herne. . Beim Vergleich mit sieben Mineralwassern konnte das Herner Leitungswasser mithalten. WAZ-Leser wunderten sich beim Test über den guten Geschmack.

Es ist in diesen heißen Tagen das wohl meist gefragte Lebensmittel: Wasser. Und das steht in Deutschland, was nicht selbstverständlich ist, überall in Trinkwasserqualität zur Verfügung – nicht nur abgefüllt in Flaschen, sondern auch aus der Leitung. Aber wie steht es um den Geschmack? Kann Herner „Kraneberger“, das zum Teil aus Haltern, zum Teil aus Witten kommt, mithalten mit den Nobelwässerchen zu 125 Euro pro Liter oder wenigstens mit dem Wasser bekannter Marken? Stadtwerke und Gelsenwasser wollten es wissen und baten WAZ-Leser zum Test.

Der allerdings erst mit etwas Verzögerung beginnen konnte: Genau zu den einleitenden Erklärungen von Uwe Pöhls vom I.E.S.K. (Institut für angewandte Sozial- und Kommunikationsforschung), der den Test organisierte, leitete und auch auswertete, schlug der Brandalarm im Stadtwerke-Haus am Grenzweg an. Also alle raus, vors Haus, zehn Minuten warten. Dann Entwarnung, alle wieder rein und los ging’s mit dem Wassertest.

125 Euro für einen Liter Bling H2O

Acht Proben unterschiedlicher stiller Wasser bekam jeder Tester auf einem Tablett serviert. Neben dem Herner Leitungswasser, Wasser vom Discounter, von bekannten Markenfirmen und drei Luxuswasser, darunter die beiden teuersten Mineralwasser der Welt. „Die Nobelmarke Bling H2O aus Hollywood für 125 Euro pro Liter und 4000 Jahre altes verflüssigtes Eisbergwasser“, verdeutlichte Uwe Pöhls die Herausforderung, vor der die Teilnehmer standen. Können sie die teuersten Wässer herausschmecken? Sie kosten immerhin 50 000-Mal so viel wie das billigste - und sind auch nur in Nobelläden zu bekommen.

Auch die Nase gehörte zu den Testwerkzeugen.
Auch die Nase gehörte zu den Testwerkzeugen. © Michael Korte

Auf einem Testbogen einzutragen waren die vermutete Art des Wassers (zum Beispiel Leitungswasser, Markenwasser), Geruch und Geschmack. Am wichtigsten, so Pöhls, sei jedoch die letzte Kategorie, die persönliche Bewertung, analog zu den Schulnoten.

Konzentriert machten sich alle ans Probieren. Schnuppern, das Wasser im Glas kreisen lassen, ein kleines Schlückchen nehmen, im Mund hin und her rollen und ganz langsam schlucken. Nachspüren. Schmeckt das süßlich? Metallisch? Nach gar nichts? Oder etwa sogar abgestanden? Dann noch einmal schnuppern und probieren, die entsprechenden Kategorien ankreuzen. Und zum nächsten Glas, bis alle acht getestet waren.

„Gar nicht so einfach“, meinten anschließend die meisten Tester. Vor allem hätten sie nicht damit gerechnet, dass Wasser so unterschiedlich schmecken kann. „Aber“, so Teilnehmerin Christine Schönfuß, „fünf waren dabei, die für mich neutral geschmeckt haben und die ich jederzeit trinken würde.“

Geruch und Geschmack spielten die Hauptrollen beim Wassertest.
Geruch und Geschmack spielten die Hauptrollen beim Wassertest. © Michael Korte

Eine miserable Öko-Bilanz

Einige Überraschungen gab es, als Uwe Pöhls die Tester darüber aufklärte, welches Wasser sich hinter welcher Probe verbarg. Einen eindeutigen Favoriten gab es auf den ersten Blick nicht, die teuren Wasser schnitten nicht besser ab als andere. Bei einigen Testern ließen sich bestimmte Vorlieben erkennen, zum Beispiel für eher hartes oder weiches Wasser.

Das leicht süßlich schmeckende Luxus-Südsee-Wasser „Fiji“ von den Fidschi-Inseln schmeckte einigen gar nicht – ein Wasser, das wegen seiner langen Transportwege eine lausige Öko-Bilanz aufweist. Auf wenig Begeisterung stieß das Wasser vom Discounter aus der Weichplastikflasche: „Das Problem ist die Flasche“, bestätigte Pöhls den Eindruck. „Das Wasser nimmt den Geschmack an.“

Das Ergebnis: Volvic hat die Nase vorn

Aus dem Land der Feinschmecker kommt das Wasser, das den Teilnehmern beim Test am besten schmeckte: Volvic naturell, der Klassiker aus der Auvergne in Frankreich, gewann klar mit der Durchschnittsnote 2,15. Dahinter teilten sich drei Wässer den zweiten Platz und darunter ist das Herner Leitungswasser.

Es bekam ebenso wie der zweite Klassiker beim Test, Gerolsteiner naturell, eine Durchschnittsnote von 2,4. Das gilt auch für eins der drei Nobelwasser: Fuji aus der Südsee. Saskia naturis von Lidl kam mit der Note 2,5 auf Platz 3. Das Weltwasser Nestlé Pure Life still, das es in über 50 Ländern der Erde zu kaufen gibt und durch eine Anpassung der Mineralisierung immer gleich schmeckt, erhielt die Note 2,75 und liegt gleichauf mit dem Polar-Eisbergwasser, das nur bei Harrods in London erhältlich ist.

Das Schlusslicht ist mit der Note 2,8 das teuerste Wasser: Bling H2O.