Herne. . Anders als im Landestrend ist in Herne die Säuglingssterblichkeit im vergangenen Jahr angestiegen. Das geht aus Zahlen von Statistik NRW hervor.

Landesweit betrachtet ist die Säuglingssterblichkeit rückläufig, in Herne hat sie sich erhöht. Das ergibt sich aus den aktuellen Zahlen von IT.NRW, der Statistikstelle des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Einzelnen: In ganz NRW sank die Zahl der gestorbenen Säuglinge im Jahr 2017 um sieben Prozentpunkte. Es starben 655 Säuglinge und damit 49 weniger als ein Jahr zuvor. In Herne hingegen waren es zehn verstorbene Säuglinge im vergangenen Jahr und damit mehr als in den Vorjahren. Bezogen auf die Gesamtzahl aller 1502 geborenen Kinder während des vergangenen Jahres ergibt sich ein Prozentsatz von 0,67 Prozent. Bei der Berechnung geht die NRW-Statistiker jeweils vom Wohnort der Mutter aus.

Zum Vergleich die vergangenen Jahre: sechs verstorbene Säuglinge in 2016 (1388 Geburten, Prozentsatz: 0,43), sieben in 2015 (1305 Geburten, Prozentsatz: 0,54) und zwei in 2014 (1215 Geburten, Prozentsatz 0,12).

Deutlich niedriger als 2017 in Herne liegen beispielsweise der Hochsauerlandkreis (0,44 Prozent), der Kreis Olpe (0,3 Prozent) oder der Kreis Unna (0,2 Prozent).

Stadt will sich Zahlen genau ansehen

Man wolle sich die Zahlen zunächst einmal genau anschauen, um sie im Detail bewerten zu können, erklärte Nina-Maria Haupt, Sprecherin der Stadt. Zudem sei es natürlich wichtig zu wissen, welche Todesursachen vorgelegen haben.

Damit junge Familien mit ihrer Situation mit Neugeborenen nicht alleine gelassen werden, biete das Jugendamt schon seit längerem Hausbesuche an. Diese seien nicht als Kontrolle gedacht, sondern sollen vielmehr Unterstützung und Hilfe bieten. Es liege natürlich an den Familien, ob sie das Angebot des Jugendamtes auch in Anspruch nähmen. Zudem stünden, erklärte Haupt, auch die zahlreichen Familienzentren in der Stadt bereit, um den jungen Familien bei den Herausforderungen, die der Nachwuchs mit sich bringe, zur Seite zu stehen.

Gesellschaftliche und soziale Aspekte beachten

Nach Ansicht von Renate Ullrich, Leiterin der Beratungsstelle des Diakonischen Werkes für Ehe-, Partnerschafts- und Lebensfragen sowie Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, sollte man aber durchaus gesellschaftliche und soziale Aspekte bei Betrachtung der Zahlen beachten. In Herne lebten, so erläutert sie, viele Familien mit geringen Einkommen. Da stelle sich die Frage, ob ausreichend Geld für Gesundheitsvorsorge vorhanden sei. Ferner könne auch der Bildungsstandard eine Rolle spielen.

In der Schwangerschaftsberatung informierten die Beraterinnen zwar über medizinische Gesichtspunkte vor und nach der Geburt, doch stelle sich die Frage, ob die Inhalte auch immer die Adressaten in gezielter Form erreichten. Darüber hinaus gelte es zu bedenken, ob beispielsweise Migrantenfamilien auch die medizinischen Versorgungsangebote in ausreichendem Maße kennen und dann auch nutzen.

Netzwerk bietet Unterstützung

Darüber hinaus habe man es in heutiger Zeit auch mit Eltern zu tun, die den Anforderungen nicht in ausreichendem Maße gewachsen seien, so Ullrich. Ein Teil der Mütter und Väter sind nach ihren Worten überfordert, wenn es um die Erziehung oder auch die Pflege von Babys gehe. Mit dem Thema Säuglingssterblichkeit sollte sich zudem auch das Netzwerk „Kinderzukunft“ auseinandersetzen, so Ullrich, dem Krankenhäuser und Beratungsstellen angehören. Der Verbund hat es sich zum Ziel gesetzt, Familien mit Neugeborenen im Alltag zu helfen.

>> BEHÖRDE BEGINNT MIT STATISTIK IM JAHR 1976

IT.NRW listet in seinen Tabellen zur Säuglingssterblichkeit Daten aus den Jahren seit 1976 auf.

Im Jahr 1976 wurden in NRW 166 128 Kinder geboren und im ersten Lebensjahr starben 3274 Säuglinge.

In Herne kamen 1976 laut der Statistikbehörde 1720 Kinder zur Welt, von denen 40 im ersten Lebensjahr starben.

In den folgenden Jahren sank die Sterblichkeitsrate nach und nach.