, jetzt ist etwas passiert“) gegeben habe, wies die 65-Jährige zurück. Sie habe – bis auf einen kleinen „Knubbel“ an der Brust – bis zuletzt keine sichtbaren Anhaltspunkte für Knochenbrüche entdecken können.
Neben der Hebamme sind im Prozess vor der 6. Strafkammer auch die Eltern des inzwischen zweijährigen Jungen angeklagt. Dem mittlerweile getrennt lebenden Paar wirft die Staatsanwaltschaft Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. Sowohl der Vater als auch die Mutter wiesen die Vorwürfe ebenfalls zurück. „Ich kann nur sagen, ich war es definitiv nicht“, sagte die 24-jährige Mutter. „Und ich kann es mir auch nicht bei meinem Mann vorstellen.“
Mit den Urteilen ist frühestens am 12. Dezember zu rechnen.