Herne. Der Rummel öffnet erst am Mittag, doch die Kirmeswache ist rund um die Uhr besetzt. Die Polizei kümmert sich um Diebe, Kinder oder Prügeleien.

Für Matthias Gewis hat der Dienst gerade begonnen, als schon die erste Meldung von der Kirmes aufschlägt: Unbekannte haben in der Nacht aus einem Biergarten zwei Registrierkassen entwendet. Der 30-jährige Polizeibeamte schickt sofort Kollegen los, die die Anzeige des Schaustellers aufnehmen und erfahren, dass die Diebe wenig Freude gehabt haben dürften - die Kassen waren leer. Willkommen in der Polizeiwache auf der Cranger Kirmes!

Der Beamte am Telefon habe auf der Kirmeswache eine Schlüsselfunktion inne, erläutert Leiter Roland Schwarz. „Er nimmt alle Meldungen entgegen, die uns entweder per Funk oder Telefon erreichen“. Für die Kollegen gebe es eine eigene Funkfrequenz während der Kirmes. Zudem landen an der zentralen Stelle auch die Anrufer, die die Leitstelle oder die 110 angewählt haben und sich wegen eines Vorfalls auf der Kirmes melden.

Schausteller kennen Durchwahl der Wache

Schausteller kennen die Durchwahlnummer der Wache. Auch wenn der Rummel erst in der Mittagszeit öffnet, die Wache ist rund um die Uhr besetzt. Dies sei aus Sicherheitsgründen zwingend erforderlich, betont Schwarz. Während es in den Morgenstunden eher ruhig zugehe, steige, je länger der Tag dauert, die Zahl der Meldungen.

Eine bekannte: Kind vermisst. „Meistens wird es schnell wiedergefunden, hat es doch im Gedränge den Anschluss verloren.“ Schwarz erinnert sich an einen Mann, der verzweifelt seine Frau suchte. Handys hatte das Paar offensichtlich nicht mitgenommen. Nach drei Stunden sei die Ehefrau plötzlich wieder aufgetaucht. In den späteren Abendstunden häufen sich Meldungen über Prügeleien. Mitunter klinge eine eingehende Info viel schlimmer als das, was die Beamten vor Ort erwartet. So sei es auch zu Anfang der Woche gewesen. Eine größere Schlägerei entwickele sich da gerade auf dem Kirmesplatz, habe ein Anrufer zu verstehen gegeben. „Als die Einsatzkräfte ankamen, lieferten sich zwei Frauen ein hitziges Wortgefecht“.

Erhöhte Präsenz an Biergärten

Eine gewisse Brisanz ist nach Worten des Polizeibeamten mit folgender Viererkette verbunden: Rummel, späterer Abend, Jugendliche und Alkohol. Da die Polizei die möglichen Probleme und Folgen kenne, hielten sich die Einsatzkräfte zu den entsprechenden Zeiten oft in Nähe der Biergärten auf. Die Erfahrung zeige, dass allein schon die Anwesenheit Wirkung zeige.

Bei der Frage, über wie viele Einsatzkräfte die Kirmeswache verfüge, bleibt Roland Schwarz bewusst zurückhaltend. Allerdings gehören sowohl Beamte von Polizeiwachen als auch von Einsatzhundertschaften zum Aufgebot während der Cranger Kirmes, erklärt der 55-Jährige.

Neulinge werden gebrieft

Wer in diesem Wagen mitreisen muss, für den ist der Spaß zu Ende.
Wer in diesem Wagen mitreisen muss, für den ist der Spaß zu Ende. © Bolsmann

Bevor sie ihren Dienst auf dem Volksfest beginnen, „gibt es erst einmal ein Briefing, bei dem sie unter anderem eine Mappe mit Lageplänen zur Kirmes erhalten“, erläutert Schwarz. Viel diskutiert worden sei im Vorfeld der Kirmes, dass auf dem Areal nun drei stationäre Videokameras installiert seien und es zudem eine mobile Anlage gebe. „Wir haben die Geräte vor allem angeschafft, um die Besucherströme besser im Blick zu haben“. Aufzeichnungen seien zwar mit den Kameras möglich, würden aber nur in Ausnahmefällen genutzt, „wenn es zu einer größeren Schlägerei kommen würde, um Filmmaterial über das Geschehen zu haben.“

Nimmt die Polizei beispielsweise einen Beteiligten einer Prügelei in Gewahrsam, dann steht für solche Fälle vor der Wache ein Gefangenentransporter mit dem Ziel Polizeipräsidium. Ein Beamter hat ein Schild angebracht: „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“.

Die Wache ist in einem Malatelier untergebracht

Die Polizeiwache ist wie in den vergangenen Jahren in der Jugendkunstschule oder genauer im Raum des Malateliers untergebracht.

Schon am Montag vor Beginn des Rummels wird das gesamte Equipment installiert, von der Telefonanlage bis hin zu den PCs. „Es handelt sich um eine vollständige Wache, wenn auch auf kleinem Raum“, so Schwarz. Zum Polizeipräsidium Bochum gehören acht Wachen, „während der Cranger Kirmes kommt eine neunte hinzu“.