Herne. . Projekt will 15- bis 35 Jährige ohne Job und Ausbildung erreichen. Fünf europäische Regionen ziehen an einem Strang, darunter ist auch Herne.

Mit diesem Dilemma hat nicht nur Herne zu kämpfen: Fachkräfte fehlen und gleichzeitig steht jeder siebte junge Mensch dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Auch in Holland, Belgien, Frankreich und England sind geschätzt 14 Prozent der jungen Leute ohne Job und weder in Ausbildung noch Weiterbildung. Ein neues europäisches Programm will sie erreichen - und Herne ist dabei. Welche Hoffnungen die Stadt damit verknüpft, erläuterten am Montag Oberbürgermeister Frank Dudda und Vertreter des Instituts für Kirche und Gesellschaft (IKG).

OB will „das Problem europäisch angehen“

„Wir kommen mit unseren Modellen alleine nicht weiter“, räumte der Oberbürgermeister ein. Anderen gehe es genauso. Deshalb müsse „das Problem europäisch angegangen werden“. Wenn 14 Prozent der 15- bis 35-Jährigen nicht erreichbar seien, sei das eine Verschwendung von Potenzial.

Projektteilnehmer aus Herne und dem Ausland trafen sich im LWL-Museum mit OB Dudda (von hinten).
Projektteilnehmer aus Herne und dem Ausland trafen sich im LWL-Museum mit OB Dudda (von hinten). © Klaus Pollkläsener

Bestehenden Kontakten mit dem Institut für Kirche und Gesellschaft der evangelischen Kirche von Westfalen ist es zu verdanken, dass Herne den Zuschlag bekam, ebenso wie Leuven (Belgien), Lille (Frankreich), Tilburg (Holland ) und London (England). Vertreter aus allen beteiligten Regionen sind momentan zu einem Arbeitstreffen in Herne. In den nächsten drei Jahren sollen sie Module erstellen, Trainer ausbilden und ein Netzwerk knüpfen. „In Herne müssen wir 150 Jugendliche erreichen“, erklärte der Oberbürgermeister. Die Stadt arbeitet mit der Gesellschaft freie Sozialarbeit (GFS) zusammen, die in Wanne-Eickel unter anderem Wohngemeinschaften für obdachlose Jugendliche eingerichtet hat.

Unternehmerische Fähigkeiten entdecken

„Empowering Youth through Entrepreneurial Skills“ lautet der Titel des Programms, abgekürzt EYES. Was damit gemeint ist, erläuterte Pfarrer Klaus Breyer vom Institut für Kirche und Gesellschaft: „Jugendliche sollen ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen durch das Entdecken unternehmerischer Fähigkeiten.“ Ziel sei es, „sie aus der Spirale von Benachteiligung herauszuholen“.

Dass „unternehmerisch“ nicht bedeutet, dass alle eine Firma aufbauen, wurde im Verlauf des gestrigen Pressegesprächs deutlich. Wunsch sei es vielmehr, bei den Jugendlichen Qualitäten und Talente zu entdecken, die überall im Arbeitsleben nützlich seien und bei einem kleinen Teil möglicherweise in eine Selbstständigkeit münden könnten. Wichtig sei es, dass sie feststellten, „ich kann was“, sagte Jürgen Born vom Institut für Kirche und Gesellschaft, und sei es, ein Fußballturnier organisieren.

Fünf Regionen sollen Erfahrungen austauschen

Born unterstrich den „transnationalen Ansatz“. Alle fünf Regionen könnten mit ihrer jeweiligen lokalen Expertise voneinander profitieren. Auch die Jugendlichen selbst sollen eingebunden werden. Born: „Was sie anspricht, fließt ein in die Konzeptionierung.“ Ausprobieren will man zum Beispiel spezielle Apps. In den fünf Ländern sind vier Hochschulen für die Konzeptarbeit zuständig, vier Städte für die politische Umsetzung und vier soziale Organisationen für die Umsetzung vor Ort. Eine dieser Organisationen ist die Stiftung JES in Belgien, für die Jeroen Bels nach Herne gereist ist. Er erklärte das niederschwellige Konzept seiner Organisation, die in drei Städten ansprechbar sei für alle Fragen von Freizeit bis Bildung und die Jugendlichen dort gut erreiche.

>>> MEHR INFOS ZU EYES

EYES steht für Empowering Youth through Entrepreneurial Skills (Jugendliche stark machen durch unternehmerische Fähigkeiten), ein Programm für Nord-West-Europa.

  • Zielgruppe sind NEETS zwischen 15 und 35 Jahren: Not in Employment, Education or Training - weder berufstätig, noch in Aus- und Weiterbildung.

  • Budget: 4,3 Millionen Euro. Finanzierung: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung und Interreg-Nordwesteuropa-Programm. 1 Million Euro entfällt auf die deutschen Partner.