herne. . „Ragazzi di Vita“ heißt das vierte Album von Susanne Blech. Was die Songs mit Partisanen, Portofino, Schumi und Udo Jürgens zu tun haben.
Die Vermessung der Pop-Welt: Dada und Dekadenz, Revolution und Romantik und vieles mehr – all das bietet Susanne Blech in den elf Songs des vierten Studio-Albums „Ragazzi di Vita“. Die Herner Band bittet für Freitag, 21. September, zur Releaseparty in die Bochumer Rotunde. Die WAZ hat das Album vorab gehört ...
... und ist sehr angetan, aber auch etwas verwirrt ob der Inflation an Samples, Zitaten, Wortspielen und Botschaften. Zum Auftakt gibt es ein Sample von „Bella Ciao“, der Hymne italienischer Partisanen im 2. Weltkrieg. Ist das Programm? Nö! Den größtmöglichen Kontrast liefert die Band schon in Stück 2: „Michael Schumachers schnellste Runde“.
Timon Karl Kaleyta war noch niemals in Irak
Auf dem bewährten, diesmal nicht ganz so krachigen Electro-Teppich von Sebastian Maier sprechsingt sich Timon Karl Kaleyta anschließend durch neun weitere Songs. Hier eine Umkehrung eines Geier Sturzflug-Stücks („Verlassen Sie Europa, so lange es noch geht“), dort eine Anleihe bei Udo Jürgens („Ich war noch niemals in Irak“) und immer mal wieder kommunikative Manifeste über Werkbänke und Fabriken.
Die einst schon von Fehlfarben beschworene Kunst des Zitats pflegt die Band auch mit einen Sample der belgischen Schlagersängerin Angèle Durand („Ich fand ein Herz in Portofino“). Apropos: Benannt wurde das Album nach einem Roman des großen Italieners Pier Paolo Pasolini. Das hat Stil, ebenso wie das Cover mit einem Werk des renommierten Fotografen Andreas Mühe, der 2017 in den Hamburger Deichtorhallen mit der fulminanten Ausstellung „Pathos als Distanz“ zu sehen war. Sehr schön: der entspannte Abgesang am Ende des Albums über schlittschuhlaufende Mädchen und Frauen („Neulich auf der Eislaufbahn“).
Frauen in Gymnastikanzügen
Neulich auf Youtube: Im Netz veredelt Blechs Susanne „Ragazzi di Vita“ mit drei schrägen Clips – darunter ein Video zum (besten) Song „Le bonheur est fini“, in dem Frauen rauchen oder sich in Gymnastikanzügen anzüglich bewegen. Eine gezielte Provokation, die in Zeiten von #metoo erstaunlich wenig Beachtung fand. Muss man nicht mögen.
Das Konzert der live gerne mal ganz großen Formation - die Maschinen laufen heiß - beginnt am Freitag um 20 Uhr im ehemaligen Bochumer Katholikentagsbahnhof Rotunde, Konrad-Adenauer-Platz 3 (Einlass: 19.30 Uhr). Im Vorprogramm: Pastor Leumund, der jüngst schon im Herner Pottfiction-Camp an den Flottmann-Hallen begeistern konnte. Tickets für das Konzert gibt es für 14 Euro auf www.rotunde-bochum.de (plus Gebühr) und für 18 Euro an der Abendkasse.