Herne. . In Hagen ist ein großes Bauwerk über die A 46 freigegeben worden. Errichtet wurde es von Heitkamp in Wanne-Eickel – als „Lego-Brücke“.
Großes Lob hat die Firma Heitkamp aus berufenem Munde erhalten: NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst betonte ihre Leistungen beim Bau eines landesweiten Pilotprojektes. Mit Hilfe des Unternehmens habe man eine Punktlandung geschafft. Die Hagener Brücke an der Hammacherstraße über die A 46 ist nach nur 100 Tagen fertig. „Eigentlich braucht man für solche Vorhaben über 200 Tage“, so der CDU-Politiker am Montag bei der Freigabe des Bauwerks, das „man inzwischen auch gern Legobrücke nennt“.
Nach Kinderspiel hörte es sich allerdings nicht an, als Jörg Kranz, Heitkamp-Geschäftsführer, gegenüber der WAZ die technischen Details des Vorhabens erläuterte. Denn der Name rühre lediglich daher, so Kranz, dass man das Baukastenprinzip angewandt habe: „Hier sind ausschließlich vorfertigte Teile, in diesem Fall Stahlbetonelemente, zum Einsatz gekommen.“
Üblicherweise werden, so der Firmenchef, Fundament und Widerlager vor Ort gegossen. Dieses Mal allerdings habe die Freudenberger Firma Quast alle Teile schon komplett vorproduziert. Damit sei es möglich gewesen, die Arbeit auf der Baustelle selbst erheblich zu verkürzen. Dort hieß es dann, 180 Baukörper, 60 große und 120 kleinere, exakt zusammenzufügen, die schwersten hatten ein Gewicht von 52 Tonnen.
Der Polier auf der Baustelle habe, wie Minister Wüst ein Gespräch mit ihm wiedergab, „täglich geflucht, weil noch vieles ausprobiert werden musste, denn das gesamte Verfahren ist hierzulande noch vollkommen neu“. Die Herausforderungen für die Arbeiter „bestand darin, dass absolute Präzision gefragt war, es gab Null Toleranzen¨, erläuterte Kranz. Genauigkeit sei natürlich bei Brücken Gang und Gäbe, aber eine solche millimetergenaue Passgenauigkeit nicht immer in dem Maße erforderlich. Tagtäglich seien rund 20 Mitarbeiter des Wanne-Eickeler Unternehmens in Hagen tätig gewesen, zum Ende hin habe man Schichten rund um die Uhr gefahren, so der Geschäftsführer, um den Zeitplan einzuhalten.
Brücke ist Vorbild fürweitere Projekte
Die Erfahrungen aus diesem und drei weiteren neuartigen Brückenbauprojekten, zwei in Werne und eines an der niederländischen Grenze, sollen ausgewertet und für weitere Vorhaben genutzt werden, erklärte Wüst. In den nächsten Jahren sind nach seinen Angaben Investitionen für Autobahnen und Bundesstraßen in Höhe von 14 Milliarden Euro vorgesehen. „Das führt zu einer erheblichen Verdichtung an Straßenbauprojekten“. Um die Arbeiten für die Autofahrer erträglich zu gestalten, suche man derzeit nach Lösungen, die zu Zeitersparnis führen. Schon jetzt seien bekanntlich die Beschwerden über Staus auf den Straßen sehr immens, sagte Wüst.
Finanziell betrachtet bringt allerdings die Legobrücke nach seinen Worten keine Vorteile mit sich. Auf eine genaue Aussage, ob das Modell vielleicht sogar etwas teurer sei als herkömmliche Verfahren, wollte er sich aber nicht festlegen. Nach Einschätzung von Thomas Oehler, Regionalleiter Autobahnen beim Landesbetrieb Straßen NRW, kostet der Bau 4,5 Millionen Euro. Auch Oehler unterstrich, dass man sich sehr bewusst für das Legoprinzip entschieden habe, um einmal den Nutzeffekt auszutesten. Gemeinsam mit Wüst zeigte sich Oehler überzeugt, dass die Brücke ein Vorbild für weitere Bauwerke sein könne.
Idee zu Konzept kommtaus Bremer Ingenieurbüro
Die Idee zu dem Konzept stammt nach Angaben des Landesbetriebs von einem Bremer Ingenieurbüro, das die Ausschreibung gewonnen habe. „Eigentlich sind solche Bauweisen bei unseren niederländischen Nachbarn üblich“, meinte Minister Wüst. Dort seien allerdings die technischen Vorgaben ein wenig verändert, so dass man das Verfahren nicht eins zu eins habe übernehmen können.
Die Firma Heitkamp habe sich gerne den Herausforderungen gestellt, so Geschäftsführer Kranz und berichtet von weiteren Erfolgen. Das Unternehmen hat danach Aufträge für zwei neue und innovative Brückenbauprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund vier Millionen Euro bekommen.