Herne. . Verdi fordert nach langen Verhandlungen einen Tarifvertrag für das Eisenbahn-Technik-Zentrum in Herne. Das Unternehmen reagiert nicht amüsiert.
In den Tochtergesellschaften der städtischen Wanner-Herner Eisenbahn (WHE) rumort es weiter. Auch nach über einem Jahr intensiver Verhandlungen gibt es für die Mitarbeiter des Eisenbahn-Technik-Zentrum (ETZ) noch immer keinen Tarifvertrag. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert deshalb die Arbeitgeber scharf. Nicht zufrieden ist sie auch mit dem Tarifvertrag für die Belegschaft des Container Terminal Herne (CTH). Hier fordert sie Nachbesserungen.
Zum Hintergrund: Seit Jahren kämpft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) für bessere Löhne im Wanner Westhafen. Tenor: Tarifverträge für alle müssten her, Mitarbeiter fair bezahlt werden. Unterstützung fanden sie im vergangenen Jahr in der Politik. Zufrieden aber sei die Belegschaft längst noch nicht komplett, heißt es bei Verdi.
Vorwurf: Gleiche Arbeit, unterschiedlicher Lohn
Denn: Der Eisenbahntarifvertrag, der beim Eisenbahn- und Hafenbetreiber WHE für die 84 Mitarbeiter gilt, kommt nicht bei der Tochter ETZ zur Anwendung; dort werden etwa Lokomotiven gewartet und repariert. Während dorthin „entliehene“ WHE-Mitarbeiter nach dem Eisenbahntarifvertrag bezahlt werden, erhielten die elf ETZ-Mitarbeiter für dieselbe Arbeit deutlich weniger Geld, kritisiert Michael Wiese, Leiter der Abteilung Tarifpolitik von Verdi NRW, gegenüber der WAZ.
Seit einem Jahr verhandele die Gewerkschaft mit dem Arbeitgeber darüber, diesen Zustand zu beenden, sprich: dafür, dass auch die ETZ-Mannschaft den Tarifvertrag bekommt. Eigentlich müssten nur noch Details geklärt werden. Die Chefetage aber bewege sich nicht, mehr noch, sie ziehe die Verhandlungen in die Länge. „Wenn man das Ganze nicht wohlwollend betrachtet, könnte man es Methode nennen“, schimpft Verdi-Mann Wiese. Er fordert: „Dieser Zustand muss ein Ende haben.“
Regelmäßiger Dialog mit der Gewerkschaft
Nicht zufrieden ist Wiese auch mit dem Speditionstarifvertrag, der seit etwa einem Jahr im Container-Terminal Herne für die 37 Mitarbeiter gilt: „Der hat keine Lohngerechtigkeit zur Folge.“ So komme es vor, dass Tarife für neue Mitarbeiter noch immer ausgehandelt würden. Deshalb erhielten einige Kollegen auch dort mehr als andere. Was ETZ und CTH angeht, stellt Wiese deshalb fest: „Das ist kein Gebaren, wie man das von einem öffentlichen Arbeitgeber erwartet.“
Thorsten Kinhöfer, seit Januar CTH-Geschäftsführer, weist die Vorwürfe zurück. Das ETZ sei im regelmäßigen Dialog mit Verdi, zuletzt habe man sich vor einer Woche getroffen, der nächste Termin stehe für Anfang kommenden Monats an. Der 49-Jährige zeigt sich ob der Verdi-Vorwürfe in der WAZ „befremdet“. Auch die Kritik an der Bezahlung im Container Terminal Herne kann er nicht nachvollziehen.
SPD-Fraktionschef fordert Lösung
SPD-Fraktionsvorsitzender Udo Sobieski untermauert seine Forderung, dass auch die ETZ-Belegschaft einen Tarifvertrag bekommt: „Man muss zu einer Lösung kommen.“ Zwischenzeitlich seien die Parteien „nah beieinander gewesen“, sagt er. Wichtig sei, dass es zu einer tragfähigen Lösung komme. Diese, betont er, müsse aber auch die Belange des Unternehmens berücksichtigen. Die WHE als Ganzes habe sich gerade erst stabilisiert, das dürfe nicht gefährdet werden.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Die WHE
Die Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen (WHE) ist ein städtischer Eisenbahn- und Hafenbetreiber mit Standort im Westhafen am Rhein-Herne-Kanal. Das Unternehmen gehört fast komplett den Stadtwerken Herne, einer Tochter der Stadt Herne.
Die WHE, über 100 Jahre alt, schlägt Waren um und transportiert sie. Verbindungswege sind Schiene, Schiff und Straße. Die Gleislänge beispielsweise beträgt 34 Kilometer, die WHE hat acht Diesellokomotiven.
Die Tochtergesellschaft Container Terminal Herne (CTH) hat eine Umschlagskapazität von 250 000 Ladeeinheiten pro Jahr. Im Eisenbahn Technik Zentrum GmbH (ETZ) werden Lokomotiven gewartet und repariert.