Herne. . Beim Mittelalterspektakel in Herne wurden die Besucher in die Vergangenheit versetzt. Ritter, Gaukler und Spielleute bewiesen ihr Können.
Das Mittelalter verstaubt nicht bloß in dicken Wälzern in Uni-Bibliotheken, sondern inspiriert die Menschen, sich in die vermeintlich dunkle Epoche hineinzuleben. Auch das diesjährige Mittelalterspektakel mit Ritterturnier am Schloss Strünkede war daher genau der richtige Ort für ein Zusammenkommen von Priestern, Schwertträgern, Knappen und Schaulustigen aus der Jetzt-Zeit.
Dass alles nicht so finster war, wie man häufig annimmt, zeigt die moderne Forschung und spiegelt sich am Samstag auch in dem bunten Angebot der Zeltstadt wider. Vor Ort gebackenes Brot, Fleischspieße über offener Flamme oder Reibekuchen direkt aus der Pfanne: Der Duft rustikaler Speisen liegt stets in der Luft. Für jeden, der in mittelalterlicher Tracht kam, gab es ermäßigten Eintritt. Die handgeschneiderten Kostüme einiger Besucher jedoch verraten, dass Geld wohl keine Rolle spielt, vielmehr die Möglichkeit, in eine zu schlüpfen um etwa als edler Ritter durch das sehr gut besuchte Fest zu schlendern.
Wie Burgtürme damals in die Höhe gezogen wurden, illustriert ein hölzernes Rad, das durch Muskelkraft in Bewegung versetzt, einen Feldbrocken am Seil anhebt. Besonders die vielen Kinder erfreuen sich an diesen Attraktionen, die fernab von modernem Schnick-Schnack erlebt werden dürfen. Beim örtlichen Schmied glühen indes auch am Abend noch die Kohlen, befeuert von einem mächtigen Blasebalg. Hier entstehen Nägel und Ösen – mit dem Hammer und viel Schweiß in Form gebracht. Ein ordentlicher Schluck aus dem Humpen gibt dem Handwerksmeister neue Kraft.
Sicherheit steht im Vordergrund
An Rüstungen zerberstende Lanzen bieten den nicht zimperlichen Gästen ordentlich Action, wobei zum Glück niemand verletzt wird. Trotz größtmöglicher Authentizität steht die Sicherheit beim Ritterturnier im Vordergrund. Was aber fasziniert die Menschen so am Mittelalter?„Zum einen ist es das Schlüpfen in eine andere Rolle, die eine Auszeit vom Alltag bietet“, erzählt Elke Bohrmann, die an diesem Tag einen Stand mit Glasperlen hat. Die Mittelalter-Szene sei eine sehr familiäre und man kenne sich meist untereinander. Das findet sie sehr schön. „Die Glasperlen-Kunst, die ich betreibe, ist nur mein Hobby. Wobei ich überlegt habe, ob man das auch hauptberuflich machen könnte“, sagt Elke Bohrmann weiter. Der Aufwand wäre jedoch zu groß. Also fährt sie weiter als Hobby zu Mittelaltermärkten und formt zwar mit einem modernen Gasbrenner, aber orientiert an Grabfunden Glasperlen, wie sie schon 5000 vor Christus hergestellt wurden.
Abschluss des Strünkeder Sommers
Getrunken wird an diesem Wochenende von den Gästen natürlich vor allem Met aus Tonbechern, der an jeder Ecke ausgeschenkt wird. Während Dudelsack-Gepfeife in der Luft liegt, getragen von rhythmischen Paukenschlägen, stoßen die Mittelalterfans auch um den Stand vor der Bühne rege an. Der Ausflug in die vermeintlich dunkle Epoche hat einen gelungenen Abschluss des Strünkeder Sommers geboten und einen köstlichen Rückblick in eine vergangene Zeit.