Herne. . Am Schloß Strünkede ließ das N.N. Theater Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer“ auf Shakespeares Sturm“ treffen. Begeisterte Zuschauer.
Man nehme zwei Autoren der Weltliteratur und lasse sie auf hoher See zurück. Was die scheinbar endlose Weite des Ozeans, gepaart mit einem zünftigen Sonnenstich aus den Protagonisten herauszukitzeln vermag, konnte man am Samstag am Schloß Strünkede erleben. Hier traf Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer“ auf Shakespeares „Der Sturm“.
So wurden die Helden der jeweiligen Geschichten in eine neue verflochten und als humorvolle Neuauflage präsentiert. Um überhaupt zu verstehen, was denn Sache ist, erzählt der Luftgott Ariel die Geschichte der Meere, aus denen einst auch das Publikum entsprungen sei. Zeitgleich illustrieren reißerische Überschriften das gegenwärtig katastrophale Ausmaß jahrelangen Raubbaus an den Meeren; auch ein Seeungeheuer soll gesichtet worden sein.
Ein Glück, dass Professor Pierre Aronnax ein Werk in zwei Farbbänden veröffentlicht hat und weiß, was zu tun ist. Bis hier her und auch für den weiteren Verlauf des gut zweistündigen Stückes des N.N. Theaters Köln ergibt sich ein wunderbar harmonisches Gesamtbild aus straffen schauspielerischen Timings, charmant spartanischer Kulisse und tragender Live-Musik. Unter klarem Himmel im Schlosshof war man ausnahmslos begeistert von den kreativen Querverweisen auf die beiden Stücke im Stück.
Ob klamaukig überspitzt oder doch mit der genau richtigen Dosis an Wortwitz, schaffte es das Ensemble, über den reinen Humbug hinweg abzuliefern. Ein Propeller ähnliches Gestell diente dabei etwa als Mast der Abraham Lincoln, dessen Crew im harten Hamburger Dialekt um die Bedeutung der Worte ihres durchgeknallten Kapitäns stritt.
Der rüstige Seemann kam mit seinem Buckel so stocksteif daher, das man ihm tatsächlich ein hartes Leben auf dem Wasser attestieren mochte. Indes erzählt Ariel, was dem Zuschauer verborgen bleibt und schweift zu immer hochgradigerem Stuss ab. So machte das schlechte W-Lan-Netz der Mannschaft zu schaffen, bis auch er sich schließlich zusammenreißen muss. Wie kommt man auf solche Ideen? „Das N.N. Theater gibt es schon seit über 30 Jahren. Wir behandeln einfach gerne Soff, den die Leute kennen. Dieses Mal hatten wir Lust auf Unterwasser, wollten aber auch die Ökologie ansprechen. Da wir vom Straßentheater kommen, wissen wir, dass oft ganz einfache Mittel genügen, um Geschichten zu erzählen“, erläutert Irene Schwarz, noch im Kostüm, nach dem umjubelten Stück. Die Vermüllung der Meere wurde so hier und da kritisch aufgegriffen, aber stets mit einem Funken Humor verarbeitet. Eine Seefahrt, die kann eben lustig und lehrreich sein.
N.N.-Theater wurde 1987 gegründet
Seit 1987 existiert das N.N. Theater Neue Volksbühne Köln. Damals als reines Straßentheater gegründet, spielt die Gruppe inzwischen überall dort, wo Menschen zusammenkommen.
Es ist in Stadttheatern, auf Marktplätzen, in Kulturzentren und in Industriehallen unterwegs. Im Dezember 2012 erhielt das N.N. Theater den Kölner Ehrentheaterpreis.