Herne. . Neuer Wirbel in der Bezirksvertretung Sodingen: Die Grünen-Vertreter Michael Dirks und Werner Hagedorn sind aus Fraktion und Partei ausgetreten.
Kaum haben sich in der Bezirksvertretung Sodingen die Wogen wieder halbwegs geglättet, nachdem CDU-Mann Sven Pietas die SPD auf Facebook als „Dreckshaufen“ bezeichnet hatte, da gibt es erneut Wirbel: Völlig überraschend haben Werner Hagedorn und Michael Dirks sowohl den Austritt aus der Grünen-Fraktion erklärt, die beide in Sodingen bilden, als auch den Austritt aus der Partei. Dirks und Hagedorn werden nun als „Interessengemeinschaft Sodingen“ in der Bezirksvertretung sitzen.
Die Gründe für diesen Schritt bleiben unklar. Michael Dirks lässt sich im Gespräch mit der WAZ-Redaktion lediglich entlocken, dass „persönliche Gründe“ zu seiner Entscheidung geführt haben. Die Arbeit in der Bezirksvertretung habe ihm immer viel Spaß gemacht. Er werde bis zum Ende der Wahlperiode sein Mandat behalten, werde aber nach der Kommunalwahl im Herbst 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit der Politik komplett den Rücken kehren.
Weiter als Interessengemeinschaft
Noch erstaunlicher ist der Rückzug von Werner Hagedorn. Er sitzt seit 23 Jahren für die Grünen in der Bezirksvertretung, war vor seinem Austritt seit etwa 17 Jahren auch Parteimitglied. Er habe seit einiger Zeit der Landespolitik der Grünen nicht mehr zustimmen können, auch wenn sich diese Ablehnung auf die vergangene Wahlperiode beziehe. Allerdings sei er auch unzufrieden mit der Diskussionskultur bei den Grünen. Das aufgestaute Unbehagen habe schließlich zu der Erkenntnis geführt, dass die Grünen nicht mehr seine politische Heimat seien. Nach dem Austritt wolle er gemeinsam mit Michael Dirks „ganz normal“ in der Bezirksvertretung Sodingen weitermachen. Hagedorn: „Es geht um die Belange der Sodinger Bürger.“ Diesen habe er sich immer verpflichtet gefühlt. Auch Hagedorn deutet an, dass er nach Ablauf der Wahlperiode aus der Politik ausscheiden wird.
Wie sehr die beiden Austritte die Gesamtfraktion und den Kreisverband der Grünen überrascht haben, offenbart die Schilderung von Fraktionsgeschäftsführer Rolf Ahrens. Er habe vor wenigen Tagen vier identisch aussehende Briefe im Partei-Briefkasten gefunden, Inhalt: die Austrittserklärungen von Dirks und Hagedorn aus Fraktion und Partei. Ahrens: „Es gab keinerlei Ankündigung, die Schreiben selbst waren sehr unpersönlich.“ Nicht wie von jemandem, der sich jahrelang für eine Partei oder Organisation engagiert hat.
Am Montag haben Fraktions- und Parteivorstand zusammengesessen, „wir können alle nur rätseln über die Gründe“, so Ahrens. Ein offener Streit habe nicht stattgefunden. Auch hätte keiner von beiden um ein klärendes Gespräch gebeten. Laut Ahrens hätten beide eher selten an der gemeinsamen Sitzung der Ratsfraktion und der Bezirksvertreter teilgenommen, außerdem hätten sie sich nicht großartig in die Diskussionen eingebracht. Ahrens vermutet, dass der Doppelaustritt von langer Hand vorbereitet war.
Kein Antragsrecht mehr für Grüne
Ärgerlich sei die Tatsache, dass beide ihr Mandat behalten wollen. Diese seien nämlich keine persönlichen, denn beide haben ihre Wahlkreise nicht direkt gewonnen, sondern Parteimandate, weil Dirks und Hagedorn über die Liste eingezogen sind. Ahrens: „Wir bestehen darauf, dass sie ihre Mandate zurückgeben.“
Da dies jedoch kaum der Fall sein dürfte, stehen die Grünen in Sodingen nun vor einem Problem: Ihnen fehlen für die Bürger Ansprechpartner vor Ort, in der Bezirksvertretung haben sie kein Antragsrecht. Immerhin hat Susanne Marek als Ratsfraktionsmitglied mit Wohnort Sodingen Rederecht in den Sitzungen. Dies soll sie im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten wahrnehmen. Eigene Anträge für Sodingen wollen die Grünen nun über den Umweg der Fachausschüsse stellen.