Ein Besuch bei Annette Ihme-Krippner, die erst spät zu ihrer Berufung fand. Heute beschäftigt die Künstlerin vor allem das Bild der Frau.

Schon im Flur des Altbaus weiß der Besucher, dass er richtig ist. Am Eingang steht ein Stuhl aus der Ausstellung „Kunstsitzen“. Annette Ihme-Krippner hat 2015 bei dem Projekt mitgemacht, bei dem Künstler Stühle gestaltet haben.

Vor den Wänden stapeln sich die Bilder

„Ich habe ein wenig aufgeräumt“, begrüßt sie die Besucher. Ihr Atelier sieht wohlgeordnet aus. In den Regalen stehen Kunstbücher und Kataloge. In einem andern liegen kleine Bilder. Vor den Wänden stapeln sich fertige Bilder auf Leinwand. Hinter der Tür stehen neue weiße Keilrahmen. An den Wänden hängen einige ihrer Bilder.

In den Arbeiten mischen sich oft grafische und malerische Elemente. Figuren werden mit wenigen Linien flüchtig angedeutet und mit farbigen Flächen kontrastiert. In vielen Arbeiten konzentriert sich Annette Ihme-Krippner auf Köpfe, vor allem Köpfe von Frauen. Über dem Tisch mit ihrem Computer hängt eine Reihe von Bildern mit Kindern.

Farben und Pinsel auf dem Arbeitstisch

Der Maltisch der Künstlerin.
Der Maltisch der Künstlerin. © Rainer Raffalski

Vor dem großen Fenster steht ein Arbeitstisch. Er ist voll mit Farben in Tuben und Flaschen. Pinsel stehen in Behältern. Da liegen Pappen, Spachtel und alle möglichen Utensilien. Alles ist griffbereit. Wenn Annette Ihme-Krippner beim Arbeiten aufblickt, schaut sie auf den Marktplatz und das Rathaus. Auf einer Staffelei steht ein Bild. „Das ist noch nicht ganz fertig“, erklärt sie.

Eigentlich male sie gar nicht direkt an der Staffelei. Da stehen die Bilder nur, damit sie sehen kann, was fehlt, und die letzten Korrekturen vornehmen kann. In einem gemütlichen Sessel sitzend, hat Annette Ihme-Krippner genau den richtigen Abstand, um die Bilder anzuschauen. „Ich male viel auf dem Boden“. Eine Plastikplane schützt den Dielenboden. Hier wird die Farbe oft mit dem Spachtel auf das Bild gebracht.

Ein Kunststudium kam nicht in Frage

Annette Ihme-Krippner malt gern auf dem Boden.
Annette Ihme-Krippner malt gern auf dem Boden. © Rainer Raffalski

Gemalt habe sie eigentlich immer schon. „Aber ich komme aus einem Arbeiterhaushalt. Da gab es kein Kunststudium. Die Flausen musste ich mir aus dem Kopf schlagen.“ Zur Malerei hat sie erst in der Ausbildung zur Psychotherapeutin zurückgefunden. „Da hat es plötzlich Klick gemacht.“ Einige Jahre hat sie mit Plastiken und Objekten experimentiert. „Ich habe dann aber gemerkt, dass ich durch und durch Malerin bin.“

Plötzlich war da das Thema Mensch

In ihrer Malerei folgt sie ganz dem eigenen Impuls. „Ich male wie ich koche, schnell und intuitiv“, sagt sie. Angefangen hat Annette Ihme-Krippner mit eher gegenstandslosen Bildern. „Auf einmal war das Thema Mensch da. Vor allem Frauen.“ In vielen ihrer Bilder denkt sie über die Rolle der Frau in unserer heutigen Gesellschaft nach. „Mit dem Thema bin ich noch nicht fertig.“

Im August bietet sie im Kreativquartier Wanne/Hallenbad einen Workshop an: „Malen mit Frauen – wie sieht Frau sich im Kontext gesellschaftlicher Umstände und eigener Entwicklung.“ Sie hofft auf spannende Ergebnisse. „Wenn ich selber mal mit einem Bild nicht weiterkomme, mal’ ich Blumen“, stellt sie lachend fest.

>>> ZUR PERSON

Annette Ihme-Krippner ist 1956 in Wanne-Eickel geboren.

Sie ist Diplomsozialpädagogin und Psychotherapeutin HP. Nach zwei Jahren Studium am Institut für Kunst und Kunsttherapie in Bochum hat sie die Meisterklasse besucht.

In Witten gehörte sie zur den Mitgründerinnen des Künstlerinnenhauses.

Seit 2009 lebt sie in Herne, ist Mitglied des Herner Künstlerbundes und Mitbegründerin der Gruppe „Crikraculum“.

Ihre nächste Ausstellung „apriori wertvoll“ findet im Kreativquartier im Hallenbad (Heinestraße 1) statt. Die Eröffnung ist am 16. August um 18 Uhr.