herne. . Die Stoffwechselkrankheit MSUD zwingt zu strenger Diät. Die Mutter eines betroffenen Sohnes will Hilfe bieten und organisiert ein Social Dinner.

Einfach in einem Restaurant essen gehen oder unterwegs eine Pizza verspeisen – als das ist für die meisten Menschen ganz natürlich. Nicht aber für solche, die an der Stoffwechselkrankheit MSUD, Ahornsirupkrankheit, erkrankt sind. Die Betroffenen müssen sich eiweißarm ernähren und strenge Diät halten. Weil ihr Sohn mit dieser Stoffwechselkrankheit geboren wurde und um anderen Menschen zu helfen, gründete Vildan Kizilirmak vor gut zwei Jahren mit zwei Freundinnen das Start-up „Protisa Low Protein Food“. Nun organisiert das Trio sein erstes Social Dinner.

„Es ist unfassbar, dass diese Menschen nicht Essen gehen können“, sagt Vildan Kizilirmak. Ein Gericht von der Karte bestellen, sei nicht möglich. Die Betroffenen dürfen kein Fleisch, kein Fisch, keine Milchprodukte und keine Getreideprodukte essen. Das Einzige, was unterwegs in geringen Mengen erlaubt sei, sind Salat und Pommes. Um es einer Freundin trotzdem zu ermöglichen, auswärts zu essen, taten sich die engagierten Frauen mit einer Pizzeria in Wanne zusammen. „Wir haben den Teig und veganen Käse mitgebracht.“ Für die Freundin war dies ein besonderes Erlebnis. „Das war die erste Steinofenpizza in ihrem Leben“, erzählt Vildan Kizilirmak strahlend.

Start-up-Firma entwickelt neue Rezepte

Da die Krankheit nicht so verbreitet ist, haben es sich Vildan Kizilirmak, Nuray Aksoy und Dilek Bagci zur Aufgabe gemacht, Rezepte zu entwickeln und Produkte zu testen. Im Fokus stehe dabei immer der Mensch. „Es gibt fünf Firmen, die diese Lebensmittel und die lebenswichtigen Aminosäuren herstellen“, erklärt Kizilirmak. Protisa arbeite mit allen zusammen und empfehle nur Produkte, die sie wirklich überzeugen. „In den Kochvideos auf unserem YouTube-Kanal präsentieren wir die Produkte neutral.“ Und in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Türkisch.

Über den Shop verkauft Protisa die Produkte. Da die Erlöse gerade einmal die Grundkosten decken, haben sie sich in den zwei Jahren breiter aufgestellt und bieten zusätzlich eiweißarmes Catering, Social-Media-Pakete für Firmen und Unterstützung auf Messen an. „Wir würden gerne Kochkurse anbieten, aber dazu bräuchten wir Unterstützung“, so Kizilirmak.

Unterstützung von Gastronomen

Für ihr Engagement erhalten die Frauen viel positives Feedback. „Das spornt uns jedes Mal aufs Neue an. Es ist für uns eine richtige Leidenschaft geworden.“ Aus dieser Haltung sei die Idee zum Social Dinner entstanden. Betroffene kämpfen häufig mit der Krankheit, können nicht entspannen. Mütter stehen meist unter besonderem Druck. „An diesem Abend können alle einfach mal loslassen, entspannt essen, sich austauschen und einen schönen Abend haben.“ Sogar Live-Musik sei geplant.

Als Partner für das Social Dinner am 8. September hat das Protisa-Team besagte Pizzeria, den Nikolaus-Grill, gewonnen. „Wir sind froh, dass uns die Gastronomen unterstützen. Eiweißarm zu kochen, ist schon eine Herausforderung.“ So sei der spezielle Pizza-Teig klebrig und schwieriger zu verarbeiten. Wenn das Konzept aufgeht, sollen weitere Social Dinner folgen. „Es wäre schön, wenn sich noch andere Gastronomen dazu bereit erklären“, wünschen sich die Firmengründerinnen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Dinner

Das Social Dinner findet am Samstag, 8. September, um 18 Uhr, im Nikolaus-Grill, Hauptstraße 316, statt. Tickets und Infos gibt es unter www.protisa.de oder telefonisch unter WAN 930 75 98, WhatsApp: 0157 74 52 24 44.

Es richtet sich an Menschen mit MSUD, PKU und ähnlichen Stoffwechselerkrankungen, die Begleitpersonen mitbringen können. Im 3-Gänge-Menü für 34,90 Euro enthalten sind eine geheime Vorspeise, eine Steinofen-Pizza und ein Nachtisch.