Herne. . Nach der Vorstellung der Studie zum vielfachen Missbrauch in der katholischen Kirche gibt es in Herne Sorge um deren Glaubwürdigkeit.

Große Sorge um die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche hat Ludger Plümpe, stellvertretender Dechant im Dekanat Emschertal. Nach der Veröffentlichung der Studie zum massenhaften sexuellen Missbrauch unter dem Dach der Kirche „müssen wir vor allem auf uns selbst schauen und uns hinterfragen“, betont der Seelsorger. Er verlangt „eine radikale Offenheit“ im Umgang mit den Missbrauchsfällen. Es dürfe nichts vertuscht werden. Nach Plümpes Ansicht haben höhere Instanzen bislang auch viel zu wenig nach systeminternen Bedingungen gefragt, die dazu beigetragen haben, den Missbrauch zu begünstigen oder zu verdecken. Die Kirche sei eigentlich ein Ort, an dem Menschen Vertrauen finden und sich aufgehoben fühlen sollen. Die Studie zeige allerdings das Versagen von Mitarbeitern der Kirche auf. Das Thema werde auch in den kommenden Monaten noch weiter zu besprechen und aufzuarbeiten sein, betonte der stellvertretende Dechant. Aus dem Dekanat selbst gebe es keine Anschuldigungen.

Heinz Otlips: Mitarbeiter müssen sich jetzt Diskussionen stellen.
Heinz Otlips: Mitarbeiter müssen sich jetzt Diskussionen stellen. © Fischer

Mit der Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen Missbrauch, wie es die Bistümer in Nordrhein-Westfalen angekündigt haben, werde in den nächsten Tagen begonnen, berichtet Dekanatsreferent Heinz Otlips. In den beiden Seelsorgeräumen von Herne sollen beispielsweise Beauftragte benannt werden, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Bei den Seelsorgeräumen handelt es sich zum einen um den Bereich von Alt-Herne und zum anderen um Wanne-Eickel. Darüber hinaus gebe es inzwischen Schulungen, in denen Missbrauchsprävention im Mittelpunkt stehe, erläuterte der Dekanatsreferent. Die Kurse seien für Haupt- und viele Ehrenamtliche verpflichtend.

Ludger Plümpe, stellvertretender Dechant im Dekanat Emschertal.
Ludger Plümpe, stellvertretender Dechant im Dekanat Emschertal. © Bodemer

Otlips weiß aus der alltäglichen Praxis, dass sich gerade jetzt Mitarbeitende der katholischen Kirche immer wieder der Diskussion stellen müssen. Häufig laute die Frage, warum sie sich eigentlich für eine Organisation engagieren, die offensichtlich den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zugelassen habe.

Nach Einschätzung von Otlips kann die Studie auch dazu führen, dass nun verstärkt über den Zölibat, die Ehelosigkeit der katholischen Priester, diskutiert werde.