Herne. . Der große Festumzug zur Cranger Kirmes hat Teilnehmer und Zuschauer begeistert. Menschen jubelten, klatschten und sangen an den Straßen.

Paraden kennen Miriam O’Brian und Steven Norman aus ihrer irischen Heimat durchaus, aber einen Kirmesumzug, den haben sie noch nicht gesehen. Daher war ihnen die Einladung von Dietmar Majchrzak sehr willkommen. Bei ihrem Verwandten, „Fan des Rummels seit Jahren“, wie er sagt, machen sie ein paar Tage Urlaub. So machte sich das Paar gemeinsam mit Sohn Michael und ihrem Gastgeber auf zur Hauptstraße in Wanne, und sie gehörten somit zu den der großen Schar von rund 120 000 Umzugsfans, die laut Veranstalter am Straßenrand standen. Aber auch, als noch kein Wagen in Sicht war, ließen sich die Gäste von der Stimmung mitreißen. Denn auch da lagen sich schon Menschen in den Armen oder stimmten lauthals so manchen Gassenhauer an.

An den Straßen standen rund 120 000 Festumzugs-Fans, bilanziert der Veranstalter.
An den Straßen standen rund 120 000 Festumzugs-Fans, bilanziert der Veranstalter. © Klaus Pollkläsener

Die ersten Festwagen konnten gut weitermachen, denn sie hatten reichlich Rock, Pop oder Schlager an Bord. Das Publikum am Straßenrand ging richtig mit und ließ sich auch von der Hitze nicht bremsen. Wenn man Bekannte auf einem Wagen entdeckte, prostete man ihnen lauthals zu. Überhaupt gab es an Bier keinen Mangel, wobei sich aber auch viele Gäste eher an alkoholfreien Getränken orientierten – angesichts der sengenden Sonne, die auch schattige Plätzchen in saunaähnliche Orte verwandelte.

Menschen reckten und streckten sich

Die Akteure des Lindwurms, der traditionell seinen Anfang in Eickel nahm, trotzten dem heißen Wetter, verteilten Kamelle ohne Ende oder warfen auch gern mal kleine Geschenke, von Fußbällen über Flummis bis hin zu Kugelschreibern, in die Menge. Die Menschen reckten und streckten sich, auf dass sich die mitgebrachten Taschen füllten und das nicht zu knapp.

Ihre Festwagen hatten die Vereine, Gruppen und Firmen aus Herne sowie der näheren und weiteren Umgebung bunt geschmückt. Und wenn schon farbenfroh, dann sollten doch auch die Mitwirkenden kostümiert sein. Die Reiterinnen des Vereins St. Hubertus kamen als Prinzessinnen daher, der Wanne-Eickeler Sänger „Graf Hotte“ hatte seine Mondritter um sich geschart und der TV Röhlinghausen erinnerte an die Zeit der Pharaonen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Winkewinke: Auch die DLRG war mit von der Partie.
Winkewinke: Auch die DLRG war mit von der Partie. © Klaus Pollkläsener

Doch auch die Fußgruppen boten ein buntes Bild, die Frauen von BC Westfalia Herne waren als Schmetterlinge und Bienen unterwegs, die Familie Crangemann erschien im Bergbau-Dress. Überhaupt erinnerten viele Wagen und Gruppen an die Kohleförderung im Revier und dessen Aus zu Ende dieses Jahres, darunter auch der Förderverein „Zeche Hannover¨. Die Knappenvereine, seit jeher eine feste Größe des Umzugs, bereicherten auch dieses Mal wieder mit ihrer Musik den Umzugsreigen. Neben den örtlichen Gruppen, von den Wanne-Eickeler Schornsteinfegern über das DRK bis hin zum Förderturm, waren auch Gruppen aus der weiteren Umgebung angereist, beispielsweise die Landsknechte aus Halver oder der Fanfarenzug Rot-Weiß Vallendar 1985.

Einradfahrer sorgten für Aufsehen

Unter den zahlreichen Sportvereinen sorgte der Baukauer Turnclub für einiges Aufsehen, oder genauer gesagt, die Einradfahrer. Viele Zuschauer verfolgten fasziniert, wie es gelingen kann, mit Rucksack bepackt zu trampeln, zu steuern und dabei auch noch Mahlzeit zu halten.

Die WAZ hatte einen gemeinsamen Wagen mit  Radio Herne und dem Wochenblatt.
Die WAZ hatte einen gemeinsamen Wagen mit Radio Herne und dem Wochenblatt. © Klaus Pollkläsener

Der Club der Treckerfreunde war mit Oldtimern dabei. Wer genau hinschaute, entdeckte, dass der Sportwagenhersteller Porsche früher auch schon mal Traktoren produziert hat.

Wasserkanonen sorgten für Erfrischung

Auftritte wie diese waren meist nur eine kurze Unterbrechung, bevor es mit der Musikkarawane weiterging. Auch wenn das Trommelfell der Kirmesfans durchaus der einen oder anderen Strapaze ausgesetzt war, die Begeisterung hat es eher angeheizt. Apropos: Es war unter anderem der Wagen eines Reiseveranstalters, der mit Wasserkanonen für Erfrischendes sorgte, Abkühlung brachte wohl nur, wenn man sich mit Wasser übergoss, wie es nicht nur einmal zu sehen war.

Miriam O’Brian und Steven Norman hatten sich von Beginn an so postiert, dass sie zumindest nicht in der prallen Sonne stehen mussten. Sie fanden den Umzug „fantastic“ – und wenn es die Zeit zulässt, sind sie und auch der Sohn nächstes Jahr wieder dabei. Der Steppke war von der Kamelle vollkommen begeistert.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Gewinner

Den ersten Platz beim Wettbewerb um den schönsten Wagen hat die Reitgemeinschaft Herne-Börnig unter dem Motto „Von Crange verzaubert“ gewonnen. Den zweiten Platz belegte der Turnverein Röhlinghausen mit dem Titel „Der Pharao macht Crange froh“. Auf Platz 3 kamen die Cranger Blagen: „Manege frei für Crange“.


  • Darüber hinaus bewertete die Jury auch die Fußgruppen. Auf Platz 1 landete Familie Crangemann mit „Sag noch einmal Glückauf“, Platz 2 belegte die Showtanzgruppe Herne 87 mit „Eine Freundin für Fritz“ und Platz 3 ging an die Hundeschule Send: „Alles für den Dackel, alles für Crange“. Die Preisverleihung erfolgt am Montagabend bei der Veranstaltung „Engagiert in Herne“, 19 Uhr, Festzelt. Eintritt frei.

  • Insgesamt haben sich rund 4000 Akteure am Umzug beteiligt, an dem 114 Gruppen mitwirkten. Sie waren entweder mit Fußgruppen oder Festwagen oder waren in beiderlei Weise dabei. 75 Mitarbeiter der Verwaltung waren als Ordnungskräfte im Einsatz.

  • Nach Angaben der Polizei gab es keine besonderen Vorkommnisse. Personelle Engpässe habe es lediglich gegeben, weil gleichzeitig ein Spiel von VfL Bochum stattgefunden habe.