Herne. . Das Kulturell-Alternatives Zentrum lockte über 1000 Besucher zum Festival im Skaterpark. Die Gäste schwören auf Antifaschismus und Flaschenbier.

Schon auf der Busfahrt der Linie 362 klimpern Bierflaschen im Hackenporsche einer Gruppe Punks, die sich vorab in Feierlaune versetzt. Ziel kann an diesem Samstag nur das KAZ-Open Air im Hibernia-Skatepark sein, das seine zahlreichen Besucher mit Punkrock und hausgemachten Rap lockt. Bereits im elften Jahr mausert sich das antifaschistische Musikspektakel aus dem damaligen „Antifa Skateboard-Day“ zu einem inzwischen über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Event mit internationalem Line Up.

Rotziger Gitarrensound

„Ich bin sehr überrascht, wie viele Leute trotz des Regens gekommen sind. Es ist schwer zu sagen, da der Durchlauf sehr groß ist, aber ich schätze, wir haben heute 1000 bis 1500 Besucher hier“, erzählt Mark-Andre Köhler, Mitorganisator des KAZ-Open Air und Mitglied des Kulturell-Alternativen Zentrums. Mit von der Partie in diesem Jahr Rantanplan (Hamburg), Los Fastidios (Italien), duesenjaeger (Osnabrück), The Vageenas (Ruhrgebiet), Empty Handed (Leipzig), Dead Koys (Hagen) und The Juicy Dolls, ebenfalls aus dem Pott. So geeint, steht neben der guten Stimmung auch das gemeinsame Einstehen gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus, was die Bands auch in ihren Texten zum Ausdruck bringen.

Dead Koys Im Skaterpark Hibernia
Dead Koys Im Skaterpark Hibernia © Klaus Pollkläsener

Mit den Italienern von „Los Fastidios“ steht ein erstes Highlight auf der Bühne. Die antifaschistische Band schrieb mit „Antifa Hooligans“ den Soundtrack für so manche Demo gegen Rechts. Das Publikum trägt zu rotzigen Gitarrensounds aufgebrezeltes Haar im Irokesen-Stil und vornehmlich Schwarz. Getrunken wird vornehmlich Flaschenbier großer Brauereien, wobei ganz klar auf den erwarteten Effekt hin angestoßen wird. Für den eigentlichen kulinarischen Genuss sorgen die zahlreichen Imbissbuden, die jede noch so individuelle Essgewohnheit befriedigen können. Dazu stets zünftige Gitarrenmusik, die im Hintergrund dröhnt, wobei sich „Los Fastidios“ facettenreich präsentieren und zeigten, dass sie auch Ska können. Das sehr zur Freude einiger traditioneller Skinheads unter den Tanzwütigen. Wer etwas abschalten will, sitzt in Freundesgruppen auf der Wiese beisammen, trinkt natürlich Bier und lässt sich von den herbstlichen Temperaturen nicht beirren.

Ein junges Punk-Pärchen knutscht verliebt, während der ein oder andere Hund neugierig durch das Treiben wuselt. Ist vor der Bühne stets was los, geht es im vorderen Teil der Anlage an der Koniner Straße etwas ruhiger zu: Skater mitsamt ihren Brettern zeigen ihre Tricks. Wie passt Rap und Punk zusammen? „Wir lieben uns einfach gegenseitig. Es sind nun mal zwei Kulturen, die sich gegen den Mainstream richten. Deshalb harmonieren wir sehr gut“, erzählt Rapper Noah „Morykz“ Küster. Entstanden sei die Idee eines antifaschistischen Musikfestivals aus dem Antrieb heraus, etwas auf die Beine stellen zu wollen, erzählt Sandra Grande, Mitglied des KAZ. „Da in Herne nicht allzu viel los ist, wollen wir eine Ergänzung etwa zum Rockbüro bieten.“

Mit der Ska-Band „Rantanplan“, aus Hamburg endet das diesjährige KAZ-Open Air mit viel Applaus und sicherlich einer ordentlichen Promillezahl einiger Besucher.