Herne. . WAZ-Leser schauten sich das Logistik-Unternehmen Duvenbeck an. Herausforderungen sind Arbeitskräftemangel und eine ausgefeilte Software.

Wenn eine Holzkiste mit lauter Lkw-Bauteilen von Antwerpen nach Brasilien geschickt wird, dann landet sie auf ihrem Weg durch die Welt wo? In Herne, und zwar beim Logistik-Unternehmen Duvenbeck im Gewerbegebiet Schloß Grimberg. Seit September ist die Firma mit Stammsitz im münsterländischen Bocholt auch in Herne ansässig. Ein Dutzend WAZ-Leser wollten wissen, ob Logistik wirklich so kompliziert ist, wie sie klingt.

Eine Riesenpalette mit Getrieben für das BMW-Werk im bayrischen Wackersdorf wartet auf einen Duvenbeck-Lkw, von denen insgesamt 5000 Stück auf den Straßen in ganz Europa rollen, rund 270 davon sind am neuen Standort Herne stationiert.

Ein Duvenbeck-Lkw an der Pforte.
Ein Duvenbeck-Lkw an der Pforte. © Rainer Raffalski

Und dort durchlaufen fast ausschließlich Fahrzeugteile die großen Hallen mit insgesamt 20 000 Quadratmetern Grundfläche. Niederlassungsleiter André Joswig ist Speditionskaufmann und Betriebswirt, er führt die Lesergruppe nach einer kurzen Einführung durch die Riesenhallen, zeigt aber auch die Büros und den Pförtnerbereich, wo die Lkw-Fahrer sich an- und abmelden.

„Wir arbeiten fast ausschließlich für die Automobilindustrie“, erläutert Joswig. BMW, Mercedes, VW oder Volvo seien die Kunden, um nur einige Namen zu nennen. Ein ganz besonderes und attraktives Standbein: Duvenbeck montiert an einigen Standorten, die ebenfalls auf ganz Europa verteilt sind, sogar Achsen für Autokonzerne selbst, beispielsweise für den VW „Up“. „Hier lässt sich noch eine gute Mark machen“, weiß der 43-Jährige. 350 Mitarbeiter arbeiten in Herne, von denen in den Morgenstunden die wenigsten zu sehen sind, weil sie auf Achse sind oder erst am Nachmittag oder nachts arbeiten.

Fortschreitende Technisierung

Ein paar Gabelstapler huschen durch die Hallen, es sitzen leibhaftige Fahrer darauf, noch ist dieser Bereich nicht voll automatisiert. Aber im Zuge fortschreitender Technisierung und immer krasser werdendem Arbeitskräftemangel im Logistikbereich werden sich auch hier wohl langfristige Veränderungen ergeben. Joswig spricht sogar bereits vom „autonomen Fahren“ von Lastwagen der Zukunft, weil Lkw-Fahrer immer knapper werden. Mussten sie zeitweilig aus Polen angeworben werden, ziehe „die Karawane“ bereits weiter, sagt Joswig. „Es sitzen auch schon zahlreiche Bulgaren oder Ukrainer am Steuer unserer Lkws.“

Führung durch die Duvenbeck-Hallen.
Führung durch die Duvenbeck-Hallen. © Rainer Raffalski

Die Probleme lägen in der relativ schlechten Bezahlung von Lkw-Fahrern und in den ungünstigen Arbeitszeiten: „Sie müssen oft im Lastwagen schlafen, können abends nicht zu Hause sein.“

Eine weitere Herausforderung für die Logistiker: die Digitalisierung und Optimierung der Programme. Duvenbeck hat eigene Programmierer, greift aber auch auf Dienstleister zurück. „Wir können aber alle Ideen und Themen, die wir haben, gar nicht auf die Straße bringen. Wir können die dafür nötige Software gar nicht so schnell entwickeln, wie es für uns nötig wäre“, erläutert der Niederlassungsleiter.

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Im September 2017 wurde der neue Duvenbeck-Standort offiziell eröffnet. Für ihn wurden die Standorte Duisburg, Bochum und Wuppertal zusammengelegt. Das Unternehmen arbeitet im Dreischicht-Betrieb, 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche.

Duvenbeck geht bei der Suche nach neuen Fahrern neue Wege und hat am Stammsitz in Bocholt eine eigene Fahrerakademie eingerichtet. Auch in Rumänien finden die Schulungen für Lkw-Fahrer im eigenen Unternehmen statt. Dort werden die Fahrer-Neulinge durch drei eigene Fahrtrainer umfangreich in Theorie und Praxis geschult.