Herne. . Am Sonntag steigt das WM-Finale. Die WAZ hat sich umgehört. Frankreich gilt als Favorit, aber Kroatien hat einen goldigen Trainer.

Am Sonntag erreicht die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ihren krönenden Höhepunkt - mit dem Endspiel zwischen Frankreich und Kroatien. Die WAZ hat nach den Erwartungen gefragt.

 Woody van Eyden
Woody van Eyden © Thomas Schild

Der Kroate

Finale, o-ho: Vor der Weltmeisterschaft wäre für den Herner Zahnarzt Dr. Veselko Jovanovic das Erreichen des Viertelfinals für „seine“ kroatische Mannschaft ein „super Erfolg“ gewesen. Dass das Team am Sonntag im Finale gegen Frankreich spielt, macht Jovanovic unheimlich stolz. „Ich bewundere die Jungs dafür, welche Kraft sie gehabt haben“, sagt er mit Blick auf drei Spiele mit Verlängerung. Seine Zuversicht fürs Finale zieht Jovanovic aus zwei Punkten. 1998 schieden die Kroaten im Halbfinale mit 1:2 gegen die Franzosen aus. Weil die Kroaten also noch was gutmachen müssten, würden sie den Spieß nun umdrehen. Und: Der Vorname des kroatischen Trainers Zlatko Dalic. Zlatko bedeutet „der Goldige“. Trotz der Vorfreude schwebte Veselko Jovanovic noch am Freitagabend zwischen Hoffen und Bangen. Er hatte versucht, noch Karten fürs Endspiel zu bekommen. Der Ausgang war noch offen, schließlich braucht er auch Visum, Flug und Unterkunft. Und wenn es nicht klappt? Will er das Endspiel in Zagreb schauen.

Der Franzose

1:0 für Frankreich – das tippt Yves Rivereaux aus Hernes Partnerstadt Hénin-Beaumont. Der 68-Jährige ist Mitglied im Partnerschaftsverein, den „Les amis de Herne“, und sitzt am Sonntag mit der Familie vor dem Fernseher. Von einer großen Fußballbegeisterung vor dem Finale sei in der Partnerstadt nicht viel zu spüren, berichtet er, obwohl es schon einen Autokorso gegeben habe. Auch er sei nicht fußballverrückt, sagt Rivereaux in fließendem Deutsch am Telefon, bei Fußball-Europameisterschaften und -Weltmeisterschaften schalte er aber natürlich ein. Mit einem leichten Spiel für Frankreich rechnet er nicht: „Die Kroaten kämpfen, und sie sind sehr schnell.“ Luka Modric sei ein Beispiel. Ein Vorteil für „Le bleus“ könnte sein: „Sie hatten nach dem letzten Spiel einen Tag mehr zum Ausruhen.“ Wer das 1:0 schießt? Antoine Griezmann, so Hernes Freund.

Reinhold Spohn
Reinhold Spohn © Bastian Haumann

Der Deutsche

Frankreich wird Weltmeister – glaubt auch Reinhold Spohn, Leiter der Fachschaft Fußball im Herner Stadtsportbund. Auch sein WM-Lieblingsspieler kommt aus dem Land der Liebe, des Weins und der Mode: „Kylian Mbappé!“ Und zum Dritten: Das beste Spiel der WM („ich habe 80 Prozent aller Spiele gesehen“) war für den 68-Jährigen der 4:3-Sieg der Franzosen im Achtelfinale gegen Argentinien. Die deutsche Pleite in der Vorrunde habe ihn nicht sooo überrascht: „Ich habe das schon nach dem 0:1 gegen Mexiko befürchtet.“ Jogi Löw solle trotzdem Bundestrainer bleiben. Warum? „Wer sollte es denn sonst machen?“, fragt (nicht nur) Reinhold Spohn.

Der Niederländer

Kroatien gegen Frankreich? „Für mich ist die WM vorbei“, sagt Woody van Eyden, der Niederländer aus Eickel. Dabei habe er den Fußballgipfel zu Beginn intensiv verfolgt. Da sein Heimatland nicht dabei ist, drückte er zunächst den Belgiern die Daumen – bis zum Aus im Viertelfinale. Als heimlicher England-Fan („ich mag Kick and Rush“) fieberte er im Halbfinale mit Kane, Alli & Co. - die sich dann ebenfalls verabschiedeten. Und wie steht er zu Deutschland? „Ich bin gebürtiger Niederländer. Ich kann im Fußball nicht für Deuschland sein“, sagt der 55-Jährige, der mit einer Deutschen verheiratet ist. Nur für seinen neunjährigen Sohn tue es ihm etwas leid, dass Deutschland in der Vorrunde rausgeflogen sei. Dass „sein“ Team sich gar nicht erst qualifizieren konnte, dafür hat van Eyden eine Erklärung: „Die Holländer haben Eier. Sie haben Probleme mit Putin und entschieden: Da machen wir nicht mit“, so seine möglicherweise nicht ganz ernst gemeinte Theorie. Die letzten beiden Tage der WM verbringt der Eickeler übrigens auf Ibiza: Der in der Szene bekannte DJ und Musikproduzent war am Freitagabend Gastgeber des großen Dance-Events „Live from Ibiza 2018“.

397 Menschen mit kroatischem Pass leben in Herne

In Herne steht es schon vor dem Anpfiff des WM-Finals am Sonntag 1:0 für Kroatien gegen Frankreich. Denn: Zumindest zahlenmäßig haben Kroaten die Nase vorne.

Aktuell leben 397 Menschen mit kroatischem Pass in Herne. Dem stehen „nur“ 63 Franzosen gegenüber. Die ausgeschiedenen Halbfinalisten ziehen auch quantitativ den Kürzeren: In Herne haben aktuell 59 Engländer und 32 Belgier ihren Lebensmittelpunkt.