Herne. . Wein hat im Laufe der Jahrtausende weitreichende Wirkungen erzielt. Davon erzählte Schauspieler Thomas Anzenhofer im Literaturhaus Herne.

Über Geistreiches und Tiefsinniges rund um den Wein hat der bekannte Theater-, Film- und TV-Schauspieler Thomas Anzenhofer als literarischer Erntehelfer am Freitagabend im ausverkauften Literaturhaus geplaudert. Dabei kam natürlich auch der Gegenstand seiner Betrachtungen in Natura nicht zu kurz.

Bedingungslose Hingabe, rauschhafter Ausflug in eine andere, paradiesische Welt – Wein löste immer schon viele Assoziationen aus, regte Dichter zu geflügelten Worten an. Der griechische Philosoph und Penner Diogenes, der sich ein Weinfass zum Wohnsitz gewählt hatte, bevorzugte grundsätzlich den Wein, den ein anderer bezahlt hat. Thomas Mann kam zu der Erkenntnis, dass Völker, bei denen Wein wächst, als gesittet gelten, Gesittung also weniger mit dem Verstand zu tun habe. Auch bei der Kulturerrungenschaft, des Buchdrucks, stand der Wein Pate: Gutenberg baute eine Weinpresse dazu um. Dionysos half also wieder einmal der Literatur auf die Sprünge.

Mitarbeiter des Literaturhauses kredenzten Wein

Für den französischen Orpheus der Neuzeit, Charles Baudelaire, war Wein ein Mittel zur Steigerung der Individualität. Aber auch humoristische Kommentare von Wilhelm Busch hatte Thomas Anzenhofer mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme und einem schalkhaften Unterton im Gepäck: „Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.“ Das ließen sich die Mitarbeiter des Literaturhauses nicht zweimal sagen und kredenzten einen weißen Pin:ox aus der Pfalz, einen Riesling von der Mosel, einen italienischen Custoza und zum Abschluss mit dem spanischen Vina Sardasal Crianza einen würzigen Rotwein.

Und diese Gaumenfreuden begleitete Anzenhofer, der Barde des Weines, mit Liedern und Balladen wie Gunter Gabriels „Der einsame Weintrinker“ oder dem Volkslied „Wenn das Wasser im Rhein goldener Wein wär“ auf seiner Gitarre.