Herne. . Die Besucher der Märchen-Orgelnacht in Herne erlebten einen Literatur- und Musikgenuss. Vier Märchen wurden präsentiert - und nicht nur das.

Mit geschlossenen Augen lehnt eine Besucherin an der Wand, während Wolfgang Henke, ehemaliger Pfarrer der Kreuzkirchengemeinde in Herne-Mitte, die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ liest. Die Kirche ist an diesem Freitagabend ausverkauft. Einige Besucher stehen im Chor.

Sie ist ein bewährtes Konzept, diese Märchen-Orgelnacht, über die Jahre gereift zu einem Event, den Herne sein Eigen nennen darf. Vorgelesen wurden vier Märchen. Neben dem Hänsel mit seiner Gretel „Der Meisterdieb“, „Tischlein deck Dich“ und zum Schluss „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“.

Gesamterlös soll Orgel zugute kommen

Apropos: Das Tischlein deckte sich zur Pause. Snacks, sorgfältig belegte Schnittchen, delikate Amuses gueules warteten gegen geringen Aufpreis auf Verzehr; dazu gab’s vielerlei Wein. Eine Kirche mal ganz weltlich. Der Gesamterlös soll dem Erhalt der Orgel in der Kreuzkirche zugute kommen; es ist eine Schulze & Söhne aus dem thüringischen Paulinzella aus dem Jahr 1876, mit 21 klingenden Registern. So etwas will gepflegt werden.

Dann und wann dringt Gelärm von draußen durch die schwere Kirchentür. Vor dem Archäologischen Museum feiert sich die „Wissensnacht Ruhr“ mit Musik und allerlei Interessantem. Die Vortragenden stört das wenig, stört das überhaupt nicht. Wenn Wolfgang Flunkert, Jens Martin Ludwig, Marc Jaquet und Christian Schauerte in die Tasten hauen, dann sind sie ganz bei den Texten.

Jennifer Ewert und Till Beckmann übernehmen

Es ist eine frei fließende Musik, Fetzen bekannter Melodien sind herauszuhören. Aber vielleicht irrt man sich auch. Vielmehr erinnert das Spiel an eine Filmmusik, vielleicht an einen kleinen Hitchcock – wenn Norman Bates auszieht, das Fürchten zu lernen.

Das sollten die bekannten und beliebten Schauspieler Jennifer Ewert und Till Beckmann zum Ende der vierstündigen Veranstaltung übernehmen. Mit Christian Schauerte an der Orgel – was für ein passender, wenngleich unbeabsichtigter Name zu diesem rätselhaften Stück der Gebrüder Grimm.

Zu Beginn hatte Wolfgang Henke die Besucher bereits auf diesen andächtigen Abend eingestimmt. „Die Psychologen behaupten immer, wir kommen in den Märchen vor“, postulierte er. Und dann alle: „Knusper, knusper Knäuschen!“